Mit „Tanz der Teufel“ hat Sam Raimi („Spider-Man“) Anfang der 1980er-Jahren einen absoluten Kultfilm geschaffen, der bis heute von Horror-Liebhaber*innen frenetisch gefeiert wird. Mit wenigen Mitteln ist es Raimi gelungen, nicht nur eine frische Mythologie in Szene zu setzen, sondern auch eine neue Ikone des Genres zu kreieren: Ash (Bruce Campbell). Dass daraus ein Franchise entstehen sollte, welches nun mit „Evil Dead Rise“ schon in die fünfte Runde geht, hätte Raimi aber wohl selbst nicht erwartet.
Da es sich bei der „Evil Dead“-Reihe (so der Originaltitel) aber auch um ein Franchise handelt, bei dem es eigentlich keine Ausfälle zu vernehmen gibt, war die Vorfreude auf „Evil Dead Rise“ natürlich groß. Vor allem Horror-Fans der etwas härteren Gangart waren gespannt, nachdem bekannt gegeben wurde, dass in dem Film mehr als 6.500 Liter Kunstblut vergossen wurden. Damit sollte Regisseur Lee Cronin in die direkte Konkurrenz mit Fede Alvarez' Reboot „Evil Dead“ aus dem Jahre 2013 treten. Auch hier stand das Vergießen von rotem Lebenssaft nahezu im Mittelpunkt des Geschehens.
"Evil Dead Rise" spart nicht an Blut, aber es fehlt das gewisse Etwas
In „Evil Dead Rise“ finden wir uns – nach einem kurzen Prolog – nicht mehr in der einsamen Hütte im Wald wieder, sondern in einem baufälligen Wohnkomplex irgendwo mitten in Los Angeles. Hier stehen Beth (Lily Sullivan), ihre ältere Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) sowie deren drei Kinder im Zentrum des finsteren Treibens. Eines der Kinder stößt schon bald auf das Necronomicon Ex-Mortis, das aus den vorherigen „Tanz der Teufel“-Teilen bekannte Buch der Toten, und es dauert nicht lange, bis das heraufbeschworene Böse dafür sorgt, dass die Dämonen Amok laufen.
Was man Lee Cronin definitiv nicht vorwerfen kann, ist, dass er bei seinem „Evil Dead“-Einstand mit Blut geizen würden. Nein, die kolportierten 6.500 Liter Kunstblut in „Evil Dead Rise“ sind spürbar und der Film macht sich eine Freude daraus, sich in seinen blutgetränkten Exzessen von Minute zu Minute zu steigern. Es gibt aber nur ein Problem, denn so blutig „Evil Dead Rise“ auch sein mag, ihm fehlt genau das, was die anderen „Tanz der Teufel“ in ihren ebenfalls exzessiven Gewaltdarstellungen zu etwas ganz Besonderem in dieser Hinsicht gemacht hat: Der Ekelfaktor.
In „Evil Dead Rise“ werden Gewaltausbrüche gezeigt, in denen das Blut fontänenartig durch die Räumlichkeiten spritzt, aber die Gewalt tut nicht weh. Man denke da zum Beispiel an den ersten „Tanz der Teufel“, der eine unvermittelte Garstigkeit an den Tag gelegt hat (Stichwort: Äste), die den Film schnell zu einem absoluten Klassiker des Genres erhoben hat. Noch bestialischer aber sollte „Evil Dead“ von Fede Alvarez ausfallen, in dem die Dämonenangriffe wirklich AUSSCHLIESSLICH grausam sind. Allein die heute legendäre Scherbenszene sorgt auch nach der wiederholten Sichtung dafür, dass man seinen Blick am liebsten abwenden würde.
Lee Cronin verpasst es in „Evil Dead Rise“, einfach mal über die Stränge zu schlagen. Es gibt die Käsereibenszene, aber auch die versackt im Ansatz. Das Blutvergießen hier ist saftig, keine Frage, aber nicht unangenehm. Sie ist einfach gesagt: völlig widerstandslos konsumierbar. Und das war, vielleicht mit Ausnahme von „Armee der Finsternis“, der sich dann doch ziemlich als Fantasy-Reißer verstand, aber immer noch schön schmierig-ekelige praktische Effekte aufgeboten hatte, bei „Tanz der Teufel“ nie der Fall. So hat sich „Evil Dead Rise“ seine FSK-18-Freigabe zwar redlich verdient, aber es wird kein Raunen durch den Kinosaal gehen, wenn die Dämonen hier zur blutigen Tat schreiten. Schlecht ist der Film deswegen aber gewiss nicht.
Habt ihr es bemerkt? In "Tanz der Teufel 2" könnt ihr ein ikonisches Detail aus einem anderen Horror-Klassiker entdecken