„Blood Simple“, „Fargo“, „The Big Lebowski“, „The Man Who Wasn't There“, „No Country For Old Men“: Die Liste an Meisterwerken, die Ethan und Joel Coen verantwortet haben, ist lang. Auffällig dabei ist, dass das virtuose Regie-Duo über Jahrzehnte hinweg auch immer wieder Elemente aus dem Western-Kino aufgegriffen hat, ohne sich aber wirklich an das Genre heranzuwagen. Das sollte sich 2010 mit „True Grit“ ändern. Der für zehn Oscars nominierte Rache-Western ist ursprüngliches Wildwest-Kino, ohne aber jemals altbacken zu wirken.
Ihr habt „True Grit“ noch nicht gesehen? Kein Problem. Ab sofort steht der starbesetzte Western nämlich bei Freevee, dem kostenlosen Streamingdienst von Amazon, zum Abruf bereit. Der einzige Wermutstropfen in diesem Fall ist, dass ihr euch hier gelegentlich auf kurze Werbeunterbrechungen einstellen müsst. Wenn ihr „True Grit“ aber ohne jede Pause erleben wollt, könnt ihr auch auf die DVD oder Blu-ray ausweichen, die ihr ebenfalls bei Amazon beziehen könnt:
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Darum geht’s in "True Grit"
Mattie Ross („Hawkeye“-Star Hailee Steinfeld) ist zwar erst zarte 14 Jahre alt, hat aber trotzdem schon ordentlich was auf dem Kasten und ist durch ihre Wortgewandtheit zudem vielen Erwachsenen mühelos überlegen. Als ihr Vater von dem berühmt-berüchtigten Gangster Tom Cheney („Avengers“-Bösewicht Josh Brolin) kaltblütig erschossen wird, hat das Mädchen nur ein Ziel vor Augen: Sie will Rache nehmen!
Dafür engagiert sie den versoffenen US-Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges, der in „Iron Man“ noch als fieser Iron Monger für Ärger gesorgt hat), der ihr mit seiner Flinte zur Seite steht. Kurz darauf meldet sich auch noch Texas Ranger LaBeouf (Matt Damon, der durch seine Cameos im MCU noch weiter an seiner Beliebtheit schraubte) zu Wort und erhebt Anspruch auf den Kopf des Flüchtigen, denn immerhin winkt dafür eine gigantische Prämie. Das Trio macht sich auf eine lange Reise, um Cheney zu schnappen...
Eine detailverliebte Hommage
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „True Grit“ starke 4 von 5 Sternen. Unser Autor Michael Smoarski schreibt in seiner Rezension, dass der Western aus zwei Gründen eine Überraschung ist: „Zum einen aufgrund der Ernsthaftigkeit des Films, der zwar die Moralvorstellungen, nicht aber das Regelwerk des Genres verdreht und fast völlig ohne Ironie auskommt. Zum anderen wegen der schlichten Schönheit der Bilder, die vor allem zum Ende hin bei der fiebrigen, nächtlichen Reise durch die Prärie voll zur Geltung kommen.“
Die offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „True Grit“
Obgleich „No Country For Old Men“ auch oft als Western angeführt wird, natürlich aber nicht im klassischen Sinne dem Genre entspricht, sondern eher auf postmoderne Art und Weise damit umgeht, ist „True Grit“ wirklich ein im besten Sinne altmodischer Genre-Vertreter. Ein Film ohne einfache moralische Standpunkte, Der auch als Abgesang auf ethische Überzeugungen funktioniert. Dynamisiert wird dies durch die eigentlich völlig divergierenden Motive der drei Hauptfiguren – von Hailee Steinfield, Matt Damon und Jeff Bridges alle auf ihre Art und Weise grandios verkörpert werden.
Außerdem darf man sich nicht allzu viele Hoffnungen darauf machen, wilde Schießereien und kernige Onliner geboten zu bekommen: „Statt auf Erzähltempo und launige Dialoge setzt ‚True Grit‘ auf Atmosphäre und Bildgewalt.“ Dementsprechend einnehmend ist die Kameraarbeit von Roger Deakins (Oscar für „Blade Runner 2049“ und „1917“), die nicht nur ein Gespür für die wunderbaren Weiten der nordamerikanischen Landschaft, sondern auch einen beachtlichen Sinn für Details, für das Kleinteilige besitzt. Dadurch wird diese historische Kulisse erst recht zum Leben erweckt.
Wer also die Befürchtung hat, „True Grit“ wäre eine staubige Reminiszenz auf das Western-Kino von anno dazumal: von wegen! Joel und Ethan Coen, die hier eine Neuauflage des John-Wayne-Klassikers „Der Marshal“ in Szene gesetzt haben, sind einfach viel zu begnadet, als dass selbst eine so deutliche Ehrerbietung an das wohl prägnanteste Genre der Filmgeschichte in irgendeiner Form antiquiert wirken würde. Man sollte nur kein „Django Unchained“ oder „No Country For Old Men“ erwarten. Dann wird man ein bildgewaltiges und mitreißendes Rache-Epos erleben.
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