Update vom 8. Dezember 2022 am Ende des Artikels beachten! Nachfolgend aber zuerst der originale Artikel, wie wir ihn am 6. Dezember 2022 veröffentlicht haben.
Wie viel Geld Studios am Ende mit einem Film verdienen, erschließt sich von außen nicht immer. Denn während die gesamten Kinoeinnahmen bekannt sind und oft auch das Produktionsbudget gut dokumentiert ist, hüllen die Verantwortlichen über den Rest gerne den Mantel des Schweigens – auch um die Deutungshoheit darüber zu behalten, ob ein Film nun als Flop oder Hit anzusehen ist. Gerade in der jüngeren Vergangenheit erweist sich das als Problem, weil es längst Fälle gibt, in denen insbesondere die Streamingeinnahmen dem Kinoeinspiel den Rang abgelaufen haben.
Ein solcher Film ist „Black Adam“ ganz sicher nicht, aber trotzdem könnten hier die Streamingeinnahmen eine so wichtige Rolle einnehmen, dass sie darüber entscheiden, ob der Film ein Flop ist. Der Superhelden-Blockbuster kann kurz nach Kinostart bereits als Premium-Stream erworben werden (in Deutschland zum Beispiel bei Amazon Prime Video) – und bei Warner scheint man sich sicher, dass viele Leute davon Gebrauch machen werden. Mit den eigentlich untergeordneten Einnahmen aus Streaming und Co. werde „Black Adam“ am Ende noch schwarze Zahlen schreiben, teilen Quellen von Warner dem Branchenmagazin Variety mit.
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Doch ist dem wirklich so? Ein genauer Blick auf die Zahlen gibt Anlass zur Skepsis:
"Black Adam": Im Kino eine Enttäuschung
Bekannt ist, dass allein die Produktion von „Black Adam“ mindestens 195 Millionen Dollar gekostet hat. Zudem wissen wir, dass bislang weltweit 384,6 Millionen Dollar eingespielt wurden. Weil die Kinoauswertung sich langsam dem Ende entgegen neigt, ist davon auszugehen, dass am Ende ein weltweites Einspielergebnis von ca. 400 Millionen Dollar stehen wird.
Also rund 400 Millionen Dollar Einnahmen gegenüber 195 Millionen Dollar Budget – klingt doch erst mal ganz gut? Leider nein. Denn von den Einnahmen landet rund die Hälfte (teilweise sogar ein wenig mehr) bei den Kinos und bei den Ausgaben fehlt ein kräftiger Batzen: das Marketing.
Laut von Variety zitierten Insidern mit Wissen über die Situation investierte das Studio rund 100 Millionen Dollar in die weltweite Werbung für „Black Adam“. Warner widerspricht dieser Zahl. Aufgrund der Corona-Krise sei die Werbekampagne zurückgefahren worden und habe „nur“ 80 Millionen Dollar verschlungen.
Dwayne Johnson teilt erste Bilder: Ein Marvel-Star als Weihnachtsmann in "Red One" auf Amazon Prime VideoDoch am Ende macht das keinen großen Unterschied. Wenn man mindestens die Hälfte bei den Einnahmen abzieht, weil so viel Geld bei den Kinos blieb, und auf die Ausgaben 80 bis 100 Millionen Dollar draufschlägt, wird klar: „Black Adam“ fehlen nach der Kinoauswertung noch mindestens 75 Millionen Dollar, eventuell sogar bis zu 100 Millionen Dollar, um aus der Verlustzone zu kommen.
Rettet das Heimkino nun "Black Adam"?
Warner gab lange Zeit an, dass „Black Adam“ im Kino 450 Millionen Dollar einspielen müsse, um dann gemeinsam mit den Heimkino-Verdiensten den sogenannten „Break-Even-Point“ zu erreichen, sprich: die Grenze zwischen roten und schwarzen Zahlen, zwischen Verlust und zumindest einer Null in der Bilanz. Warner hat nun diese Zahl korrigiert. 400 Millionen Dollar sollen schon reichen, weil man nun mit deutlich mehr Streamingeinnahmen rechne.
Dass die nun ausgerufenen 400 Millionen Dollar exakt jene Summe sind, die gerade so noch erreichbar ist, ist schon auffällig und macht auch erst mal skeptisch. Eine Sache hilft „Black Adam“ aber: Als der Film konzipiert wurde, dachte noch niemand an Premium-VoD, also die Möglichkeit, einen Film schon sehr kurz nach Kinostart für einen deutlich höheren Preis zu streamen.
Bei Variety geht man davon aus, dass die Premium-VoD-Verkäufe am Ende zwischen 25 und 35 Millionen Dollar einbringen. Davon bleibt ein größerer Anteil bei den Studios als bei den Kinoeinnahmen. Die neu dazugekommenen Premium-VoD-Einnahmen von 35 Millionen Dollar würden daher 50 Millionen Dollar weniger Kinoeinnahmen ziemlich genau wettmachen.
Die Rechnung zeigt, dass es selbst nach den Warner-Zahlen eine ganze enge Kiste wird, um mit Premium-VoD sowie weiteren nachrangigeren Quellen wie TV-Verkäufen, Blu-rays etc. die nach der Kinoauswertung noch vorhandene Lücke von mindestens 75 Millionen Dollar zu schließen – zumal „Black Adam“ im immer noch wichtigsten Markt in Nordamerika recht zeitnah im Streamingabo von HBO Max landen wird.
Und Insider bestreiten gegenüber Variety sogar diese Warner-Zahlen. So werden mit der finanziellen Situation des Films vertraute Summen mit der Aussage zitiert, dass eigentlich weltweite Kinoeinnahmen von 600 Millionen Dollar nötig seien, um Profit zu machen.
"Black Adam 2" in Gefahr?
Dwayne Johnson ist dennoch entschlossen, „Black Adam“ zum Franchise auszubauen und möglichst mehr als nur ein Sequel zu machen. Fortsetzungen hängen aber bekanntlich stark von den Einspielergebnissen ab – und genau hier könnte auch ein Grund für diese intensive Verlustdebatte liegen, denn Warner will wahrscheinlich versuchen, ja das Branding „Flop“ von dem Film fernzuhalten. Denn auch um Superstar Dwayne Johnson glücklich zu machen, dürfte Warner weiterhin bereit sein, unter den richtigen Voraussetzungen grünes Licht für „Black Adam 2“ zu geben. Das geht einfacher bei einem Film, der nicht als Flop angesehen wird.
Fazit: Zumindest ein Megaflop ist „Black Adam“ sicher nicht. Doch auch wenn Warner-Verantwortliche sich gegenüber Variety optimistisch geben, dass die Heimkino-Auswertung den Superhelden-Blockbuster in die schwarzen Zahlen tragen wird, dürfte das Gesamtergebnis dann eher enttäuschend sein.
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„Black Adam“ läuft aktuell noch in vielen Kinos, ist aber wie gesagt auch bereits als Premium-VoD sowohl zum Leihen als auch zum Kaufen verfügbar. Ab 19. Januar 2023 ist der Superhelden-Blockbuster mit Dwayne Johnson zudem auf 4K Ultra HD, Blu-ray, DVD und in limitierten 4K UHD und BD Steelbook Editionen erhältlich.
Update: Dwayne Johnson spricht von einem Gewinn, "Black Adam 2" trotzdem fraglich
Wohl als Reaktion auf die Berichte, dass „Black Adam“ Verlust einfahren wird, hat sich nun auch Dwayne Johnson zu Wort gemeldet. Auf Twitter berichtet der Superstar, dass „Black Adam“ zwischen 52 und 72 Millionen Dollar Gewinn machen werde. Dies sei ihm von den Finanziers bestätigt worden. Er vergleicht das wahrscheinliche 400-Millionen-Dollar-Ergebnis zudem mit dem weltweiten Einspiel von „The First Avenger“, dem ersten „Captain America“-Film, der 2011 nur 370 Millionen Dollar einspielte.
Begleitet wird Johnsons Tweet zudem durch eine Berichterstattung im Branchenmagazin Deadline. Dort berichtet man ebenfalls, dass der Film zwischen 52 und 72 Millionen Dollar einnehmen wird und bemüht ebenfalls den (unserer Meinung nach sehr fragwürdigen) Vergleich mit dem elf Jahre alten „The First Avenger“, bezeichnet „Black Adam“ zudem als „Franchise-Starter“. Zudem rechnet man genau vor, wie sich diese Gewinne angeblich zusammensetzen sollen und sich so am Ende abzüglich aller Ausgaben die mindestens 52 Millionen Dollar Gewinn ergeben.
Im Netz gibt es allerdings auch viel Spott für die fast parallele Veröffentlichung der Zahlen von Johnson und Deadline – zumal dem Branchenmagazin beste Verbindungen zum Superstar nachgesagt werden und man von einer Gefälligkeitsveröffentlichung sprechen könnte.
Aber auch ein anderes Branchenmagazin geht auf deutliche Distanz zu den Deadline/Johnson-Zahlen: der Hollywood Reporter! In einem Artikel über das Aus für „Wonder Woman 3“ bezeichnet man den Streit darüber, ob „Black Adam“ nun ein Verlustgeschäft ist, wie Variety berichtete, oder ein Gewinn, wie es Johnson proklamiert, als „Flächenbrand“ – und gießt selbst ein wenig Öl ins Feuer.
Der Hollywood Reporter erwähnt nebenbei nämlich, dass laut Warner-Insidern „Black Adam“ viel teurer als die kolportierten 190 Millionen Dollar geworden sei (zwei Quellen berichten ihnen von einem reinen Produktionsbudget von 230 Millionen Dollar) und dass man „glücklich sein dürfe“, wenn der Film den Break-Even-Punkt erreicht, also kein Verlust mache – und dabei bezieht man ausdrücklich alle Nebeneinkünfte ein.
Gleichzeitig macht man beim Hollywood Reporter auch deutlich, dass „Black Adam 2“ unwahrscheinlich sei. Das Sequel soll also vor dem Aus stehen. Interessant in diesem Zusammenhang: Im Anschluss an die Veröffentlichung des Hollywood-Reporter-Artikels wurde bei Deadline eine Passage über den bereits in Planung befindlichen „Black Adam 2“ kommentarlos gestrichen.
Noch mehr zu den aktuellen Änderungen bei DC und dem Aus für „Wonder Woman 3“ gibt es im folgenden Artikel, in dem wir euch auch verraten, für welche Superheld*innen es neben Gal Gadots Heldin und Dwayne Johnsons Black Adam aktuell gar nicht gut aussieht:
Der große DC-Umbruch hat begonnen: Jason Momoa vor Aquaman-Aus, "Black Adam 2" und "Man Of Steel 2" auf der Kippe*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.