Diesen Film habe ich erst einmal vor Jahren gesehen, und ich hatte richtig Lust, ihn mir mal wieder anzugucken. "Im Körper des Feindes" hebt sich von anderen Hollywoodactionproduktionen ab, was sicher zum Großteil an John Woo liegt. Mir hat dieser Film einfach nur sehr gut gefallen.
Dabei mag die Story für den ein oder anderen erstmal erstmal nicht leicht zu schlucken sein. Zwei Erzfeinde, ein Cop und ein Schwerverbrecher, tauschen die Gesichter. Das klingt absurd und ist natürlich nicht besonders logisch. Allerdings ist das mal eine originelle Story, die einem Film viele Möglichkeiten gibt, etwas daraus zu machen. Nachdem Archer das Gesicht von Troy bekommen hat und in den Knast gesteckt wurde, um herauszufinden wo sich die Bombe befindet, erwacht Troy aus dem Koma. Er hat kein Gesicht mehr, lässt sich das von Archer aufsetzen und bringt alle um, die von dieser Verwandlung wissen. Die Szene in der Troy Archer dann im Knast besucht, ist einfach genial und richtig mies. Archer muss also im Gefängnis bleiben. Die beiden tauschen nun ihr Leben. Archer ist jetzt der böse Verbrecher und Troy der gute Polizist. "Im Körper des Feindes" macht aus dieser Grundidee viel. Die Story hat zwar ihre Logikfehler, doch der Tausch der Gesichter wird innerhalb des Films recht plausibel rübergebracht. Außerdem bietet die Story eine gute Portion Anspruch. Es handelt sich hier nicht einfach nur um einen Actionfilm. Es gibt auch ruhigere Szenen, in denen man doch von einem Thrillerdrama reden kann.
Nicolas Cage und John Travolta haben hier eine Chance bekommen, die wohl nicht viele Darsteller erhalten. Innerhalb eines Films dürfen sie einmal den Guten und einmal den Bösen spielen. In der ersten halben Stunde ist die Verteilung noch Cage/Böse und Travolta/Gut, doch danach wechseln sie. Beide spielen sehr gut und neigen zum Overacting, was hier aber gut passt und es dem Zuschauer nur leichter macht, ihre Rollen auch mit anderen Gesichtern noch zu erkennen. So sieht Archer anfangs total fertig und müde vom Leben aus, sobald aber Troy hinter diesem Gesicht steckt, sieht man ihm den Spaß richtig an. Die restlichen Darsteller spielen ebenfalls alle gut. Was auch gut gelungen ist, ist die Figurenzeichnung. Die beiden Figuren Archer und Troy geben zwei tolle Erzfeinde ab, die nun mit dem Gesicht ihres Feindes herumlaufen und eigentlich doch mehr gemeinsam haben als sie denken. Es ist auch sehr amüsant anzusehen, wie sie sich an ihr anderes Leben ein wenig gewöhnen und das Rollenspiel kurzzeitig genießen. Dabei werden die Grenzen des Gut/Böse Universums auch schon mal durchbrochen, nämlich wenn Troy der Tochter von Archer hilft. Hier wird einem der Bösewicht sogar sympathisch.
Neben Story, Darsteller und Charakteren gibt es noch einen weiteren Punkt, der "Im Körper des Feindes" so abhebt und das ist ganz klar die Inszenierung. John Woo ist ein toller Actionregisseur, der den Sprung nach Hollywood zwar geschafft hat, mit "Im Körper des Feindes" aber den einzigen sehr guten Film dort gemacht hat. Er spielt viel mit dem Tempo, vieles wird in Zeitlupe gezeigt. Auch die Tauben im Finale sind ein Handzeichen von ihm. Eine Lieblingsszene von mir, ist aber dennoch eine andere. Archer und Troy stehen sich mit auf den anderen gerichteten Waffen entgegen. In der Mitte stehen allerdings zwei Spiegel. Beide sehen also sich selbst im Spiegel und damit auch den wahren Feind. Einfach toll gemacht! Die Atmosphäre ist an manchen Stellen eher locker, an manchen ziemlich ernst und auch mal traurig.
Der Unterhaltungsfaktor ist sehr gut. Das liegt auch daran, dass immer für Abwechslung gesorgt ist. So dauert es erstmal eine halbe Stunde bis zum Gesichtertausch. Danach ist Archer eine Weile im Gefängnis, bis er ausbricht und das Leben von Troy annimmt. Es gibt eine menge Action, die immer passend und nie aufgesetzt wirkt. Spannend ist das Treiben weniger, aber das störte mich nicht. Für Langeweile ist auf jeden Fall kein Platz und auch die ruhigeren Szenen sind bewegend und geben "Im Körper des Feindes" mehr Tiefe als vielen anderen Actionfilmen . Richtig brutal ist der Film zwar nicht, doch es gibt schon einige blutige Shoot-outs. Die Effekte sind alle gut gelungen, die Action aufwendig gemacht. Begleitet wird das Geschehen von einem passenden Score, der mir sehr gefallen hat.
Fazit: "Im Körper des Feindes" ist Actionkino mit Anspruch. Wer sich erstmal mit der etwas unlogischen Grundstory abgefunden hat, bekommt einen wirklich guten Film, der seine Story clever nutzt. Dazu gibt es eine tolle Inszenierung, zwei sehr gut aufgelegte Hauptdarsteller und viel fulminante Action. Sehr empfehlenswert!