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    Das Ding aus einer anderen Welt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Das Ding aus einer anderen Welt
    Von Björn Becher

    Außerirdische auf der Erde waren schon oft ein Thema von Hollywood-Filmen und wurden dabei ganz unterschiedlich behandelt. In E.T. - Der Außerirdische von Steven Spielberg ist der Außerirdische freundlich, was aber nur die Kinder erkennen, in „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“, ebenfalls von Spielberg, nehmen die Außerirdischen freundlichen Kontakt zu den Menschen auf, ähnlich im großartigen Klassiker „Der Tag an dem die Erde still stand“, wo der landende Außerirdische und sein Roboterfreund die Menschheit sogar retten wollen, von diesen aber feindlich begrüßt werden, so dass sie schließlich ihre Macht demonstrieren müssen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Die meisten Filme zeigen Wesen aus dem Weltall aber als Invasoren, die zurückgeschlagen werden müssen. Auch der Sci-Fi-Horror „Das Ding aus einer anderen Welt“ aus dem Jahre 1951 wird oftmals in diese Kategorie gesteckt. Sicherlich ist eine solche Einordnung kein Fehler, aber doch wird sie dem Film nicht völlig gerecht. Der von Christian Nyby unter (wohl sehr starker) Beaufsichtigung von Regielegende Howard Hawks gedrehte Film ist nämlich nicht nur ein Film über den Kampf gegen eine außerirdische Bedrohung, auch wenn das Setting zunächst so aussieht.

    Eine Forschungsstation am Nordpol vermeldet den Absturz eines unbekannten Flugobjekts in der Nähe. Nicht weit entfernte Soldaten, welche die Wissenschaftler auf der Forschungsstation immer wieder mit Material versorgen, sollen unter Führung von Captain Patrick Hendry (Kenneth Toby) die Absturzstelle erkunden. Mit seiner Crew, dem seit kurzer Zeit am Stützpunkt anwesenden Reporter Ned Scott (Douglas Spencer, Fluss ohne Wiederkehr) und den Wissenschaftler von der Forschungsstation, allen voran Nobelpreisträger Dr. Carrington (Robert Cornthwaite) untersucht er die Absturzstelle. Unter dem Eis entdeckt die Gruppe das abgestürzte Objekt, welches die Form einer riesengroßen Untertasse besitzt. Ein Versuch, das Eis über dem Objekt wegzusprengen, schlägt fehl. Das Objekt wird dabei zerstört. Doch unweit entdeckt die Gruppe einen leblosen Körper, fest eingefroren inmitten des Eis. Capt. Hendry befielt einen Eisblock mitsamt des Körpers herauszuschneiden und zur Forschungsstation zu bringen, da gerade ein Sturm aufzieht, der ein Rückkehr zum Stützpunkt unmöglich macht. Auf der Forschungsstation entbrennt ein Streit zwischen Hendry und Carrington wie weiter zu verfahren ist. Hendry will das Ding im Eiskörper lassen bis er weitere Befehle von seinen Vorgesetzten bekommt, Carrington will so schnell wie möglich mit seinen Kollegen den Körper untersuchen. Hendry setzt sich durch. Doch kurze Zeit später taut der Eisblock aufgrund eines Missgeschicks eines seiner Soldaten auf. Zu aller Überraschung lebt das über zwei Meter große Dinge noch und kann aus dem Gewahrsam der Soldaten entkommen. Die Menschen auf der von der restlichen Außenwelt abgeschnitten Station sehen sich einer gefährlichen Bedrohung gegenüber...

    Das erinnert zwar alles noch an das klassischen Setting von Menschen, die sich gegen Außerirdische verteidigen müssen, doch ganz so offensichtlich wie meist üblich wird dies dem Zuschauer nicht präsentiert. Nyby legt den Focus in der Verfilmung einer Geschichte von John W. Campbell jr. mehr auf die unterschiedliche Einordnung der außerirdischen Landung durch die drei beteiligten Gruppen. Die Wissenschaftler wollen den Mann unbedingt untersuchen, blenden dabei aber aus, dass ihre Forschungswut eine Gefährdung für die Menschheit darstellen könnte. Das Militär denkt in erster Linie an den Schutz und die Gefahr, welche von der Kreatur ausgehen könnte und ist dabei bereit in Kauf zu nehmen, einer freundlich gesinnten Kreatur feindlich zu begegnen. Der Reporter will schließlich so schnell wie möglich die Weltöffentlichkeit informieren, sieht dabei aber nicht, was dies für Folgen haben könnte.

    Der Film konzentriert sich lange Zeit sehr stark auf diesen Konflikt, zeigt dem Zuschauer dabei sehr gut, dass es fast unmöglich ist, eine richtige Entscheidung zu treffen. Ob der Außerirdische wirklich eine Bedrohung ist, wird dagegen sehr lange unklar gelassen. Selbst als er Menschen attackiert, weiß man noch nicht, ob er dies aus Aggressivität macht, oder nur weil er sich selbst bedroht sieht und verteidigen muss. Später wird das ganze noch dadurch bereichert, dass einer der Wissenschaftler feststellt, dass die Menschen für den Außerirdischen wie ein Kornfeld seien, ihm also wohl das Bewusstsein fehlt, dass er überhaupt eine Bedrohung sein könnte.

    Im Gegensatz zu vielen Filmen neueren Datums werden hier die Militär nicht als Hardliner hingestellt, die erst einmal schießen und dann denken. Hendry, der Protagonist des Films, handelt mehr als nachvollziehbar, in dem er anordnet, das Ding erst einmal in seinem „Eisgefängnis“ zu belassen. Besonders gelungen ist dabei, wie der Film zwar einen Militär als Held in die Mitte des Films rückt, dies aber nicht zu einer Glorifizierung des Militärs werden lässt (wie man sie bei einem zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstandenen Film erwarten könnte). Stattdessen gibt es wieder amüsante Szenen, in denen sich über die starre Befehlskette des Militärs und die strengen Richtlinien für jede Handlung amüsiert wird.

    Dies sind alles Faktoren, die verhindern das „Das Ding aus einer anderen Welt“ eine diese eindimensionalen „Menschen müssen sich gegen Außerirdische schützen“-Geschichten ist. Wäre dies der Fall so wäre der Film wohl kein so Klassiker geworden. Stattdessen ist er nicht nur hoch spannend, sondern bietet auch verschiedene Blickwinkel und gut ausgeleuchtete Charaktere. Da fügt sich hervorragend in das gute Gesamtbild die weibliche Hauptrolle ein. Normalerweise ist diese in solchen Filmen nur ein „love interest“ des Helden. Hier darf Margaret Sheridan eine selbstbewusste, toughe Frau spielen, die sich viele amüsante Scharmützel mit ihrem männlichen Widerpart liefert. All dies macht „Das Ding aus einer anderen Welt“ zu einer echten Sehempfehlung. Ein spannender Film, der seine Charaktere und den Humor nicht vernachlässigt!

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