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    Baywatch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Baywatch
    Von Christoph Petersen

    Eine Zeit lautete ein Gag unter Hollywood-Insidern (in dem übrigens mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit steckt): Wenn ein Genie aus der Marketing-Abteilung mal wieder mit einer Marke um die Ecke kommt, die man unbedingt auch noch im Kino verwerten müsse (Stichworte: Brand Awareness, Cross Promotion etc.), dann heuer einfach Phil Lord und Chris Miller an, die machen selbst aus Scheißideen noch Gold! Und tatsächlich: Nachdem Filme wie Peter Bergs Brettspiel-Adaption „Battleship“ an der Kinokasse zerschellten (und Ridley Scotts „Monopoly“-Film zum Glück nie gedreht wurde), haben Lord und Miller mit ihrem zügellosen Meta-Humor nicht nur aus der längst vergessen Johnny-Depp-Serie „21 Jump Street“ zwei verdammt lustige Komödien herausgeholt, sie haben mit ihrem völlig abgefahrenen „The LEGO Movie“ auch den Grundstein für eines der aktuell besten neuen Franchises gelegt. Dank dieser Erfolge dürfen Lord und Miller nun sogar das nächste „Star Wars“-Spin-off „Han Solo“ drehen, weshalb jetzt auch mal andere damit dran sind, aus einem vornehmlich aus Marketingerwägungen gestarteten Projekt Comedy-Gold zu zaubern: Aber obwohl sich „Kill The Boss“-Regisseur Seth Gordon bei seiner Neuauflage des 90er-Jahre-Fernsehkults „Baywatch“ geradezu sklavisch an das selbstreferenzielle Erfolgsrezept der „Jump Steet“-Filme hält, ist das Ergebnis doch erschreckend lahm.

    Mitch Buchannon (Dwayne Johnson, „Fast & Furious 8“) genießt an seinem Strand in Malibu ein geradezu mythisches Ansehen – es gibt sogar jemanden, der jeden einzelnen Tag eine Triton-Skulptur mit dem Antlitz des muskelbepackten Rettungsschwimmers aus Sand baut. Aktuell steht ein Ausscheidungswettlauf bevor, bei dem eigentlich drei neue Rekruten für das Baywatch-Team ermittelt werden sollen – nur besteht Buchannons Vorgesetzter Captain Thorpe (Rob Huebel) aus PR-Gründen darauf, einen Platz unbedingt an den nach einem Staffelschwimmen-Kotz-Zwischenfall in Ungnade gefallenen zweifachen Goldmedaillengewinner Matt Brody (Zac Efron, „Mike And Dave Need Wedding Dates“) zu vergeben. Wie nicht anders zu erwarten, erweist sich Brody tatsächlich als egoistisch und unzuverlässig, was vor allem deshalb problematisch ist, weil das Baywatch-Team gerade in einem Drogenschmuggel-Fall gegen die ebenso einflussreiche wie ruchlose Strandimmobilien-Magnatin Victoria Leeds (Priyanka Chopra, „Quantico“) ermittelt…  

    Als das bisherige Baywatch-Team den Neuankömmlingen beim gemeinsamen Mittagessen erzählt, welche (Kriminal-)Fälle es in den vergangenen Monaten gelöst hat, kommentiert Brody trocken: „Das klingt nach einer unterhaltsamen, aber ziemlich weit hergeholten TV-Serie.“ Die selbstironischen Seitenhiebe auf die einst erfolgreichste Fernsehserie des Planeten sind also durchaus vorhanden – nur wirken sie hier weniger wie das Tüpfelchen auf dem i als vielmehr wie eine lästige Pflichtübung: Sogar die offensichtliche Pointe, dass CJ Parker (Kelly Rohrbach) diesmal tatsächlich wie in Zeitlupe läuft, gehört da noch zu den gelungeneren Gags, während selbst die Cameo-Auftritte der Original-Stars David Hasselhoff und Pamela Anderson ernüchternd unlustig geraten sind. Stattdessen wird ein Großteil der Humorarbeit auf die Sidekick-Figur Ronnie Greenbaum (Newcomer Jon Bass) abgewälzt, der auf einer Nobelparty peinlich tanzen muss und sich am Strand die Genitalien in einer Sonnenliege einklemmt, während sich um ihn herum eine immer größer werdende Zuschauertraube bildet. Das ist schmerzlich in die Länge gezogener Pennäler-Humor von anno dazumal.

    Dabei gibt es zumindest drei Stars, die richtig gut harmonieren: Dwayne Johnson (charmant wie immer, auch wenn er hier fürs R-Rating ab und an völlig unmotiviert „Fuck“ sagen muss), Zac Efron (der in Sachen Bodybuilder-Figur langsam sogar Johnson echte Konkurrenz macht) und Alexandra Daddario („San Andreas“), deren schon im Trailer gezeigter Du-hast-gerade-auf-meine-Brüste-geschaut-Schlagabtausch leider ein einsames Humor-Highlight bleibt. Denn statt dem schlagfertig-sympathischen Trio einfach möglichst viel Raum zum Spaßmachen zu geben (und dazu hätte es bei einer stolzen Laufzeit von 119 Minuten nun wirklich genug Chancen gegeben), konzentrieren sich Seth Gordon und sein Autoren-Duo Damian Shannon & Mark Swift („Freddy Vs. Jason“, „Freitag der 13.“) allen Ernstes zunehmend auf die Drogenschmuggel-Krimihandlung, die zu allem Überfluss auch noch mit einem kompliziert verschachtelten Immobilien-Spekulations-Coup (Gähn!!!) angereichert wird. Wer zum Teufel ist bloß auf die wahrhaft absurde Idee gekommen, dass sich bei einer Kino-Komödien-Version von „Baywatch“ auch nur ein einziger Zuschauer für den müden Plan der Bösewichte interessiert? Sobald der Film auch nur einen Anflug von Schwung entwickelt, wird er so von einem Plot, den sowieso keiner braucht, augenblicklich wieder ausgebremst.

    Fazit: Die Macher versuchen angestrengt, das Konzept der beiden „Jump Street“-Filme zu kopieren, aber das Ergebnis ist nicht einmal halb so lustig. Da hilft es auch nichts, dass Zac Efron von Dwayne Johnson dazu gebracht wird, an den Genitalien einer Leiche herumzufummeln.

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