Jack Finneys Roman über eine fremde Spezies, die sich menschlicher Körper bedient, um in Menschengestalt auf der Erde zu existieren, wobei die Erdbewohner dabei das Zeitliche segnen, wurde bislang dreimal für das Kino visualisiert. 1956 war es Don Siegel, 1978 Philip Kaufman und 1993 Abel Ferrara („Das Begräbnis”, 1996), die sich des Stoffs annahmen. Siegel drehte seinen Film vor dem Hintergrund der Verfolgungen der McCarthy-Ära. Kaufman inszenierte den Stoff sozusagen als Abgesang auf den Fortschrittsoptimismus der 68er-Generation.
Steve Malone (Terry Kinney) arbeitet bei der Umweltschutzbehörde und hat den Auftrag, auf einem militärischen Stützpunkt die Gefährlichkeit der dort lagernden chemischen Kampfstoffe zu überprüfen. Malone hat seine Familie mitgenommen: seine zweite Frau Carol (Meg Tilly), seine Tochter aus erster Ehe Marti (Gabrielle Anwar), einen Teenager, und den kleinen Andy (Reilly Murphy). Der Kommandant des Stützpunkts, General Platt (R. Lee Ermey), ist nicht gerade begeistert von Malones Anwesenheit und möchte ihn schnell wieder loswerden.
Inzwischen freundet sich Marti mit der Tochter des Generals Jenn (Christine Elise) an, während Andy in den Kindergarten geht. Dort hat der Junge ein schreckliches Erlebnis: Als die Lehrerin die Kinder auffordert, ein Bild zu malen, malen alle außer Andy das gleiche, blutrote Bild. Andy will nicht mehr in den Kindergarten. Der Soldat Tim (Billy Wirth) bringt den verstörten Jungen nach Hause – und verguckt sich in Marti. Zusammen mit Jenn und dem Soldaten Pete (G. Elvis Phillips) verbringt Marti einen fröhlichen Abend in einer Bar außerhalb des Stützpunkts.
Doch die Freude währt nicht lange. Andy findet seine Mutter tot im Bett. Kurz darauf ist sie verschwunden und eine Frau, die aussieht wie seine Mutter, geht durch das Haus. Keiner glaubt ihm, dass Carol tot ist. Als dann Marti in der Badewanne einschläft, wird offenbar, was auf dem Stützpunkt fast unmerklich passiert. Während Menschen schlaffen, dringen fremde Wesen in ihre Körper ein, saugen ihnen die Lebenskraft aus, um in den Menschen gleichenden Replikaten weiter zu existieren. Auch Steve schläft, nachdem ihn seine vermeintliche Frau massiert hat, ein ...
Ferrara drehte „Body Snatchers” auf einer erstaunlich minimalistischen Basis: keine Schnörkel, keine Überspitzungen, keine theatralisierten Szenen, keine Übertreibungen. Man könnte den Film sogar als äußerst sachlich inszeniert bezeichnen. Der Raum ist klar definiert, ein militärischer Stützpunkt, die Zahl der wichtigen Personen ist überschaubar, eine Familie plus drei, vier Militärs, das Thema ist eindeutig: Wie kann man diese Situation überleben?
Ein Familienkonflikt – Marti mag ihre Stiefmutter nicht und ist ihrem Vater böse, weil der ihre Mutter hat gehen lassen – wird durch die Ereignisse im wahrsten Sinn des Wortes überrollt. Denn die „böse Stiefmutter” ist die erste, die das Zeitliche segnet und in Gestalt einer Außerirdischen wieder geboren wird. Auch die Verankerung der Geschichte in einem Militärstützpunkt gibt der Handlung eine interessante Richtung. Denn das Verhalten von Militärs und der Charakter der Außerirdischen ähneln sich in vielem. Die fremde Rasse ist gefühllos und kennt keinen Individualismus; die Rasse ist das Wichtige, das Individuum zählt nichts. Durch diese Ähnlichkeit zur militärischen Logik sind die fremden Wesen unter den Angehörigen des Stützpunkts schwerer zu erkennen, als wenn die Handlung in irgendeinem Ort Amerikas spielen würde.
Dass die Geschichte innerhalb eines Militärstützpunktes spielt, hat aber noch einen anderen Vorteil. Dieser Umstand schafft eine klaustrophobische Atmosphäre, weil durch die Vermehrung der Außerirdischen die Fluchtmöglichkeiten immer geringer werden.
Ferrara platzierte zudem etliche spannende und adrenalintreibende Szenen in den zumeist in der Dunkelheit spielenden Film. Zum Beispiel eine Szene, in der der Militärarzt Major Collins (Forest Whitaker) von General Platt und anderen Soldaten, in denen inzwischen die Außerirdischen gestalt angenommen haben, in die Enge getrieben wird. Oder die Badewannenszene, in der Marti einschläft und von oben die Tentakel der Außerirdischen langsam in Ohren, Nase und Mund der Schlafenden eindringen, während ihrem Vater im Bett das gleiche passiert.
Ferrara zeigt zwar in einigen wenigen Szenen die Gestalt der ovalen, kürbisähnlichen Hülsen und ihren Inhalt. Aber insgesamt bleiben die Aliens eher unsichtbar, bis sie in Menschengestalt nach dem Aussaugen der Lebenskraft der menschlichen Körper wieder erscheinen. Die Situation spitzt sich zu, als nur noch äußerst wenige Menschen existieren, die darauf angewiesen sind, sich so zu verhalten wie die Aliens, gefühllos und kalt, um nicht aufzufallen und um eine Chance zu suchen, diesen Ort des Grauens verlassen zu können.
Dass der zum Alien mutierte General Platt Armeefahrzeuge los schickt, die in anderen Stützpunkten für die Vermehrung der Außerirdischen sorgen sollen, gibt der Handlung einen zusätzlichen Kick. Denn die Einvernahme des Militärs ist für die Aliens natürlich die beste Möglichkeit, sich auch des Rests der Bevölkerung zu bemächtigen.
„Body Snatchers” macht horrormäßigen Spaß, und auch die Schlussszene, die nun wahrlich nicht von Optimismus für die Menschheit gekennzeichnet ist, verschafft – wie der Film insgesamt – ein unbehagliches Gefühl. So sollte es auch sein in diesem Genre. Oder? Und auch wenn mir die beiden ersten Versionen der Geschichte ein bisschen besser gefallen haben, ist es gerade der Minimalismus dieser Interpretation, der gefällt.