''Werwolf''- Wer kennt dieses Spiel schon nicht? Unter einer Horde von Bürgern, welche noch mit weiteren mit speziellen Gaben und Privilegierten bestückt ist, befindet sich ein oder mehrere Mörder. In hitzigen Diskussionen, in dem der Dreisatz gilt: Beschuldigung, Diskussion und Abstimmung, versuchen sie den Mörder zu finden, damit einer nicht immer nach jeder Runde von jenem bei Nacht abgeschlachtet wird. Beobachtung, Wahrnehmung und Urteilsvermögen werden von jedem erprobt und noch eine viel wichtigere menschliche Komponente- das Vertrauen.
''Reservoir Dogs'' ist kein Kinderspiel. Es ist ein knallharter Gangster-Film getränkt in skurrilem Humor und Dialogen, in dem eine Gruppe von Männern angekleidet in schwarzen Anzügen eine Bank nach Diamanten ausrauben will. Das Unterfangen scheitert aber. Die Polizei erwartete bereits die Kriminellen. Bis auf wenige konnten sich alle retten. Eines ist der Gruppe klar, dass sie verpfiffen wurden und dass der Verräter noch unter ihnen steckt.
Wie auch im Spiel ''Werwolf'' spürt man in diesem Film was Vertrauen heißt und inwiefern es bedeutend ist, wenn wir unser Vertrauen in jemanden falsches setzen. Die Kriminellen taten es und dieser Fehler hatte gravierende Folgen für die gesamte Aktion. Wie auch beim ''Werwolf'', wenn man dem Mörder traut und als Folge niedergestreckt wird. Vertrauen zu einem beruht auf Fakten und der eigenen Intuition. Und vielmehr noch hat Vertrauen etwas mit dem Urteilsvermögen zu tun. Wie Gewichten wir Fakten, die wir über einen in unserer Hirnzentrale sammeln? Und inwiefern spielt unsere Intuition bei der Entscheidung, ob wir jemanden Vertrauen sollen, mit? Quentin Tarantino hat darauf eine knallharte Antwort- Wenn es um das Vertrauen geht, sind wir alle doch wie kleine naive Kinder, die jedem Vertrauen, die einem ein ''wohlbekanntes'' Gefühl geben. Das hat nicht nur Madonna in ''Like in Virgin'' (Verweis Anfangsszene im Cafe) behauptet, sondern wird auch klar in den Entscheidungen der Gangster in dem Film verdeutlicht. Was also ist schon Vertrauen (Message des Regisseurs-denke ich zumindest).
Aber jeder Film hat doch irgendwie eine ausgeklügelte Message. Entweder möchte der Regisseur die Frage ''der Liebe'', ''der Bedeutung von Erinnerungen'' oder ''der Vergebung'' in seinem Film auf irgendeiner Weise behandeln. Also was macht denn ''Reservoir Dogs'' schon besonders? So trivial es auch klingt, der Film hat nichts anderes als eine Gangsterhandlung, die stark verkürzt von der Pate zwei stammen könnte, haufenweise Lebensweisheiten und natürlich eine schöne Message. Was man nicht glauben kann ist, dass Quentin Tarantino es tatsächlich schafft durch seinen skurrilen Humor, der wirklich geschickten Anwendung von Gewalt, und den überaus klugen Ideen und Dialogen einen eigenen Stil zu schaffen und den Zuschauer mit dieser ausgesandten Lässigkeit und Coolness in den Bann zu ziehen. Was ''Reservoir Dogs'' noch den besonderen touch verleiht ist schlicht und einfach die Erzählstruktur, welche wohl einer der klügsten, außergewöhnlichsten und sinnvollsten Komponente des Filmes ist. Die Entscheidung die Geschichte nicht stringent ordinär zu konstruieren, macht den Film nicht nur interessanter, sondern schafft am Ende eine intensive, brutale und ernüchternde Wirkung. Während des Filmes entwickelt man eine ganz andere neue Sichtweise auf die Motivation der Handlung und der Figuren, wodurch auch diese immense Wirkung am Ende zustande kommt. Man fühlt sich dadurch tatsächlich in einer dieser heißen ''Werwolf-Diskussion'' zurückversetzt, bei der in jeder Runde neue Fakten enthüllt werden um näheres zu den möglichen Mörder in Erfahrung zu bringen.
Zu dieser fulminanten Authentizität tragen selbstverständlich auch die Schauspieler bei. Von Steve Buscemi, Tim Roth, Michael Madsen bis zu Harvey Keitel machen alle ihre Arbeit umwerfend. Jeder verleiht seiner Figuren den gewissen ''Gangster-charme-touch'', den man ja so vergöttert, und die nötige Glaubwürdigkeit. Und zu guter Letzt steuern der unvergessliche Soundtrack und die zum Teil echt sauberen Schnitte zu diesem grandiosen Filmerlebnis bei.
So wie Quentin Tarantino die Pop-Art so gerne nutzt ist auch sein Film so poppig aufregend, faszinierend und einfach nur cool- ''Werwolf'' für die Großen.