Zu erst einmal: Dieser Film ist verdammt mutig. Als einer der ersten nach dem elften September wagt sich Regisseur Peter Berg mit einer Big-Budget-Action-Produktion an das höchst brisante Thema des extremen Islamismus'und des Terrorismus. Hochkarätig besetzt betreibt der Film eine Gratwanderung zwischen Action-Unterhaltung und Tiefgang und läuft dabei stets Gefahr, die westliche Welt, mehr noch die des Islam zu verärgern. Diese Gratwanderung gelingt aber nur zum Teil. Während die ersten 20 Minuten einen vor Intensität und Realismus glatt vom Kinosessel blasen (insbesondere der brillante und informative Vorspann), flacht "Operation: Kingdom" im weiteren Verlauf immer mehr ab. Man fühlt sich im Folgenden einfach prima unterhalten und das ist bei einem Film mit solch einer thematischen Brisanz schlichtweg fehl am Platz. Daran ändert auch die halbdokumentarische Darstellung der Folgeverhandlungen nach dem Anschlag zu Beginn nichts. Ein Film mit solch einer Aktulität muss weh tun, den Zuschauer fordern, und genau das gelingt Regisseur Berg nach dem Anfang nur noch selten.
Keine Frage, "Operation: Kingdom" bietet grandiose Action, ist hochspannend und bis auf die blasse Jennifer Garner top besetzt und hervorragend gespielt. Was die eingestreuten, typisch-amerikanischen Actionfilm-Elemente wie zB die dummsabbelnde Nebenfigur, oder die coolsten Sprüche in den gefährlichsten Situationen beim Kinopublikum bewirken, ließ sich während der Vorstellung leicht beobachten: War das Publikum während des Beginns noch gebannt und machte einen erschrockenen Eindruck, wurde nach den oben genannten "Auflockerungsversuchen" staunend gelacht, wenn eine Granate ein fettes Loch in die Wand reißt oder Jennifer Garner einem bösen Saudi voll krass ein Messer in den Kopf rammt. Boa, ey! Reaktionen, die eigentlich in einen Streifen wie "Stirb Langsam" gehören.
Noch dazu rutscht "Operation: Kingdom" besonders gen Ende gnadenlos ins Utopische bis Lächerliche ab. Mal abgesehen davon, dass das FBI wohl niemals nur 5 Leute, von denen noch dazu kein einziger auch nur einen Fetzen Arabisch versteht oder spricht nach Saudi-Arabien schicken würde, wo diese 5 dann auch noch innerhalb von nur 5 Tagen einen großen Terroristen-Ring hochnehmen, erledigen diese 5 mit freundlicher Unterstützung des saudi-arabischen Buddies ein ganzes Hochhaus, das von Terroristen nur so wimmelt und noch dazu in einem "gefährlichen Viertel" steht, retten den entführten Kollegen Bruce-Willis-typisch in allerletzter Sekunde vor der Exekution und finden so ganz nebenbei den Redensführer der so eben gekillten Terroristen.
Leider sieht man fast täglich in den Nachrichten, dass die Realität anders aussieht, als dieser Film es suggeriert. So trägt "Operation: Kingdom" nur weiter dazu bei, dass das Publikum hinsichtlich dieses Themas abstumpft, bleiben die Motive und Hintergründe terroristischer Taten doch fast völlig im Dunkeln. Hier wäre Aufklärung gefragt!
Dass die Story den Kampf des FBIs und der saudischen Regierung gegen den Terrorismus behandelt, nicht aber die vollen Auswirkungen dieses Kampfes auf die Zivilbevölkerung beleuchtet, ist ein weiterer Aspekt, warum man als Zuschauer eine seltsame Distanz zu dem Thema bewahrt und das Spagat zwischen Action und Tiefgang in "Operation: Kingdom" nur zum Teil funktioniert.
Fazit: Für einen Actionthriller hat "Operation: Kingdom" bemerkenswert viel Tiefgang, bleibt aber in Anbetracht der Brisanz der Thematik zu oberflächlich und ist dabei zu unterhaltsam, was den Zuschauer dazu verleitet, nur zu konsumieren, statt nach der Kinovorstellung tiefschürfende Diskussionen zu führen. Eine verschenkte Chance, trotz des grandiosen Schlusssatzes, welcher mehr Tiefgang und Wahrheit enthält als der ganze Rest des Films zusammengenommen.