Im Jahre 2001 wagte sich die japanische Computerspielfirma Square auf das glatte Eis der Filmwelt und veröffentlichte mit Final Fantasy einen computeranimierten Film, der die mit ihrer „Final Fantasy“-Spielesserie erfolgsverwöhnte Firma mit einem Paukenschlag ins Filmbusiness starten lassen sollte. Doch die Rechnung ging trotz atemberaubender Computeranimationen und der unheimlich real anmutenden digitalen Darsteller nicht auf. Der Film, welcher die Presse zu Diskussionen veranlasste, ob schon bald Hollywooddarsteller aufgrund von computeranimierten Akteuren arbeitslos werden könnten, entwickelte sich zum Totalflop und spielte bei einem Produktionsbudget von 137 Millionen Dollar weltweit nur ernüchternde 85 Millionen ein. Konsequenz war die sofortige Schließung der Square-Animationsstudios auf Hawaii und das Versprechen an die Aktionäre, künftig die Hand vom Filmgeschäft zu lassen. Doch im Zuge der neuen Vermarktungspolitik, die eine möglichst weitreichende wirtschaftliche Ausreizung der „Final Fantasy“-Marke vorsieht, hat der mittlerweile fusionierte Konzern Square-Enix sich doch im Rahmen der „Compilation Of Final Fantasy VII“ wieder an ein Filmprojekt gewagt. Der wohl beliebteste Teil der japanischen Rollenspielserie, von der bis jetzt über 63 Millionen Einheiten verkauft werden konnten, bekommt mit dem von Regisseur Tetsuya Nomura inszenierten Science-Fiction-Animationsfilm „Final Fantasy VII: Advent Children“ eine actiongeladene Fortsetzung, die mit optischer Brillanz besticht und trotz kleiner Schwächen ein wahres Fest für „Final Fantasy“-Jünger darstellt.
Es herrscht trügerischer Friede auf dem Planeten. Zwar sind Jenova, Sephiroth und ShinRa geschlagen und die Menschen beginnen langsam, ihre Städte wieder aufzubauen, doch eine merkwürdige neue Krankheit mit dem Namen Geostigma bringt weiteres Unheil. Cloud Strife, die Hauptfigur aus „Final Fantasy VII“, hat einen Kurierdienst namens „Strife Courier Service“ eröffnet und sich von seinen Freunden vollkommen zurückgezogen, da er mit dem Tod von Aeris nicht umgehen kann. Doch dann wird er von einem mysteriösen Trio, bestehend aus drei weißhaarigen jungen Männern, angegriffen, die von ihm den Aufenthaltsort ihrer „Mutter“ in Erfahrung bringen wollen und zudem wird er von einem verhüllten Mann im Rollstuhl gebeten, ihm dabei zu helfen, die Welt wiederherzustellen. Obwohl Cloud zunächst alles andere als begeistert ist, wieder von seinem Schwert gebrauch machen zu müssen, hat er letztlich keine andere Wahl, als die Wiedererstarkung Jenovas bevorsteht und die Menschen, die er liebt, seine Hilfe benötigen.
Der große Unterschied zwischen „Final Fantasy: Die Mächte in Dir“ und „Advent Children“ besteht vor allem darin, dass es sich bei erstem um eine großangelegte Kinoproduktion handelte, die weltweit mit ihrer Geschichte möglichst viele Menschen erreichen wollte. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden die Charaktere verwestlicht und zudem einem klaren Schwarz-Weiß-Muster unterworfen. Außerdem wurde die Geschichte möglichst durchsichtig gehalten und mit allerlei bekannten Science-Fiction-Versatzstücken angereichert, so dass von der Storykomplexität der Spiele, die meist auf eine Spielzeit von über 50 Stunden angelegt sind und daher ohnehin nicht ohne weiteres ins filmische Medium übertragbar ist, nicht viel übrig blieb. Die Kritik bemängelte folgerichtig fehlende Tiefe in brillanter Optik und die Fans der Serie fanden von ihrem „Final Fantasy“-Universum im Film nur das innerhalb der Serie immer wieder auftauchende Storyelement des Seelenstroms bzw. der vorhandenen Seele unseres Planeten wieder. „Advent Children“ ist nun aber ganz klar ein Film, der an die vielen Fans des Franchise gerichtet ist, die nun endlich in Erfahrung bringen können, was Cloud, Tifa, Vincent und Co. nach dem Abspann des im Jahre 1997 auf der Playstation erschienenen siebten „Final Fantasy“-Teils wiederfahren ist. Eine Anbiederung an den Massenfilmgeschmack war bei dem nur auf DVD und UMD erscheinenden Film somit von vornherein nicht von Nöten.
Der siebte Teil, von vielen als der beste der Serie überhaupt gepriesen, konnte mit einer komplexen, faszinierenden Story, tollen Charakteren und einem durchdachten Kampf- und Magiesystem punkten. Der Film setzt nun, nach einer kurzen Einführung in die Gamestory, genau zwei Jahre später an die Spielgeschehnisse an. Dabei ist die Geschichte nicht überragend, erfüllt aber ohne Mühe ihren Zweck und fügt sich nahtlos an das Ende des Spiels an. Der Film hätte aber von einer längeren Laufzeit durchaus noch profitieren können, denn viele der Charaktere kommen leider aus Zeitgründen etwas zu kurz. Die gebotene Action ist dafür kolossal und grandios inszenierte Szenen sind zuhauf vorhanden, allerdings strotzen sie stets der Physik. Wer also schon Probleme mit Schwertkämpfen in luftigen Höhen à la Tiger und Dragon und Hero hat, springt erst recht verstört aus dem Sessel, denn hier wird meterweit gesprungen, werden Motorräder zerschlagen und übermenschliche Kampfkunststücke vollführt. Zu bemängeln an den Kampf- und Verfolgungsszenen sind einzig die teils arg schnellen Schnitte.
Von der Optik ist „Advent Children“ vergleichbar mit der fesselnden Ästhetik von „Die Mächte in Dir“ mit dem Unterschied, dass die Charaktere diesmal nicht mit dem Ziel einer möglichst photorealistischen Darstellung entworfen wurden. Vielmehr entschied sich Regisseur Tetsuya Nomura für ein animelastigeres Charakterdesign, welches einen sehr guten Eindruck macht und auch den Entwürfen des Spiels sehr nahe kommt. Absolut phantastisch ist die musikalische Untermalung. „Final Fantasy“-Stammkomponist Nobuo Uematsu übertrifft sich wieder einmal selbst und stellte aus bekannten Musikstücken aus dem Spiel und neuen Kompositionen einen die Bilder umschmeichelnden Score zusammen. Auch die neuen japanischen Stimmen der „FF VII“-Charaktere passen perfekt in das Gesamtbild, so dass eine beeindruckende atmosphärische Stimmung im Film garantiert ist.
Trotz der kurzen Storyzusammenfassung des Spiels zu Beginn des Films wird die filmische Spielefortsetzung, die auch zahlreiche Rückblenden enthält, bei denjenigen, die nicht mit dem Controller Stunden vor ihrem Fernseher verbrachten haben, um der Story des Games weiter folgen zu können, einige Fragezeichen hinterlassen. Außerdem werden einige gelungene Gameanspielungen nicht verstanden werden können und die fehlende emotionale Bindungen zur Truppe von Cloud wird dazu führen, dass man mit dem plötzlichen Auftreten von Yuffi, Cid, Red XIII und Vincent wenig anfangen kann, während die Fans sich freuen, die gesamte Heldentruppe, in Hochglanzoptik zu Gesicht bekommen. Aber letztlich ist es auch für FF-Frischlinge durchaus möglich, der Geschichte zu folgen und die Wissenslücken mit Eigenvermutungen zu schließen. Ohnehin werden aber die rasanten Kämpfe und die gelungene Atmosphäre Eindruck schinden.
„Final Fantasy: Advent Children“ ist eine actionbetonte Fortsetzung eines Rollenspielklassikers geworden, die durch computeranimierte Prachtoptik und fabelhafte Akustik glänzt. Während die Herzen der Fans höher schlagen, werden auch „Final Fantasy“- Unkundige ihren Spaß haben.