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    Freedom Writers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Freedom Writers
    Von Deike Stagge

    Vor einigen Jahren kam die Geschichte der „Freedom Writers“ in Amerika in die Medien. Ghetto-Kids aus Los Angeles schrieben ihre Alltagserfahrungen in Tagebüchern auf, die danach als Exzerpte in einem Buch herausgebracht wurden. 2007 kann man die Erlebnisse der Schüler unter demselben Titel auch im Kino ansehen - mit Hilary Swank in der Hauptrolle des Dramas.

    Das Leben an den High Schools im Zentrum von Los Angeles ist knallhart und vom Gangalltag bestimmt. Die Lehrer versuchen vor allem, den Tag heil zu überstehen und fördern nur einige wenige Kids, vor denen sie keine Angst haben müssen. In dieses pädagogische Albtraumszenario wird die über alle Maßen altruistisch veranlagte Witzfigur Erin Gruwell (Hilary Swank) geschmissen, die frisch von der Uni mit konservativer Perlenkette, Kostümchen und (man stelle sich vor!) echten Büchern auf die Schüler Eindruck machen will. Allen Warnungen der desillusionierten Stundenplan-Faschistin und Kollegin Margaret Campbell (Imelda Staunton) zum Trotz begibt sich Erin auf ihren literarischen Kreuzzug, um den Schülern die Geschichte Anne Franks und anderer Klassiker näher zu bringen. Dabei schafft sie es, in dem von Latinos und afroamerikanischen Gangs geprägtem Umfeld und dem (wahrscheinlich als Identifikationsfigur eingeführten) Quoten-Weißen einen ersten Klassenzusammenhalt zu schaffen, der im Projekt „Freedom Writers“ seinen Höhepunkt findet: Jeder Schüler führt ein Tagebuch, in dem er von seinen Erfahrungen mit Gewalt und Rassismus berichtet. Wer möchte, kann es Erin zu lesen geben.

    Wer „Dangerous Minds“ gesehen hat, dem dreht sich da bei einem gehauchten „Nicht schon wieder“ leicht der Magen um. Den Plot um widerspenstige Schüler und einen engagierten Lehrkörper hat man seit Der Club der toten Dichter schon in unzähligen Versionen und Subplots gesehen. Damit kann sich „Freedom Writers“ wirklich nicht von der Masse abheben - schon gar nicht mit seiner Reduktion auf die gänzlich unglamourös in purem Schwarz-Weiß gezeichnete Sicht der Dinge, in der irgendwann die Grenzen wackeln, damit der Zusammenhalt entstehen kann. Hinter der Inszenierung steckt Regisseur Richard LaGravenese, der hauptsächlich für seine Drehbücher Der Pferdeflüsterer und „Liebe hat zwei Gesichter“ bekannt wurde. Eine große Portion Liebesroman-Romantik hat LaGravenese aus dieser Arbeit mitgenommen, und verkitscht damit selbst das härteste Ghetto. Klischee-Dialoge reihen sich aneinander, und irgendwann möchte der Zuschauer aufhören zu glauben, dass Erin, um Geld für die Projekte mit den Kids zu sammeln, auch den dritten Job nebenher annimmt und damit ihre Ehe mit dem netten Scott (Patrick Dempsey) endgültig in die Krise manövriert.

    Da hilft es auf den ersten Blick wenig, dass Hilary Swank eine großartige Performance abliefert. Das hartgesottene Million Dollar Baby beweist hier eine linkische Ader und ihren Hang zur flapsigen Komik, auf der sie ihre Darstellung der Rolle dankbar aufbaut. Was sie mit der verletzlichen aber determinierten Erin macht, ist große Klasse. Neben ihr spielt sich eine cholerische Imelda Staunton (Vera Drake, Eine zauberhafte Nanny) in stereotypisch angelegte Hochform und liefert in der Charakterisierung von Margaret Campbell wohl einen deutlichen Vorgeschmack auf ihre Rolle als fiese Professorin Umbridge im noch ausstehenden Sommer-Blockbuster Harry Potter und der Orden des Phönix. Von den Kids profiliert sich vor allem April Hernandez als Eva mit einem erfrischenden Auftritt.

    Die große Überraschung ist: Trotz aller Klischeehaftigkeit und Drehbuchmängel ist „Freedom Writers“ ein doch recht unterhaltender Film. Während man über die Dialoge und „überraschenden“ Wendungen teilweise nur aufstöhnen möchte, ist die visuelle Inszenierung des Films und seines Handlungsortes Los Angeles durchaus gelungen. Kameramann Jim Denault („Six Feet Under“) macht einen sehr guten Job. Doch da Bilder ohne Ton bekanntlich auf der Leinwand wenig hergeben, beauftragten die Macher Rap-Legende RZA, um die Musik zusammenzustellen. Diese Investition macht sich bezahlt, denn der Soundtrack pusht „Freedom Writers“ noch ein Stück in die richtige Richtung. Denn der Hip-Hop MC und vor allem durch seine musikalische Arbeit mit dem Wu-Tang Clan bekannte RZA ist auch im Filmbusiness kein Neuling mehr: Schon für Blade: Trinity und „Ghost Dog“ arbeitete RZA erfolgreich an der Unterstützung des Bewegtbilds durch coole Sounds. Für „Freedom Writers“ mischt der Composer Old-School-Klassiker wie „This is how we do it“ mit neueren und düsteren Beats, um ein authentisches Feeling für den Film in die Tonspur zu legen.

    So richtig retten können das Drama aber weder seine hervorragenden Darsteller noch sein eleganter Soundtrack. Denn unterm Strich bleibt ein dramaturgisches Plagiat, das zwar auf einer bewegenden Geschichte beruht, aber eindeutig nicht für den europäischen Markt produziert wurde. Das hiesige Publikum dürfte allein vom Pathos nach einer Stunde wohl genug haben. Kann man aber darüber hinwegsehen und sich auf die Schauspieler und die Zusammenarbeit von Kamera und Musik konzentrieren, ist man auch mit „Freedom Writers“ ganz unterhaltsam bedient.

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