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    Elizabethtown
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Elizabethtown
    Von Alina Bacher

    Das Filmjahr 2005 neigt sich dem Ende zu und wie sooft im Leben heißt es auch dieses Mal wieder: Das Beste kommt zum Schluss. Der neue Film von Ausnahmeregisseur Cameron Crowe kommt mit wenig Trara, aber dafür mit viel Humor, Feinfühligkeit und Ehrlichkeit daher. „Elizabethtown“ erzählt auf typisch crow’sche Weise eine Geschichte von Leben und Tod, von Liebe und Trauer, von Familie und Freunde - eine Story, wie sie das Leben nun mal schreibt. Wunderschön fotographierte Szenen und ein herausragender Soundtrack runden den Film zu einem melodischen Gesamtkunstwerk ab, das Farbe und gute Laune in die tristen Herbsttage bringt. Kurzum: eine Wohlfühgeschichte fürs Herz.

    Jung, gut aussehend und wahnsinnig erfolgreich - Schuhdesigner Drew Baylor (Orlando Bloom) hat es in seinem Leben schon weit gebracht. Das von ihm entworfene Schuhmodell verspricht den Markt zu revolutionieren, doch schon lange dreht sich sein Leben nur noch um Schuhe, Geld und Erfolg. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wendet sich plötzlich das Blatt: Sein Schuhdesign droht die größte Niederlage der Firmengeschichte zu werden. Ein Fiasko, das die Firma rund eine Milliarde Dollar kosten wird. Drew steht vor den Trümmern seiner Karriere und sieht nur noch einen Ausweg: Selbstmord. Allerdings klingelt kurz vor Drews Suizidversuch das Telefon: Seine Schwester Heather (Judy Greer) teilt ihm in Tränen aufgelöst mit, dass ihr Vater soeben gestorben sei. Drews Aufgabe ist nun, zurück in seinen Heimatort Elizabethtown, Kentucky zu reisen und die Leiche seines Vaters zu seiner Mutter Hollie (Susan Sarandon) nach Oregon zu bringen. So tritt der gescheiterte Geschäftsmann seine letzte Reise an, fest davon überzeugt, seinen Suizid danach in die Tat umzusetzen. Doch auf dem Flug nach Kentucky trifft er die hübsche Flugbegleiterin Claire (Kirsten Dunst), eine stets optimistische Plappertasche, die ihn sofort in ihren Bann zieht. Aber Drew hat im Moment ganz andere Sorgen: Die Bewohner von Elizabethtown feiern seinen Vater wie einen Helden und wollen ihn auf dem örtlichen Friedhof beisetzten. So muss Drew feststellen, dass er seinen Vater über all die Jahre nie wirklich kennengelernt hat. Mit Claires Hilfe stellt er sich seiner Vergangenheit und versucht, sein Leben langsam wieder in den Griff zu bekommen.

    „Ein Film, der dir Charaktere vorstellt, die wirklich fühlen, die dich mit in ihre Leben nehmen und die du als Zuschauer nach Ende des Films vermisst,“ so beschreibt Regisseur Cameron Crowe seine Filme. Und er hat Recht. „Elizabethtown“ zeigt, wie bereits Jerry Maguire und Almost Famous, dass ein Film besonders von seinen Figuren lebt. Crowes Ziel bei „Elizabethtown“ war es, einen Film über und für seinen Vater zu drehen. So sagte er in einem Interview: „Ein Film, der gleichzeitig Tränen und Lachen erzeugt. Das gefiel meinem Vater am besten.“ Genau an diesen Vorsatz hält sich „Elizabethtown“. Mit viel Feinfühligkeit und einer Prise Humor wagt sich Crowe an solch schwere Themen wie Selbstmord, Trauer und Tod. Trotz der schwierigen Thematik tänzelt die Story leichtfüßig über den Filmparkett und wirkt dabei nie plump oder übertrieben melancholisch. Crowe, der neben Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, legt viel Wert auf passende Dialoge, die so voller Authentizität sind, dass jeder den ein oder anderen Satz aus seinem eigenen Leben kennt. Wie bereits in „Almost Famous“ steckt auch in „Elizabethtown“ ein wenig Autobiographisches, und genau das macht den Film so lebensnah. Kaum ein anderer Regisseur versteht es, Fiktion und Realität so gekonnt miteinander zu verweben.

    Die Idee zu „Elizabethtown“ kam Crowe im Sommer 2002, als er zusammen mit seiner Frau Nancy Wilson und deren Rockband „Heart“ durch den amerikanischen Bundesstaat Kentucky tourte. Übermannt von der wunderschönen Landschaft verließ Crowe den Tourbus, machte sich mit einem Leihwagen auf Entdeckungsreise und schrieb das Drehbuch zu „Elizabethtown“. Das typische „Midwest-Flair“ spiegelt sich nicht nur im Drehbuch wider. Da der Film selbst an Originalschauplätzen in Kentucky gedreht wurde, sind die Landschaftsaufnahme malerisch schön. Besonders der Road Trip gegen Ende des Films macht das noch einmal ganz klar deutlich und zeigt, warum Crowe mit zu den ganze großen Namen Hollywoods gehört. Leider sind einige Szenen etwas zu lang geraten. So zieht sich „Elizabethtown“ bisweilen ziemlich in die Länge.

    Ein weiteres Cameron-Crowe-Markenzeichen ist der passende Soundtrack. All seine Filme haben einen engen Bezug zur Musik, so auch „Elizabethtown“. Bei „Elizabethtown“ setzt er vor allem auf bodenständige, authentische Musik amerikanischer Gruppen. Crowe selbst nennt seinen Soundtrack „The Great American Radio Station“. Ryan Adams, Tom Petty, aber auch Musiklegende Elton John untermalen die Szenen und hinterlassen eine bleibende Erinnerung.

    Dass Cameron Crowe ein Händchen für die richtige Besetzung hat, ist spätestens seit „Almost Famous“ kein Geheimnis mehr. Auch dieses Mal setzt er in den meisten Fällen auf das richtige Pferd. Mit Susan Sarandon geht eine Film erfahrene Schauspielerin an den Start, die in der Vergangenheit bereits oft ihr Können unter Beweis gestellt hat. Als trauernde Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes anfängt, sich selbst zu verwirklichen, gelang ihr eine wunderbare Interpretation einer nicht ganz einfachen Rolle. Kirsten Dunst, die mit ihren 23 Jahren bereits eine beachtliche Karriere hingelegt hat („Interview mit einem Vampir“, Spider-Man, The Virgin Suicides, Vergiss mein nicht) passt ideal in die Rolle der naiven Optimistin Claire. In wenigen Worten: niedlich, liebenswert, sympathisch-überzeugend. Ganz im Gegenteil zu ihrem männlichen Gegenpart. Der britische Hollywood-Kleinmädchenschwarm Orlando Bloom (Königreich der Himmel, Fluch der Karibik) schwimmt seit seinem Auftritt in engen Strumpfhosen, mit wallender blonder Mähne und spitzen Ohren in Peter Jacksons „Herr der Ringe“ Trilogie auf einer nicht abbrechenden Welle des Erfolges. Mit „Elizabethtown“ wagt sich der Schauspieler zum ersten Mal an eine ernsthafte Rolle, ohne Degenkämpfe, Bogenschießen oder Kettenhemden, und scheitert. Auch wenn einige Szenen durchaus überzeugen können, den größten Teil des Films fragt sich der Zuschauer, was Herr Bloom mit seinem „Dackelblick“ nun ausdrücken möchte. Die Grenzen zwischen verzweifelt, traurig und amüsiert sind aus seiner Mimik jedenfalls nicht abzulesen.

    Trotz Blooms miserabler Leistung - er sollte doch lieber bei Degen und Kettenhemd bleiben - ist „Elizabethtown“ eines der diesjährigen Kinohighlights. Großes Gefühlskino ohne übertriebenen Schnulz, dafür mit grandiosem Soundtrack und fabelhaften Bildern - ein echter Cameron Crowe eben. Link-Tipp: CD-Kritik Soundtrack - „Elizabethtown“

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