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    Das Königreich der Katzen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Das Königreich der Katzen
    Von Ulf Lepelmeier

    Nachdem im Jahre 1995 mit „Whisper Of The Heart“ zwei Katzenfiguren zu Publikumslieblingen avanciert waren, kam ein Katzenthemenpark auf das Animationsstudio Ghibli zu und bat um die Realisierung eines Kurzfilmes mit dem Katzenbaron von Gikkingen und seinem beleibten Katzenkollegen Muta als Hauptakteuren. Doch bevor der Kurzfilm fertig gestellt werden konnte, nahm der Auftraggeber Abstand von dem Projekt, und im Studio Ghibli fiel der Entschluss, unter Berücksichtigung des bereits vorhandenen Materials, einen kompletten Kinofilm zu erstellen. Bei dem Fantasyfilm, der unter dem Namen „Das Königreich der Katzen“ erscheinen sollte, führte Hiroyuki Morita erstmals Regie, der als Zeichner bereits in den Projekten „Die Familie Yamada“ und Kiki´s kleiner Lieferservice involviert war . Herauskommen sollte dann ein geradliniger, netter Kinderfilm, der sich leider zu wenig Zeit für die Entwicklung der Charaktere nimmt und dem es an dem typischen Ghibli- Zauber fehlt.

    Die naive, etwas ungeschickte 17-jährige Haru rettet auf ihrem Schulweg eine Katze vor einem nahenden Lastwagen. Zu ihrer Verwunderung stellt die Katze sich darauf auf ihre Hinterbeine und spricht ihrer Retterin ihren Dank aus, bevor sie verschwindet. In der darauffolgenden Nacht erhält Haru zudem hohen Besuch. Der Katzenkönig höchstpersönlich ist mit seinem Gefolge gekommen, um der verblüfften Schülerin zu verkünden, dass ihr auf Grund der Rettung seines Sohnes Prinz Lune die große Ehre zuteil werde, eben jenen Thronfolger zu ehelichen. Am nächsten Morgen tut das Mädchen noch alles als sonderbaren Traum ab, doch schnell muss sie einsehen, dass sie wohl schon bald als Katzenbraut vor den Altar geführt werden wird. Um dies noch zu verhindern, nimmt sie Kontakt zum Katzenbüro des Katers Baron Humbert von Gikkingen auf. Zusammen mit dem griesgrämigen und nimmersatten Kater Muta sowie der Krähe Toto macht der exzentrische Baron sich auch sofort zur Rettung Harus auf, als sie ins Königreich der Katzen verschleppt wird.

    Nach dem furiosen Erfolg von Miyazakis Chihiros Reise ins Zauberland meldete sich das Studio Ghibli im Jahre 2002 mit „Das Königreich der Katzen“ in den japanischen Kinos zurück. Obwohl beide Filme in der japanischen Alltagswelt beginnen und ihre Protagonistinnen dann in „Alice im Wunderland“-Manier in eine Fantasiewelt eintauchen lassen, weisen sie deutliche Unterschiede auf. Dies fängt schon mit der Animationsqualität an, die bei Regisseur Moritas Erstling zwar solide ausfällt, aber zu keiner Zeit mit der Detailverliebtheit des Silbernen-Bären-Gewinners von Miyazaki mithalten kann. Die Zeichnungen sind in Molitas Katzenfilm insgesamt einfacher gehalten und die Hintergründe wirken im später Filmverlauf gar etwas karg.

    Bei einer Spielzeit von gerade einmal 72 Minuten ist natürlich ein hohes Erzähltempo gefordert. Dieses geht dann beim „Königreich der Katzen“ leider auf Kosten der Komplexität der Geschichte sowie der Ausarbeitung der Charaktere, die an sich liebevoll gestaltet sind. Auch die Hintergründigkeit und den metaphorischen Unterbau anderer Ghibli-Werke sucht man vergebens. Trotzdem wissen gerade die beiden Kater, die schon in „Whisper Of The Heart“ ihren Auftritt hatten, zu gefallen. Wobei ihnen im „Königreich der Katzen“ ein weitaus geringerer Stellenwert zukommt, als man meinen könnte. Zudem gibt es immer wieder amüsante Vorkommnisse, welche die Reise ins Katzenland zu einer vergnüglichen Tour machen. Aber die fantastischen Ideen, die vielen Finessen und Kleinigkeiten, die gerade die Filme Miyazakis ausmachen, kann man leider nicht ausmachen. Der Zauber der magischen Welt, den man bei „Chihiros Reise ins Zauberland“ verspürt und die Faszination, die von ihr ausgeht, kann das „Königreich der Katzen“ einfach nicht aufbieten, dafür ist alles zu konventionell und vorhersehbar gestaltet. Gerade für jüngere Zuschauer ist der äußerst familienfreundliche Film um das Mädchen, das im Reich der Katzen zu mehr Selbstvertrauen findet, im Prinzip durchaus empfehlenswert, wenn da nicht das Kinderfilmmeisterwerk „Mein Nachbar Totoro“ und die kleine Hexe aus „Kiki`s kleinem Lieferservice“ aus demselben Animationsstudio wären, die einfach noch so viel frischer, fantasievoller und charmanter daherkommen. Doch auch wenn der Film mit anderen großartigen Produktionen aus dem Hause Ghibli einfach nicht mithalten kann, wird die geradlinige fantasievolle Geschichte um das Königreich der Katzen wohl gerade unter den kleinen Freunden der vierbeinigen Tierchen trotzdem seine Anhänger finden.

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