Jim Davis’ Comicstrip um den egozentrischen Kater Garfield erheitert weltweit täglich rund 260 Millionen Menschen in 2.600 Zeitungen. Ein monströses Fanpotenzial also, dass sich Regisseur Peter Hewitt bei der Real-Verfilmung des Stoffes zunutze machen will. Doch was um Himmels Willen ging hier nur schief? „Garfield“ ist eine Komödie, aber nicht witzig, die Hauptfigur nur mäßig animiert und die Schauspieler verbreiten Langweile. Der einzig echte Witz ist die Story, die lediglich in der Altersgruppe unter sechs bis acht Jahren für gedämpfte Heiterkeit sorgen kann.
Der übergewichtige Kater Garfield (Stimme: Thomas Gottschalk) lebt bei Jon (Breckin Meyer) wie die Made im Speck. Solange sein gutmütiges, trotteliges Herrchen ihn mit ausreichend Futter, am liebsten Lasagne, versorgt, ist Garfields Welt in Ordnung. Der Kater ist frech, fett, faul und sarkastisch. Erst als der Hund Odie in sein Leben tritt, ändert sich alles, weil der Mischling plötzlich die Nummer eins im Haus ist. Um seiner Angebeteten, der Tierärtzin Liz (Jennifer Love Hewitt), zu imponieren, nimmt Jon den herrenlosen Hund bei sich auf. Odie ist eine Seele von Tier, doch Garfield fühlt sich in seinem Territorium bedroht und macht dem ungeliebten „Eindringling“ das Leben zur Hölle. Eines Nachts sperrt Garfield den Hund aus und Odie läuft weg – was Jon in pure Verzweifelung stürzt. Gemeinsam mit Liz macht er sich auf die Suche. Genauso wie Garfield, der ein schlechtes Gewissen bekommt. Und im Gegensatz zu den Menschen weiß er schon, wo er suchen muss. Der durchgeknallte TV-Moderator Happy Chapman (Stephen Tobolowsky) hat sich den Hund unter den Nagel gerissen, um ihn zum Star einer Fernsehshow zu machen. Odie ist nämlich ein wahrer Showstar, der großes tänzerisches Talent an den Tag legt...
Im Jahr 1988 gewann die „Garfield“-Zeichentrick-Serie den begehrten Emmy, die Popularität war zumindest in den USA auf dem Höhepunkt angekommen. 16 Jahre später versucht Regisseur Peter Hewitt („Ein Fall für die Borger“), an den Erfolg anzuknüpfen. Doch seine Real-Umsetzung ist so bieder, harm- und witzlos, dass sie für die erwachsene Zielgruppe nahezu unverdaulich bleibt. Das Kuriosum: In Amerika erhielt der Film ein PG-Rating. Also Kinder unter 13 Jahren sollten nur in Begleitung eines Erwachsenen ins Kino. Mal von der Lächerlichkeit dieser Einstufung abgesehen, in Deutschland ist der Film ohne Altersbeschränkung freigegeben, zielt „Garfield“ eindeutig auf das ganz junge Publikum. Die Story ist so simpel gestrickt, dass selbst Vierjährige ohne Mühe folgen können. Leider bergen die 82 Minuten nur Klischees und Nettigkeiten, Überraschungen bleiben komplett aus. Der Geschichte ist deutlich anzumerken, welche Probleme die Autoren hatten, eine über knapp anderthalb Stunden tragfähige Rahmenhandlung zu finden. Es fehlt Material für die volle Spielzeit. Das freche Mundwerk der Titelfigur, im Deutschen lustlos von der vermeindlichen Allzweckwaffe Thomas Gottschalk gesprochen, soll eigentlich für die Unterhaltung sorgen. Doch hier versagen die Drehbuchautoren Joel Cohen („Im Dutzend billiger“) und Alec Sokolow („Im Dutzend billiger“, „Toy Story“) auf ganzer Linie. Was zu einer rotzfrechen Gagparade mit coolen, trockenen Onelinern hätte werden sollen, gerät viel zu brav und ausrechenbar.
Ein weiteres Problem ist die Figur Garfield selbst. Die Entscheidung, den Kater neben den Liveaction-Charakteren als einzigen per CGI-Animation auf die Leinwand zu bringen, ist ein wenig unglücklich, aber noch nachvollziehbar. Die Bewegungen wären einer echten, wenn auch trainierten Katze wohl nicht zu entlocken gewesen. Aber warum nur sieht der animierte Garfield aus, als wäre die verwendete CGI-Technik schon zehn Jahre alt? Der Kater wirkt zu eckig und kantig. Lediglich als Trash-Faktor hinterlässt dies einen bleibenden Eindruck. Sympathien kann Garfield auch nur bedingt beim Publikum sammeln. Irgendwann übersteigt er die Egozentrik und wird selbst von seinen besten Freunden verabscheut. Zudem wird Garfield von Co-Star Odie, alias Mischlingshund Tyler und Schwester Chloe, glatt an die Wand gespielt. Der Hund versprüht weit mehr Charme als sein gefräßiger Kumpane. Warum Odie übrigens als einziger Kleffer nicht mit anderen realen Tieren - bei denen lediglich die Lippenbewegungen CGI-animiert sind - kommunizieren kann, bleibt wohl das Geheimnis der Drehbuchautoren. Vielleicht versteht er sich nicht auf diese tierübergreifende Sprache. Immerhin kann er bellen – das ist ja auch schon was. Zudem behauptet Garfield, er sei dumm. Möglicherweise soll dies so untermauert werden.
Zur Bedeutungslosigkeit verdammt sind die menschlichen Darsteller, die im kunterbunten Set-Design untergehen. Breckin Meyer („Kate & Leopold“, „Rat Race“) ist als harmlos-liebenswerter Loser mehr zu bedauern, als dass der Zuschauer seinem Charakter Interesse zuwendet. Jennifer Love Hewitt („Heartbreakers“, „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“) dient lediglich als Blickfang. Den mit Abstand undankbarsten Part hat Stephen Tobolowsky („Adaption“, „Insider“, „Memento“). Er ist zwar ein exzellenter Schauspieler aus der zweiten Reihe, aber in „Garfield“ wird er als übler Knallcharge verheizt. Das ist deutlich unter dem Niveau Tobolowskys.
Wer sich bei „Garfield“ amüsieren will, muss schon viel Geduld und Nachsicht mitbringen. Lacher sind praktisch nicht vorhanden, was bei einer Komödie ein erbärmliches Bild abgibt. Drei, vier Szenen entlocken dem Betrachter ein Schmunzeln. Das ist für einen abendfüllenden Spielfilm ein bisschen arg wenig. Selbst das ganz junge Publikum wird sich nur mäßig unterhalten fühlen. Die Identifikation mit dem Comic und der Figur Garfield fehlt logischerweise und als Attraktion mangelt es dem Charakter an Knuffigkeit und Liebenswürdigkeit, um die Kleinen zu Begeisterungsstürmen zu bewegen...