Bevor die supererfolgreiche Komödie Plötzlich Prinzessin 2004 erst ganze drei Jahre später mit Plötzlich Prinzessin 2 eine Fortsetzung erfuhr, nutzte Regisseurin Dennie Gordon 2003 mit ihrem Teenie-Märchen „Was Mädchen wollen“ die Gunst der Stunde, um für sich und deas produzierende Warner-Studio aus der einträglichen Aristokratenlust der jugendlichen Kinobesucherinnen noch ordentlich Kapital zu schlagen. Da aber die plumpe „einfaches Mädchen wird über Nacht zur Prinzessin“-Story von seinen Vorbildern schon weitestgehend abgegrast wurde, gibt’s bei „Was Mädchen wollen“ auch gleich noch eine amerikanisch-britische Culture-Clash-Komödie als Zugabe mit obendrauf. Doch trotz dieses „2 in 1“-Konzepts findet sich letztlich kein einziger neuer Einfall im fertigen Film wieder. Dafür reißt aber der charismatische Cast einiges wieder raus und lässt „Was Mädchen wollen“ sacht im soliden Mittelfeld des Teeniegenres landen.
„Keine Umarmungen, bitte! Ich bin Britin, wir zeigen Zuneigung nur gegenüber Hunden und Pferden.“ – Jocelyn Dashwood bringt den Unterschied zwischen Amerikanern und Engländern auf den Punkt.
Die 17-jährige Daphne (Amanda Bynes), die bei ihrer allein erziehenden Hippie-Mutter (Kelly Preston) in New York aufgewachsen ist, wartet schon seit ihrem zweiten Lebensjahr sehnsüchtig darauf, ihren Vater, den britischen Aristokraten Henry Dashwood (Colin Firth), endlich kennen zu lernen. Irgendwann beschließt sie, ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen und fliegt ohne das Einverständnis ihrer Mutter nach London. Zunächst scheint Henry von der Nachricht, eine beinahe erwachsene Tochter zu haben, wenig begeistert – immerhin steckt er gerade in einem verdammt wichtigen Wahlkampf und steht in den Startlöchern für eine Ehe mit der extrem ehrgeizigen und statusbesessenen Glynnis Payne (Anna Chancellor). Doch die ersten Vatergefühle sind schnell erwacht und Daphne wird postwendend in die aristokratische Gesellschaft eingeführt. Hier sorgt die lebenslustige, stets offene und ehrliche Daphne für jede Menge frischen Wind. Doch auch wenn Henry die unbedarfte Art seiner Tochter liebt, gehen die Umfragewerte seiner konservativen Partei schnell in den Keller. So bittet er seine Tochter wider besseren Wissens darum, sich der steifen Etikette des britischen Adels anzupassen…
„Ist es nicht schön, den Sand zwischen den Zehen zu spüren? Das ist wie ein natürliches Peeling!“ – so offenbart Daphne ihre romantisch-philosophische Ader.
„Was Mädchen wollen“ ist in jeder Sekunde voll und ganz auf sein weibliches Teenie-Zielpublikum zugeschnitten, was für andere Zuschauer so manches Problem mit sich bringt. So geht die Reißbrettartigkeit des Films soweit, dass die ersten Bilder von London tatsächlich Daphne auf einem typisch roten Stadtrundfahrtbus am Piccadilly Circus zeigen, während „London Calling“ von The Clash aus den Boxen dröhnt – mehr 08/15 geht schlicht nicht mehr. Auch gibt es immer wieder recht unmotiviert in die Story eingeflochtene Collagen, in denen Amanda Bynes aus nicht immer sofort ersichtlichen Gründen neue Klamotten und Stylings ausprobiert – Pretty Woman lässt gleich zigfach grüßen. Dazu kommt dann noch ein nicht immer funktionierend getimter Slapstick-Humor, der sich nur selten stimmig in das Konzept des Films einpassen will, und eine Liebesgeschichte, die ohne Raum zur Entfaltung nur nebenbei so vor sich hinplätschert und die man „Was Mädchen wollen“ im Endeffekt auch in keiner Szene ernsthaft abnimmt.
In der Komödie von Regisseurin Dennie Gordon (Ein verrückter Tag in New York), der man ihre TV-Herkunft deutlich anmerkt, scheint also nicht allzu viel zusammenzukommen. Und wirklich wäre der Film wohl auch ungebremst an seinem schwachen Drehbuch zerschollen, wenn der überzeugende Cast die ungebremste Talfahrt mit seinem charmanten Spiel nicht aufgehalten und dem Zuschauer so einen zumindest durchschnittlichen Unterhaltungsfilm beschert hätte. Colin Firth (Tatsächlich Liebe, Der englische Patient, Eine zauberhafte Nanny) gibt einmal mehr den leicht steifen Briten, seine Paraderolle, die ihn mit Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück und der Fortsetzung Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns endgültig zum Star werden ließ. Amanda Bynes (She´s The Man), die in Deutschland vor allem mit ihrer erfolgreichen Sit-Com „Hallo Holly“ einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, sprüht auf der Leinwand nur so vor Lebenslust und es macht so trotz Skriptlöchern einfach jede Menge Spaß, ihr bei ihrem London-Bummel zuzusehen. In Nebenrollen sorgen auch noch die beiden britischen Schauspielikonen Eileen Atkins (Unterwegs nach Cold Mountain) als verständnisvolle, Tontauben schießende Großmutter und Jonathan Pryce (Brazil, Fluch der Karibik) als rücksichtslos egoistischer politischer Berater für darstellerische Glanzlichter.
„Was Mädchen wollen“ kommt selbst für ein Teenie-Märchen arg einfallslos daher und auch der Humor wirkt an so mancher Stelle angestrengt und überkonstruiert. Dank des charmanten Vater-Tochter-Gespanns Colin Firth und Amanda Bynes vermag der Film aber dennoch ordentlich zu unterhalten.