Kurz zusammengefasst: „Ocean’s Twelve“ hat all das nicht, was seinen Vorgänger auszeichnete: Eine durchweg spannende, durchschaubare Geschichte präsentiert mit viel Witz und ein Starensemble mit klarer Aufgabenverteilung. Es gibt ihn nicht, den großen Coup. Stattdessen ein paar kleine und eine Storywendung nach der nächsten - bis selbige fast schon völlig unverständlich werden. Regisseur Steven Soderbergh, der zu Zeiten von „Traffic“ und „Erin Brockovich“ gern als das Hollywood-Wunderkind bezeichnet wurde, wird sein Image mehr und mehr zum Verhängnis – „Solaris“ und „Voll frontal“ konnten weder Kritiker noch Publikum sonderlich begeistern. So ergibt sich ein echter Sinn einer Fortsetzung von „Ocean’s Eleven“ auch während des Films nicht, sondern erstreckt sich darin, erneut den Starpulk auf der Leinwand herumwuseln zu lassen und dabei ein paar clevere Dialoge und Sprüche aufsagen zu lassen.
Terry Benedict (Andy Garcia) ist zurück. Zurück hätte er auch gerne sein Geld, das ihm „Oceans Elf“ vor drei Jahren gestohlen haben. Aus diesem Grund besucht er jeden einzelnen von ihnen und gibt ihnen zwei Wochen, um sich 160 Millionen Dollar plus Zinsen auszahlen zu lassen. Danny Ocean (George Clooney) versammelt seine Mannen von damals und muss feststellen, dass ein großer Teil des Geldes verprasst oder schlecht investiert wurde. Gemeinsam wollen sie den fehlenden Teil jetzt möglichst schnell zusammenstehlen, doch dabei kommen ihnen Europol-Agentin Isabel Lahiri (Catherine Zeta-Jones) und Meisterdieb Nightfox (Vincent Cassel) gehörig in die Quere...
Es ergibt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das allerdings ohne Hochspannung auskommen muss. Das liegt an der an der zu keinem Zeitpunkt wirklich stringenten Handlung, die äußerst verschachtelt präsentiert wird, was jedoch seinen Reiz hat. Immerhin ist das Wer-ist-wem-einen-Schritt-voraus-Spiel so komplex gestaltet, dass es teilweise einige Überlegungen kostet, es zu durchschauen. Doch die Erwartungen an herrlich anzusehende Tricks wie im ersten Teil werden nur bedingt erfüllt. Sicher gibt es wieder ein paar wahnwitzige und spektakuläre Ideen, nur kann die Summe im Kleinen hier keinesfalls soviel erreichen wie der große Coup von „Ocean’s Eleven“. Zudem werden die Einbrüche stets bloß rückblickend erzählt, was natürlich einiges an Spannung herausnimmt.
Hier geht's zum Filmstarts-Special: Berühmte Umbesetzungen
Die hohe Anzahl an Hauptdarstellern erhielt in Teil eins seine Daseinsberechtigung in der festen Aufgabenverteilung der einzelnen Charaktere und konnte so funktionieren. Da diese nun fehlt, sind die meisten Schauspieler nun einfach nur mit dabei und dürfen dann zum Teil mal diese oder jene Funktion übernehmen. Der richtigen Identifizierung mit den Rollen macht dieses Konzept einen Strich durch die Rechnung. So bekommt etwa der charismatische Rusty (Brad Pitt) zwar ein paar sehr gute Auftritte und wird in stilvolle Klamotten gesteckt, kann aber diesmal nur halb so gut begeistern.
Das etwas wirre Drehbuch beinhaltet jedoch zum Glück einige lustige Dialoge und die gewohnt lässigen Sprüche. Ab und an wurde das durchklingende und immerhin ironisch gemeinte (wenn auch nicht richtig funktionierende) Hollywood-Insidertum etwas übertrieben, etwa wenn Tess (Julia Roberts) im Film den Hollywoodstar Julia Roberts mimen soll, dem sie ja so ähnlich sieht. „Bitte was?“, fragt sich da der Zuschauer zurecht und die Episode wird dann auch nur durch den Gastauftritt von Bruce Willis gerettet. Wenn sich aber die Stars über das zu Unrecht vergleichsweise unbekannte Coen-Machwerk „Miller’s Crossing“ unterhalten, darf sich der Kenner immerhin selbst auf die Schulter klopfen. Zuweilen nimmt der Filmtiteleinbau dann aber auch überhand („Er hat wohl mit dir den „Lost in Translation“ gespielt, was?“).
Die Reihe der Stars macht hier einiges wieder wett, da deren offensichtlicher Spaß beim Drehen sich immer wieder auch auf den Zuschauer übertragen kann. Ihre Freude am Spielen scheint groß und die meist mit einem Augenzwinkern gespielten Rollen passen größtenteils. Catherine Zeta-Jones übertreibt es allerdings mitunter etwas mit der Ernsthaftigkeit und kann ihren Part der zwielichtigen Gesetzeshüterin nicht komplett glaubhaft ausfüllen. Brad Pitt und George Clooney meistern ihre auf cool getrimmten Rollen wie gewohnt und auch die zeitweilige Demaskierung ihrer Superhirne durch Fehler kann dem nichts anhaben. Besonders gefällt Vincent Cassel, dem zwar keine Sympathie zuteil wird, der jedoch den Bösewicht besser verkörpern kann, als dies Andy Garcia mit seiner Rolle möglich gewesen wäre. Sein ebenfalls in Rückblenden erzählter großer Diebstahl im Alleingang birgt aber eine extrem unrealistische Szene, die sich leider nicht in die Parodie-Schublade stecken lässt.
Insgesamt fehlt einiges zu einem guten Film, allerdings gibt es immer noch genug, um den Film ins oberen Mittelfeld zu haben. Der Ausgleich kommt besonders durch gut aufgelegte Stars zu Stande, die untereinander aber sicher mehr Spaß hatten als der Zuschauer selbst. Die im ersten Teil gut aufgebauten Charaktere können hier ausgespielt werden, da der Zuschauer von den meisten noch ein Bild im Kopf hat und die Wiedersehensfreude die fehlenden Funktionen zuweilen ausgleichen kann. Ein paar sehr unterhaltsame Sprüche können ebenfalls die Erwartungen erfüllen.