Der Fortsetzungswahn in Hollywood nimmt kein Ende. Und es scheint fast so, als gingen den US-Majors langsam aber sicher die hochkarätigen, sequelfähigen Vorlagen aus. Wie anders ist es zu erklären, dass nun mit „Keine halben Sachen 2“ ein Film gedreht wurde, dessen Vorgänger zwar solide Unterhaltung bot, aber dabei eben alles andere als überragend war. Nicht gerade die besten Vorzeichen, wenn man bedenkt, dass ein zweiter Teil in den wenigsten Fällen an die Qualität des ersten heranreicht.
Ein kürzer Rückblick auf den ersten Teil: Zahnarzt Nicholas „Oz“ Oseransky (Matthew Perry) ist schon eine arme Sau. Seine Frau möchte nichts als sein Geld. Und da seine Lebensversicherungspolice sehr viel Geld garantiert, hat sie obendrein noch seine Assistentin Jill (Amanda Peet) angeheuert, um Oz umzubringen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, zieht auch noch der berüchtigte Auftragsmörder Jimmy „Die Tulpe“ Tudeski (Bruce Willis) ins Nachbarhaus. Doch auch Jimmy hat so seine Probleme. Er flieht vor dem Mafiaboss Janni Gogolack (Kevin Pollack), weil er einst in einem Prozess gegen ihn als Kronzeuge ausgesagt hat. Hinzu kommt noch, dass Janni Jimmys Ex-Frau Cynthia (Natasha Henstridge) festhält. Schlussendlich wendete sich - wie sollte es auch anders sein - doch noch alles zum Guten. Janni musste bei seinem Vorhaben Jimmy zu töten selbst ins Gras beißen, Jimmy verliebte sich in Jill, Oz heiratete Cynthia und sie lebten glücklich und zufrieden bis zu den nun anstehenden Vorkommnissen des zweiten Teils.
Seitdem ist einiges an Zeit verstrichen. Oz und Cynthia leben glücklich und zufrieden in einer schönen Villa und seine Zahnarztpraxis floriert. Doch Oz ist nicht mehr derselbe. Er hat sich in einen wahren Sicherheitsfanatiker verwandelt. Seine Angstzustände sind fast schon paranoid. Auf Cynthias freudige Botschaft, dass die beiden Nachwuchs erwarten, reagiert er beispielsweise mit der Planung eines Wassergrabens rund ums eigene Grundstück. Doch Oz’ schlimmste Befürchtungen stellen sich in dem Moment als gerechtfertigt heraus, als Lazlo Gogolack (Kevin Pollack), der Vater von Janni, aus dem Gefängnis entlassen wird. Dieser möchte sich an Jimmy für den Tod seines Sohnes rächen. Und Lazlos einzige Spur zu Jimmy ist Oz. Also lässt er kurzerhand Cynthia entführen, um aus Oz Jimmys Geheimversteck heraus zu quetschen. Doch Oz kann entkommen und macht sich selbst auf den Weg zum Unterschlupf von Jimmy und Jill in Mexiko. Gemeinsam mit der berüchtigten „Tulpe“ sollte es schließlich möglich sein, Cynthia zu befreien. Doch auch Jimmy ist nicht mehr der, der er einst war. Die Jahre in der Isolation haben ihn zu einem weinerlichen Hausmann gemacht…
In „Keine halben Sachen 2“ kommt es zu einem Wiedersehen mit vielen alten Bekannten. Die gesamte Hauptdarstellerriege aus dem ersten Teil ist ausnahmslos wieder mit an Bord. Selbst Kevin Pollak, dessen Charakter Janni Gogolack im Vorgänger eigentlich ins Nirvana geschickt wurde, darf nun als dessen Vater Lazlo ein weiteres Mal mitwirken. Das Drehbuch stammt ebenso erneut aus der Feder von Mitchell Kapner. Einzig Regisseur Jonathan Lynn wurde durch Howard Deutch ersetzt. Insbesondere die letzten zwei Punkte sollten sich jedoch als Fehlentscheidungen erweisen. Warum einen Regisseur ersetzen, der doch im ersten Teil ein in sich stimmiges, amüsantes Werk ohne größere Schwächen ablieferte? Warum nicht lieber stattdessen einen neuen Autor engagieren, der frischen Wind in die bekannte Geschichte bringt? Traurig aber war: Offensichtlich hat Mitchell Kapner im Vorgänger bereits sein ganzes Pulver verschossen. Wie anders lässt es sich erklären, dass er lediglich eine uninspirierte Kopie seiner selbst abliefert? Die zahlreichen amüsanten Story-Twists, die den ersten Teil noch so auszeichneten, wirken hier einfach nur konstruiert und unglaubwürdig. Um diese Mängel zu überspielen, setzt Kapner genau auf die falschen Pferde. Irgendwann ist es eben nicht mehr lustig, wenn Matthew Perry zum wiederholten Mal irgendwo gegen rennt oder über irgendwas stolpert. Gleiches gilt für Lazlos grottigen Akzent (zumindest in der deutschen Synchronisation) und dessen dauerfurzende Mutter.
Zu großer Form läuft der Film immer dann auf, wenn nicht die Geschichte, sondern die einzelnen Charaktere in den Vordergrund rücken. Insbesondere Bruce Willis gibt hier eine herrlich schräge Figur ab. Allein einer seiner ersten Auftritte mit langen, blonden Haaren, Sonnenhut, Hausfrauenschürze und Staubwedel ist ein Bild für die Götter. Glücklicherweise ist sich Willis nicht zu schade, um sich ein ums andere Mal selbst gehörig auf die Schippe zu nehmen. „Friends“-Star Matthew Perry erweist sich als unbedarfter, mitleidserweckender Tollpatsch wie bereits im Vorgänger als ideale Ergänzung zu Willis. Sind beide gemeinsam auf der Leinwand, ohne sich um belanglose Dinge wie das Vorantreiben der Handlung kümmern zu müssen, macht der Film auf eine schräge Art zeitweise wirklich Spaß. Vollkommen verschenkt wirkt hingegen Amanda Peet. Gerade sie war es doch, die im Vorgänger den erinnerungswürdigsten Auftritt hatte. In „Keine halben Sachen 2“ hat sie es hingegen schwer, über die Rolle des schmückenden Beiwerks hinaus zu kommen. Gleiches gilt für Natasha Henstridge - Eye-Candy, aber eben nicht mehr. Absolut nicht ernst zu nehmen ist hingegen Kevin Pollaks Auftritt. Also ersparen wir uns an dieser Stelle jedes weiteren Kommentars zu ihm…
Bei einem Film wie „Keine halben Sachen 2“ stellt sich zwangsläufig die Sinnfrage. War dieser Film wirklich nötig? Sicherlich nicht. Es hätte allerdings auch schlimmer kommen können. Immerhin wird dem Publikum doch der eine oder andere herzhafte Lacher geboten. Doch die Trefferquote der gelungenen Gags ist umgekehrt auch wieder zu gering, als dass für den Film eine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden könnte. Sagen wir es mal so: Anhänger des Vorgängers dürfen einen Blick riskieren, müssen aber nicht. Alle anderen lassen es besser bleiben.