Schadenfreude ist die beste Freude. Wer würde je dieser uralten Binsenweisheit widersprechen. Wenn wir ehrlich sind gibt es im Alltag nichts Herrlicheres, als wenn ein Mensch aus dem näheren Umfeld in ein Fettnäpfchen tritt und somit für eine kurzzeitige Erheiterung sorgt. Ein Konzept, das auch in Filmen immer wieder Anwendung findet, so auch in Chris Kochs Romantik-Komödie „Gelegenheit macht Liebe“. Was zunächst recht viel versprechend beginnt, entwickelt sich jedoch mehr und mehr zu einer dahinplätschernden Geschichte, die im Mittwochabendprogramm diverser Privatsender bestens aufgehoben wäre.
Paul (Jason Lee) steht kurz vor der Vermählung mit seiner großen Liebe Karen (Selma Blair). Wie es sich gehört, wird dieser Anlass mit einer traditionellen Junggesellenparty gefeiert. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, nicht zu viel Alkohol zu trinken, damit nichts geschieht, dass er später bereuen könnte, doch mit den guten Vorsätzen ist es eben so eine Sache. Aus dem einem Bierchen werden zwei, aus den zweien vier und ehe er „Prost“ sagen kann, wacht er am nächsten Morgen mit einem totalen Blackout auf – und neben ihm im Bett die hübsche Hulatänzerin Becky (Julia Stiles) von der Party. Was kann schlimmer sein als ein Seitensprung kurz vor der Hochzeit? Richtig, ein Seitensprung mit der Cousine der zukünftigen Ehefrau, denn als eben jene stellt sich Becky schnell heraus. Doch als ob dies nicht schon schlimm genug wäre, hat Beckys eifersüchtiger Ex-Freund Ken (James Brolin) brisante Photos von Pauls kleinem Ausrutscher…
Wie die hier präsentierten 102 Minuten ablaufen, dürfte nach dieser kurzen Einführung klar sein. Der leidgeprüfte Protagonist Paul stolpert von einer Peinlichkeit in die nächste. An sich ist dies nicht weiter tragisch, wenn genügend kreative Einfälle eingebaut werden. Doch trotz sage und schreibe vier Drehbuchautoren gelingt dies nur selten. All zu oft verliert sich die Geschichte im „Jackass"-kompatiblen Fäkalhumor. So täuscht Paul beispielsweise Durchfall vor, um sich bei einem Familientreffen vor Becky verstecken zu können oder Becky hinterlässt nach ihrem kleinen Techtelmechtel mit Paul ein nicht ganz sauberes Höschen. Was bei>„Jackass" als Teil der „Gesamtkunstwerks“ noch ganz lustig wäre, ist in einer Romantik-Komödie völlig fehl am Platz. Der romantische Grundton geht dadurch jedenfalls vollkommen verloren. Doch auch wenn man solcherlei Szenen ausklammert, bietet „Gelegenheit macht Liebe“ wenig Originelles. Dem aufmerksamen Zuschauer ist oft schon im Ansatz klar, was als nächstes passieren wird. Die Gags sind meist zu offensichtlich.
Wenn es der Storyline nicht gelingt, die Zuschauer aus den Sesseln zu reißen, muss die Aufgabe logischerweise den Darsteller zugeschoben werden. Eigentlich ist „Gelegenheit macht Liebe“ auch recht ordentlich besetzt. Die zweifelsohne talentierte Julia Stiles wurde mit „Save the last dance“ zu einer Ikone der MTV-Generation, Selma Blair war als besitzergreifendes Naivchen in „Eiskalte Engel“ der heimliche Star und Jason Lee wusste bereits in mehreren Nebenrollen („Almost Famous", „Vanilla Sky") zu überzeugen, doch irgendwie gelingt es den Dreien nicht, den Funken zum Publikum überspringen zu lassen. Die Schuld hierfür ist jedoch nur bedingt bei den Darstellern selbst zu suchen. Sicherlich wirkt Selma Blairs Spiel vergleichsweise lustlos, doch aus solch platten Dialogen und unglaubwürdigen Situationen lässt sich eben nicht viel herausholen.
Bevor Missverständnisse entstehen: „Gelegeheit macht Liebe“ bietet die ein oder andere Szene, über die sich herzhaft lachen lässt, doch es beschleicht einen über die komplette Spielzeit das Gefühl, dass hier mehr möglich gewesen wäre und einiges an durchaus vorhandenem Potenzial verschenkt wurde. Es kann daher werde eine generelle Empfehlung noch eine deutliche Warnung ausgesprochen werden. Das mögliche lösen der Eintrittskarten will jedoch gut überlegt sein. Im Vergleich zum hochnotpeinlichen „Voll Verheiratet" ist „Gelegenheit macht Liebe“ sicherlich ein kleiner Schritt nach vorne, ob dies jedoch ausreicht, ist eine Frage, die sich jeder selbst stellen muss. Fans des Genres werden sich wahrscheinlich wohlfühlen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.