Roger Donaldson („White Sands“, 1992; „The Getaway“, 1994) widmete seinen Thriller „No Way Out“ seinem kurz nach den Dreharbeiten verstorbenen Kameramann John Alcott (1931-1986), der u.a. die drei Kubrick-Klassiker „The Shining“ (1980), „Clockwork Orange“ (1971) und „Barry Lyndon“ (1975) fotografiert hatte.
Donaldson siedelte seine Geschichte um Verrat, Mord und Vertuschung, die auf einem Roman von Kenneth Fearing basiert, im Pentagon an.
Verteidigungsminister David Brice (Gene Hackman) hält sich eine Geliebte – die reizende Susan Atwell (Sean Young), deren Appartement selbstverständlich der Minister bezahlt. Auf einem Empfang allerdings lernt auch der Marineoffizier Tom Farrell (Kevin Costner) Susan kennen. Und nach einer ganz bezaubernden Taxifahrt landen beide dort, wo das Leben (manchmal) am schönsten ist.
Brice selbst hat andere Sorgen. Er will ein teures Projekt, die Entwicklung eines sog. Phantom-Boots, verhindern, dessen Bau insbesondere von seinem Erzfeind, Senator Duvall (Howard Duff), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, und dessen Verbündeten, CIA-Direktor Marshall (Fred Dalton Thompson), vehement betrieben wird. Der persönliche Berater des Ministers, Scott Pritchard (Will Patton), sorgt dafür, dass Farrell, mit dem er befreundet ist, einen Posten im Pentagon bekommt: Farrell soll Brice mit Informationen der CIA über die sowjetische Abwehrplanung versorgen, um Duvall den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Nachdem Susan und Tom ein schönes Wochenende miteinander verbracht haben, gesteht sie ihm, dass Brice ihr Liebhaber ist. Sie verspricht Tom, mit dem Minister Schluss zu machen. Doch dazu kommt es nicht mehr. Brice taucht bei Susan auf. Während Tom durch die Hintertür die Wohnung Susans verlässt, macht Brice der jungen Frau eine Szene. Es kommt zu Handgreiflichkeiten – und Susan stürzt über das Geländer. Sie ist tot.
Brice gesteht verzweifelt seinem Sonderberater Pritchard den Vorfall, der nun die Sache in die Hand nimmt. Er beseitigt die Spuren und Fingerabdrücke in Susans Wohnung und vertuscht die Tat – um Polizei und FBI aus der Sache herauszuhalten – als Mord eines sowjetischen Maulwurfs, den man schon seit Jahren im Pentagon vermutet, um Brice zu schützen. Ausgerechnet Farrell wird zum Leiter der Ermittlungen in Sachen „Maulwurf“ bestellt ...
Bis zum Mord an Susan Atwell vergeht fast eine ganze Stunde. Donaldson legt sehr viel Wert auf die Einführung der Personen und die Schilderung der Liebesbeziehung zwischen Susan und Tom. Erst ab dem Mord beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Dieser erste Teil des Films war mir ehrlich gesagt etwas zu lang, wenn auch nicht langweilig. Im nachhinein allerdings erweist sich die Dramaturgie dieses ersten Abschnitts als durchaus sinnvoll. Denn Donaldson zieht Fäden: er erzählt von der scheinbar ungebrochenen Freundschaft zwischen Tom und Berater Pritchard, der Tom einen Gefallen tut, indem er ihn ins Pentagon holt, von der scheinbar sich normal entwickelnden Liebesbeziehung zwischen Tom und Susan, von der engen Beziehung zwischen Brice und seinem Sonderberater Pritchard. Das alles erweist sich im zweiten Teil des Films als brüchig.
Denn nach dem Mord werden wir mit einigen Wendungen und Überraschungen konfrontiert, die sich alle um die brenzlige Situation von Tom herum abspielen. Man kann sich vorstellen, was mit Tom passiert, wenn bekannt wird, dass er der Mann ist, der neben Brice mit Susan eine Beziehung hatte, wenn die Suche nach diesem Mann unter dem Motto „Jagd auf den sowjetischen Maulwurf“ verläuft. Ein Polaroid-Foto, das man in der Wohnung der Toten gefunden hat, auf dem Tom jedoch nicht zu sehen ist, weil er es zu früh aufgerissen hat, wird durch ein Computerprogramm „gejagt“, um durch eine spezielle Technik das Gesicht des Abgebildeten wieder annähernd sichtbar zu machen. Zeugen werden gesucht und gefunden, die Tom und Susan an ihrem einzigen gemeinsamen Wochenende gesehen haben. Der Strick zieht sich zu, und Tom muss versuchen, Anhaltspunkte für die Täterschaft von Brice zu finden.
Am Schluss überschlagen sich die Ereignisse. Die Lösung des Falls ist einigermaßen überraschend, allerdings auch derart über-konstruiert, dass man kaum von einer realistischen Geschichte, die sich im Pentagon so oder so ähnlich abspielen könnte, sprechen kann. Dramaturgisch gesehen allerdings versteht man vom Ende der Geschichte her gedacht durchaus die Verhaltensweisen der einzelnen Akteure. Costner spielt hier ähnlich gut wie in „The Untouchables“ (1987), Hackman tut mehr als sein Bestes, um die zunehmende Belastung des Verteidigungsministers zu demonstrieren, Will Patton spielt zwischen Machtbesessenheit und Devotion für mich die beste Rolle im Film.
„No Way Out“ ist spannend, der erste Teil allerdings etwas zu lang; weniger wäre hier mal wieder mehr gewesen. Die Geschichte ist im großen und ganzen logisch und dramaturgisch durchdacht, wenn auch nicht sehr realistisch, zumal andere Regierungsmitglieder, insbesondere der Präsident und sein Stab, aus der Geschichte völlig herausfallen, was im Ernstfall sicher anders verlaufen würde.