Kritik frei nach dem A. G. Inarritu-Schnittmuster
1. Ein geläuterter Ex-Knacki mit paulinischem Credo überfährt 2 Kiddies plus deren Erzeuger und begeht Fahrerflucht. Fortan wird er von seinen Schuldgefühlen zerfressen.
2. Die Mutter/Ehefrau der Überfahrenen triftet daraufhin wieder in den bewältigt geglaubten Drogenkonsum ab. Aus Hilf- und Sinnlosigkeit werden im Verlauf Wut und Rachegelüste.
3. Ein Matheprof bekommt somit (s. 1.) ein neues Herz. Der neue Takt in seiner Brust animiert den nachdenklichen Zahlenjongleur zur Recherche nach dem Spender.
11. Frau des Ex-Knacki zu diesem: "Früher als du noch an nichts geglaubt hast, habe ich dich verstanden. Heute... Das Leben muß weitergehen, mit oder ohne Gott."
22. Mutter der Überfahrenen (welche der Prof. durch seine Recherche gefunden hat und aufgrund seiner Dankbarkeit für und mit dem Herz von Michael liebt) zum Prof: "Du hast das Herz von Michael, du bist in seinem Haus, du f...st seine Frau - tu' was!"
33a. Die Frau des Profs hat ohne sein Wissen abgetrieben. Seit seiner Krankheit will sie aber unbedingt ein Kind von ihm. Auf ihren Vorwurf, daß sich doch sonst keiner um ihn gekümmert hätte, er: "Du bist zurückgekommen, weil du einsam warst."
33b. Der Prof weiß, daß auch sein neues Herz bald schlapp machen wird. Soll er den Ex-Knacki, dem er aufgelauert hat, aus Verbundenheit zu seiner neuen Flamme (s. 22.) töten? Tötet er dann nicht auch den, der ihm indirekt sein jetziges Leben ermöglichte?
Showdown ;)
111. Herrliche Knastszene: Lehrer und Schüler (=Ex-Knacki) wetteifern wer das bessere Bibelzitat hat um den jeweiligen Standpunkt zu rechtfertigen.
222. Mutter der Überfahrenen hat endlich Gelegenheit ihren Seelenpeiniger (Ex-Knacki) zu vermöbeln, dem dies mehr oder weniger gefällt.
333. Der anwesende (s. 222.) Prof löst dieses bizarre Szenario auf seine Weise auf.
Chillout:
1111. Ex-Knacki (jetzt weniger paulinisch) wurde also ordentlich vermöbelt, hat sogar noch einen weiteren Ablaßbrief von den Sheriffs bekommen [nette Szene], darf sich rasieren und nach Hause gehen.
2222. Mutter der Überfahrenen hat den Fertilitätstest mit Michaels Herzträger positiv abgeschlossen und darf schüchtern lächeln.
3333. Der Prof schließt seine Recherchen bei schwindendem Bewußtsein ab.
Fazit:
Der Standardzuschauer wird sich herzlich langweilen und der Cineast mit besagtem déjà-vu-Erlebnis nach Hause trotten. Für die Nachdenklichen und Geduldigen ein durchaus sehenswerter Film, in dem die (anachronistischen) Sequenzen (meistens als Preview) mehr stören als helfen: sie konterkarieren den ohnehin kaum vorhandenen Spannungsbogen, da sie die Geschichte noch vorhersagbarer machen.
Starke Schauspieler, nicht nur die drei Protagonisten. Der geneigte Zuschauer wird noch die ein oder andere Frage mit nach Hause nehmen.
Mehr als 7 Punkte wären dennoch übertrieben.