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    Suspect Zero - Im Auge des Mörders
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Suspect Zero - Im Auge des Mörders
    Von Deike Stagge

    Agent Thomas Mackelway (Aaron Eckhardt) ist gerade in das FBI-Büro in New Mexico versetzt worden und darüber unheimlich unglücklich. Kein Wunder, denn dieser US-Bundesstaat ist nicht gerade als großes Arbeitsfeld des FBI bekannt. Schon in diesem ersten Moment ist dem Zuschauer klar: Der muss irgendwem gehörig auf den Schlips getreten sein, um dort zu landen. Bevor es darauf eine Antwort gibt, bekommt Mackelway ein mysteriöses Fax: Ein Unbekannter schickt ihm ältere Vermisstenanzeigen, auf denen Kommentare „wie sieh genau hin“ und ein Kreis, durch den ein Strich gezogen ist, vermerkt sind. Die angestrengte Lektüre wird vom ersten echten Fall unterbrochen: Vertreter Harold Speck ist bestialisch genau auf der Grenze des Bundesstaats ermordet worden, am Tatort findet sich die gleiche Kreiszeichnung wie auf Mackelways Fax.

    Damit beginnt eine Serie von zunächst scheinbar zusammenhangslosen Morden. Erste Spuren und ein an einem Tatort gefundenes Auto führen den Agenten und seine leicht unterkühlte Partnerin Fran Kulok (Carrie-Anne Moss) in einer Jagd durch mehrere Bundesstaaten zu Benjamin O’Ryan (Ben Kingsley). Der scheint über die übernatürliche Gabe des Remote-Viewings (eine Mischung aus Hellsicht und Fernwahrnehmung) zu verfügen und ist untergetaucht. Von seinem Therapeuten erfahren sie, dass O’Ryan die Theorie des Suspect Zero aufgestellt hat: Ein Mörder kann demnach solange unerkannt töten, wie er rein zufällige Opfer auswählt, ohne nach einem erkennbaren Muster oder Schema zu arbeiten. Solch ein Suspect Zero wäre der Alptraum des FBI, da er mit herkömmlichen Methoden nicht zu fassen ist. Doch schnell wird klar, dass die Mordserie auch persönlich mit Mackelway in Zusammenhang steht. Weitere Vermisstenanzeigen werden ihm zugeschickt. Der Agent muss bis an die Grenze seiner physischen und psychischen Belastbarkeit gehen, um die Zusammenhänge zu herauszufinden und entdeckt dabei die Fähigkeit des Remote-Viewings an sich, die ihm - oh welche Überraschung – spektakuläre Enthüllungen über den Massenmörder ermöglicht.

    Theoretisch betrachtet könnte „Suspect Zero“ auch eine Episode der beliebten Mysteryserie „Akte X“ sein: der nicht ernst genommene, obsessive FBI-Agent und seine nüchterne, mürrische Partnerin kämpfen gegen den paranormalen Serienkiller. Den Unterschied zum Fernsehknüller macht neben der Tatsache, dass der Film die erste halbe Stunde noch keinen zusammenhängenden Sinn ergibt, vor allem die Rolle von Benjamin O’Ryan. Ausnahmeschauspieler Ben Kingsley („Gandhi“, „Schindlers Liste“) überzeugt wieder einmal als undurchschaubare Figur, hinter der sich wesentlich mehr verbirgt, als es einem die erste Stunde des Films glauben lässt. Er ist mit gewohntem vollem Einsatz dabei und verleiht dem Charakter von O’Ryan Tiefe und Geheimnis. Leider verlassen sich die Macher von „Suspect Zero“ viel zu sehr auf Kingsleys Talent und Anziehungskraft auf das Publikum. Denn neben dieser Einzelleistung hat der Film eher wenig zu bieten. Die Rollen von Aaron Eckhard („The Missing“, „Paycheck“) und Matrix-Lady Carrie-Anne Moss („Memento“) sind zu durchschnittlich angelegt, als dass man sie lange im Gedächtnis behält und bieten den Darstellern wenig Raum für Tiefgang.

    Vor allem ist es aber die Optik von „Suspect Zero“, die nicht wirklich überzeugt. Der Film hat ziemlich direkt den Look von Mystery-Klassikern wie „Sieben“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ übernommen: keine Signalfarben und wenige Kontraste, Kamerafahrten über Wände, die mit Zeitungsartikeln gepflastert sind und das Bilderbuch-Zimmer eines Serienkillers: hunderte Handzeichnungen, vollgeschmierte Wände und unzählige, auf Papierschnipseln niedergeschriebene Zahlencodes, an deren Enträtselung sich dann später die Agenten fast die Zähne ausbeißen. Das alles ist nicht sehr innovativ – und die ach so originelle deutsche Tagline „Suspect Zero - Im Auge des Mörders“ reißt auch niemanden mehr vom Hocker.

    Schockmomente präsentiert Regisseur E. Elias Merhige ebenfalls kaum, er gibt aber eine düstere Grundstimmung vor, die vor allem durch den Lichtmangel an vielen Schauplätzen getragen wird – scheint so, als würde beim FBI nicht mehr darauf hingewiesen, dass einige Räume noch mit einem konventionellen Lichtschalter ausgestattet sind. Relativ gut ausgewählt ist im Vergleich dazu die äußere Landschaft des Films. Die trostlose Wüste des selbst titulierten „Land of enchantment“ New Mexico vermittelt die Einsamkeit der Charaktere sehr gut und passt in das von Merhige gewünschte Stimmungsbild. Der Regisseur selbst ist noch relativ unbekannt und hat bisher nur mit „Shadow Of The Vampire“ von sich Reden gemacht.

    Produziert wurde diese Mischung aus Ritualmord und Mystery übrigens von C/W, der Produktionsfirma von Tom Cruise. Neben Paula Wagner, Cruises Partner, finden sich noch weitere acht Produzenten in den Unterlagen. Das ist in jedem Fall rekordverdächtig, auch wenn „Suspect Zero“ ansonsten eher einen absolut durchschnittlichen Eindruck hinterlässt. Fans des Genres werden sicherlich auf ihre Kosten kommen, aber nicht wirklich gefordert.

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