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    Ein ungleiches Paar
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ein ungleiches Paar
    Von Jürgen Armbruster

    Hochzeiten und alles, was mit ihnen zusammen hängt, sind geradezu eine Goldmine für Komik. Filme wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ oder „Vater der Braut“ begeisterten Millionen. Doch da es ein einfaches ist, den vermeintlich schönsten Tag im Leben eines jungen Paares mit reichlich Fettnäpfchen zu garnieren, versuchen sich Jahr um Jahr eine handvoll Filme an eben jener Thematik. Was dieses Kinojahr bisher zustande brachte, war allerdings allenfalls Durchschnitt („Gelegenheit macht Liebe"), um nicht zu sagen an der Grenze zur Geschmacklosigkeit („Voll Verheiratet"). Da es im Trend liegt, Kinofilme und TV-Serien aus den 60er und 70er Jahren neu aufzulegen, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Remake des Klassikers „Zwei in Teufels Küche“ aus dem Jahr 1979 folgen würde. Nun ist es soweit. Unter der Leitung von Nachwuchsregisseur Andrew Fleming übernehmen Michael Douglas und Albert Brooks die Rollen von Peter Falk und Alan Arkin und geben dabei eine durchaus solide Figur ab.

    Der friedliebende und konservative Arzt Jerry Peyser (Albert Brooks) geht in den Vorbereitungen für die Hochzeit seiner Tochter Melissa (Lindsey Sloane) voll auf. Zwar würde sein Zögling eine Hochzeit im kleinen Kreis vorziehen, doch für Jerry ist das Beste gerade gut genug. Empfang der Gäste, Zeremonie, Bankett – alles ist bis ins kleinste Detail durchgeplant. Einzig die Eltern des angehenden Schwiegersohns Mark Tobias (Ryan Reynolds) sind eine unberechenbare Größe, da sie bisher außer Mark selbst noch niemand zu Gesicht bekam und sie einzig durch ihre Abwesenheit glänzen. Doch als Marks Vater Steve (Michael Douglas) zwei Tage vor der Hochzeit eintrifft, scheint auch dieses Problem gelöst zu sein. Als Jerry durch Zufall herausfindet, dass Steve ein verdeckt arbeitender CIA-Agent ist und an der Zerschlagung eines internationalen Waffenschmugglerrings arbeitet, überschlagen sich die Ereignisse. Das FBI, welches Steve für einen Überläufer hält und ihn observiert, vermutet in Jerry einen Komplizen Steves. Zu seiner eigenen Sicherheit entführt Steve Jerry, was für diesen jedoch eindeutig zuviel des Guten ist.

    Die Geschichte von „Ein ungleiches Paar“ orientiert sich zwar am Original, ohne jedoch eine 1:1-Kopie abliefern zu wollen. So wurde der Fokus auf die Veränderungen, die Steve im Laufe der Geschichte durchlebt, erhöht und auch einige Zugeständnisse an die heutige Zeit gemacht. Die Neuauflage ist wesentlich Action-geladener, ohne jedoch in einer hirnlosen Zerstörungsorgie zu enden. Des Weiteren wurde Steve mit der von Robin Tunney besetzten Rolle der Angela Harris die obligatorische, schlagkräftige Partnerin als Hingucker und Gag-Lieferant zur Seite gestellt.

    Die beiden Hauptdarsteller Michael Douglas und Albert Brooks liefern sich zu Beginn ein mitreißendes Duell, wobei mit der Zeit Brooks mehr und mehr das Oberwasser gewinnt und Douglas letztendlich vollkommen an die Wand spielt. Dabei ist das Problem weniger in Douglas’ Leistung zu suchen, welche solide und ohne Schwächen ist, sondern vielmehr in seiner Rolle. Der Charakter des Steve Tobias ist viel zu simpel gestrickt – zu Beginn der alles im Griff habende Undercover-Agent, am Ende der geläuterte Vater – als dass er das Publikum zu begeistern wüsste. Seine Aufgabe besteht einzig darin, dem glänzend aufgelegten Albert Brooks die Bälle zuzuspielen. Es ist eine Freude, den zwischen cholerischen Anfällen und sprachloser Depression wandelnden Brooks zu beobachten. In Anbetracht seiner Leistung verkommen alle Darsteller um ihn herum zu Statisten.

    Größtes Manko von „Ein ungleiches Paar“ ist eine gewisse Unausgegorenheit. Der Film wirkt einfach nicht rund. Zu Beginn benötigt Regisseur Andrew Fleming eine zu lange Anlaufszeit, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Er verwendet zu viel Zeit für die Einführung der einzelnen Charaktere. Bis zum ersten Lacher vergehen mehrere Minuten, was bei einer Komödie einer Todsünde gleichkommt. Zum Ende hin verfällt Fleming im Gegenzug zu sehr ins Pathetische. Von Fleming wurde eigentlich recht wenig verlangt. Einfach die Kameras auf Douglas und Brooks halten und Pro- und Epilog halbwegs vernünftig gestalten. Letzteres gelang ihm leider nicht. Ein Bonuspunkt kann wiederum bei den Verknüpfung von Film und Musik eingefahren werden, die hin und wieder zum Schmunzeln anregt.

    Weitere Schwächen sind die mit 95 Minuten recht knapp bemessene Spielzeit und die Tatsache, dass Komödienveteranen der ein oder andere Gag bekannt vorkommen dürfte. Unterm Strich ist „Ein ungleiches Paar“ genau das, was der Film auch sein wollte. Eine nett gemachte Komödie, die den Zuschauer solide, aber nicht herausragend unterhält. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es gilt für jeden selbst zu entscheiden, ob dies für einen Kinobesuch ausreicht, ob man in einem halben Jahr doch lieber den Gang zur Stammvideothek antritt oder den Film vollkommen links liegen lässt. Alles wäre nachvollziehbar.

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