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    Dreamcatcher
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Dreamcatcher
    Von Carsten Baumgardt

    Ein exzellenter Regisseur aus Hollywoods erster Liga, eine Buchvorlage von Horrorkönig Stephen King und ein King-erfahrener Drehbuchautor: Diese Zutaten klingen auf den ersten Blick nach einem Hit und einem guten Film. Doch weit gefehlt. Das, was Lawrence Kasdan und sein Co-Autor William Goldman mit „Dreamcatcher“ abliefern, ist Sci-Fi-Horror-Trash in Reinkultur. Vielversprechende Ansätze in der ersten Filmhälfte zertrümmert Kasdan mit einer fahrigen, trashigen Inszenierung, die ihm ab der Mitte des Films völlig aus dem Ruder läuft. Schade eigentlich, geben die Charaktere doch einiges an Potenzial her.

    Die vier Kumpel Henry (Thomas Jane, „Deep Blue Sea“), „Beaver“ (Jason Lee, „Vanilla Sky", „Almost Famous"), Jonesy (Damian Lewis) und Pete (Timothy Olyphant, „Nur noch 60 Sekunden“) verbindet nicht nur eine tiefgreifende Freundschaft. Es ist mehr. In ihren Jugendtagen retteten sie den geistig zurückgebliebenen Duddits (Donnie Wahlberg, „The Sixth Sense") vor tyrannischen Halbstarken. Dieses Erlebnis sollte ihr Leben verändern, denn fortan übernahmen sie von ihrem neuen Freund dessen telepathische Gabe. Allerdings entwickelten sich ihre Fähigkeiten eher zum Fluch als zum Segen.

    Der Psychiater Henry steht kurz vor dem Selbstmord und auch die anderen Freunde sind von Problemen geplagt. Nur einmal im Jahr ist alles vergessen. Dann treffen sie sich in den Wäldern von Maine, um sich gemeinsam an alte Zeiten zu erinnern und auf die Jagd zu gehen. Doch diesmal ist alles anders. Als ein desorientierter Jäger in ihre abgelegene Waldhütte stolpert, nimmt das Grauen seinen Lauf. Der Mann ist von einem außerirdischen Organismus befallen, der sich langsam durch seine Eingeweide frisst. Das US-Militär ist sich der Gefahr durch die außerirdischen Invasoren bereits bewusst und hat eine Sondereinheit unter dem Kommando des kompromisslosen Alienjägers Colonel Curtis (Morgan Freeman) abgestellt, um die Eindringlinge zu stoppen... An der anderen Front kämpfen die vier Freunde, um nicht selbst von den Aliens infiziert zu werden - das gelingt jedoch nicht so recht...

    Lawrence Kasdan machte sich Anfang der 80er Jahre als Drehbuchautor für perfektes Popcorn-Kino (aus seiner Feder stammen „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) einen Namen. Dass er als Regisseur noch mehr draufhat, bewies Kasdan mit dem Klassiker „The Big Chill“ („Der große Frust“) und dem wunderbaren, meisterhaften L.A.-Panoptikum „Grand Canyon“. Zwar ist Sci-Fi-Horror nun alles andere als sein Terrain, aber von einem Regisseur mit einer solchen Reputation war schon ein solides Werk zu erwarten. Doch weit gefehlt.

    „Dreamcatcher“ beginnt noch sehr harmonisch. Bei der Einführung der Charaktere, für die Kasdan sich einige Zeit nimmt, macht sich seine Stärke bemerkbar. Die Figuren und der Storyaufbau sind interessant und stimmig. So vergeht die erste Stunde vielversprechend, doch mit dem Kippen des Films von der übernatürlichen Ebene, die der Zuschauer gern akzeptiert, in die Variante der Alien-Invasion verliert „Dreamcatcher“ völlig seinen Rhythmus. Wirre Handlungssprünge und Ortswechsel vereinfachen das Verfolgen der Storyline nicht gerade. Dazu wirken die Bemühungen um den durchgeknallten Colonel Curtis, der von Altstar Morgan Freeman („Der Anschlag") etwas unglücklich eindimensional gespielt wird, grotesk. Das Geschehen mutiert zum lupenreinen trashigen B-Movie im Look einer großen Hollywoodproduktion - inklusive der üblichen „Alien"-liken Ekelhorrorszenen, die so obligatorisch wie die Spezial-Effekte gut sind. Überzeugt das Freundes-Quartett zunächst noch mit soliden Leistungen, geht es später mitsamt der außer Kontrolle geratenen Geschichte unter.

    Möglicherweise scheitert „Dreamcatcher“ an den überhöhten Ambitionen, die sich Lawrence Kasdan aufgeladen hat. Das Unterfangen war auch zugeben nicht einfach. Stephan Kings erstes Buch (unter dem Titel „Duddits“ erschienen) nach seinem desaströsen Verkehrsunfall, der ihn fast ein Jahr lang ans Bett fesselte, ist eine Art „Best of King“. Der Roman vereint Elemente aus „Stand By Me“ (die Jugendfreundschaft), „Das Monstrum“ (die außerirdischen Invasoren), „Das letzte Gefecht“ (die drohende Apocalypse), „Es“ (die ausufernde Erzählweise)>„Hearts In Atlantis" (die telepathische Ebene) und „Feuerkind“ (die Figur des übersinnlich begabten Außenseiters Duddits) und rührt diese zu einem 882 Seiten langen King-Cocktail zusammen. Das mag im Buch funktionieren, im Film gelingt es Kasdan und seinem Co-Schreiber William Goldmann („Misery“, ) nicht, den Rhythmus, den sie zu Beginn haben, zu halten. Von einer stringenten Logik zu sprechen, macht irgendwann sowieso keinen Sinn mehr, dies sei nur am Rande erwähnt - welcher Sci-Fi-Horrorfilm ist schon logisch? Aber „Dreamcatcher“ bietet eben ein bisschen viel Groteske. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Warum zum Beispiel wird das Schicksal der Welt lediglich in die Hände einer Spezialtruppe gelegt, deren Boss offensichtlich durchgedreht ist (Marlon Brandos „Apocalypse Now"-Colonel Kurtz lässt grüßen)? Wer glaubt, dass die Militäreinheit ein mehrere Hundert Quadratkilometer großes Waldstück unter Quarantäne halten kann? Usw. usw. usw...

    „Dreamcatcher“ ist von allem ein bisschen zu viel. Kasdan hätte sich besser auf einen Kern in der ausufernden Vorlage konzentriert, als so viele Themen wie möglich anzureißen. Dadurch wirkt das Gesehene nie homogen, schlimmstenfalls sogar wirr. Dass John Seale alles in starke Bilder packt, lindert die Enttäuschung etwas, aber was nutzt eine schöne Verpackung, wenn der Inhalt nicht überzeugt.

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