Sergeant Frank Drebin, Detective Lieutenant – Spezialeinheit! In der Rolle des ebenso sympathischen wie tollpatschigen Chaos-Cops spielte sich der im November 2010 verstorbene Klamaukkönig Leslie Nielsen Ende der 80er Jahre in die Herzen des Publikums und bescherte der Nonsens-Schmiede ZAZ (David Zucker, Jim Abrahams, Jerry Zucker) mit „Die nackte Kanone" eine der populärsten Parodien überhaupt. Die Fortsetzung des urkomischen Kassenschlagers ließ nicht lange auf sich warten und lockte 1991 allein in Deutschland fast vier Millionen Zuschauer in die Kinos. Für die Regie zeichnete erneut David Zucker verantwortlich, der sich neben seinen beiden kongenialen Partnern auch noch Spoof-Experte Pat Proft („Police Academy", „Hot Shots") als Drehbuchautor ins Boot holt. Das Ergebnis fällt nicht ganz so überragend aus wie der Vorgänger, weiß Slapstick-Fans aber dank absurder Einfälle am Fließband über weite Strecken blendend zu unterhalten.
Frank Drebin (Leslie Nielsen) ist stolz. Soeben hat er im Dienst seinen 1000. Drogendealer um die Ecke gebracht – das heißt: Eigentlich hat er zwei Menschen überfahren, die sich hinterher glücklicherweise als Drogendealer entpuppten. Der Cop wird auf den hinterhältigen Wirtschaftsmogul Quentin Hapsburg (Robert Goulet) angesetzt, der mit allen Mitteln die staatliche Energiekontrolle im Land an sich reißen will. Dazu lässt er einen Bombenanschlag auf den unbequemen Energieexperten Dr. Meinheimer (Richard Griffiths) verüben, der seinen profitgierigen Plänen im Weg steht. Hapsburg lässt Meinheimer schließlich entführen und beauftragt stattdessen einen Doppelgänger, der die Thesen des Experten bei einer Rede vor der Energiekommission auf den Kopf stellen soll. Doch der Bösewicht hat die Rechnung ohne Frank Drebin gemacht, der bei den Ermittlungen auf seine frühere Geliebte Jane Spencer (Priscilla Presley) trifft...
Das Trio Zucker/Abraham/Zucker setzt auch in der Fortsetzung voll auf das Erfolgsrezept ihres Klamauk-Klassikers von 1988. An der personellen Grundkonstellation ändert sich wenig – im Mittelpunkt der Handlung steht weiterhin Drebin, der konsequent von einer kuriosen Situation in die nächste stolpert und dabei seinen Kollegen Ed (George Kennedy) und den wiedergenesenen Nordberg (O.J. Simpson) immer wieder alt aussehen lässt. Auch „Die nackte Kanone 2 1/2" lebt von einfallsreichen Slapstick-Einlagen und feuert die Gags zwar nur knapp über der Gürtellinie, dafür aber mit atemberaubender Frequenz ab. Im Vergleich zum Vorgänger landen dabei spürbar weniger Pointen im Ziel, doch dank der bestechenden Liebe zum Detail fällt das Sequel in Sachen Unterhaltungswert nur bedingt ab. Auch bei mehrmaliger Sichtung des Films wird der Zuschauer noch Spaßiges im Hintergrund entdecken, das er vielleicht beim ersten oder zweiten Mal übersehen hat. Beispielhaft dafür steht die einleitende Tatortbesichtigung nach dem Bombenattentat, bei der es von Leichen und Leichenskizzen, die in den verrücktesten Positionen auf dem Boden liegen, an der Wand kleben oder in der Decke stecken, nur so wimmelt. Drebin & Co. lässt dieses Feuerwerk der Absurdität offenbar völlig kalt – interessiert lauschen die Kollegen der Spezialeinheit dem Mann von der Spurensicherung, der sie mit todernster Mine auf den bemerkenswerten Fund eines Dinosaurier-Fußabdrucks am Tatort aufmerksam macht. Es ist gerade diese Selbstverständlichkeit, mit der etwas völlig Aberwitziges geschieht, die den Humor der Reihe so einzigartig macht und auch in deren zweieinhalbstem Teil für die lautesten Lacher sorgt.
Natürlich dürfen auch die entlarvenden Seitenhiebe auf das Polizeifilmgenre und die amüsanten Anspielungen auf cineastische Meilensteine nicht fehlen: Ob nun die berühmte Mond-Einstellung aus Steven Spielbergs Oscar-prämiertem „E.T. - Der Außerirdische", die James-Bond-Reihe oder die Duschsequenz aus Alfred Hitchcocks „Psycho": Zucker und Proft, die später gemeinsam noch „Scary Movie 3" und „Scary Movie 4" realisierten, nehmen auch in „Die nackte Kanone 2 ½" gnadenlos alles auf die Schippe, was nicht bei drei rechtzeitig in Deckung gesprungen ist. Da schmettert das Pendant zu Klavierspieler Sam aus „Casablanca" schon mal ohne Vorwarnung „Ding Dong, die Hex‘ ist tot". Wem das zu bescheuert ist, der dürfte seine Probleme mit dem Brachialhumor des Films haben, der das Kolosseum kurzerhand nach Little Italy verfrachtet. Leslie Nielsen spielt seinen Lieutenant erneut mit minimaler Mimik und zugleich köstlich trocken – eine Mischung, die einfach hervorragend funktioniert. Elvis-Ex Priscilla Presley gibt wieder die attraktive Brünette, bleibt aber weniger durch ihre schauspielerischen Qualitäten, sondern eher durch ihre legendäre Ohrfeige mit der ominösen dritten Hand in Erinnerung. Hecker und Nordberg bekommen zwar hin und wieder die Gelegenheit, einen Lacher abzustauben, überlassen aber ansonsten aber – wie es sich für anständige Sidekicks nun mal gehört - meist ihrem chaotischen Kollegen das Feld.
Fazit: Um welche Spezialeinheit es sich bei Drebins Truppe eigentlich genau handelt, bleibt auch in „Die nackte Kanone 2 1/2" völlig ohne Bedeutung. Statt unfreiwillig die Queen in die Horizontale zu zwingen, darf der Lieutenant diesmal mit Hummerzangen das Dekolleté der First Lady begrapschen und sie später vor den Augen von Ex-Präsident George Bush Sr. vom Balkon stürzen. Drebins denkbar eigenwillige Ermittlungsmethoden, die ständige politische Inkorrektheit und amüsante Details im Überfluss sorgen auch im Sequel für köstliche Sequenzen, wenngleich die Genialität des Vorgängers nicht ganz erreicht wird. Apropos Details: Wer den Abspann des Films noch nie bis zum Ende gesehen hat, sollte sich unbedingt einmal die Zeit dafür nehmen...