Der Kalte Krieg war die Hochzeit des Spionagefilms. Kein Wunder, bot dieser Konflikt doch zwei einander entgegen gesetzte politische Systeme im großen Wettstreit um Technologie, Waffen und die Vorherrschaft auf der Weltkarte. Aber nur wenige Filme aus dieser Epoche beschäftigen sich mit inneramerikanischen Spionagethemen. „Die drei Tage des Condor“ lässt das Publikum tief in dieses Szenario eintauchen - mit allen Intrigen, politischen Mordkomplotten und Verfolgungsjagden, die der CIA kurz nach dem „Watergate-Skandal“ zu bieten hatte.
Agent Joseph Turner (Robert Redford), Codename Condor, ist kein typischer CIA-Agent. Er arbeitet in einer geheimen Außenstelle. Seine Hauptaufgabe ist die Analyse von Büchern, die er nach Hinweisen auf Spionageaktivität und mögliche geheime Operationen absucht. Als er eines Tages nur kurz in der Mittagspause ist, ermordet ein mysteriöser Killer (Max von Sydow) Condors gesamtes Team. Der völlig überrumpelte Agent bittet seine Vorgesetzten um Schutz, doch er gerät nur in eine weitere Falle, in der ein Kollege von ihm stirbt.
Für Condor ist klar, dass sein eigener Arbeitgeber hinter dem Anschlag auf ihn steckt. Mit dieser Erkenntnis kann er niemandem mehr trauen. Auf der Straße kidnappt er fast schon verzweifelt die Fotografin Kathy (Faye Dunaway), um sich in ihrer Wohnung zu verstecken und Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Condor muss ihr Vertrauen gewinnen, damit er sich an die Lösung seines eigentlichen Problems machen kann: Er beginnt mit der Suche nach den Drahtziehern und dem Motiv des Anschlages auf sein Büro.
Insgesamt sieben Filme haben Regisseur Sydney Pollack („Tootsie“, „Jenseits von Afrika“, „Die Dolmetscherin“) und Robert Redford („Jenseits von Afrika“, „Der Clou“, „Spy Game“) gemeinsam realisiert. „Die drei Tage des Condor“ ist sicher der außergewöhnlichste von ihnen, denn er bietet nicht nur eine unheimlich spannende und brisante Geschichte, sondern vor allem einen sehr glaubwürdigen Protagonisten. Schon beim ersten Blick auf Agent Turner wird dem Zuschauer klar, dass er es mit einem leicht schrulligen, unangepassten Menschen zu tun hat. Joseph Turner bewegt sich beispielsweise auf einer alten Velo Solex durch die Straßen von New York und hatte zum letzten Mal in der Grundausbildung eine geladene Schusswaffe in der Hand.
Das ändert sich bereits nach zehn Minuten. Im Laufe des Films entwickelt sich Condor zum gestandenen Außendienst-Agenten, der schließlich sogar bereit ist, seine eigenen Vorgesetzten herauszufordern. Er wächst mit der Herausforderung und passt sich der veränderten Lage so gut es geht an. Trotzdem haftet dieser Figur immer ein Hauch an Unverständnis und Melancholie an, die Redford perfekt zur Schau stellt. Ihm gegenüber steht eine bezaubernde Faye Dunaway („Bonnie und Clyde“), die als unfreiwilliges Opfer in die CIA-Intrige hineingezogen wird und ein gespaltenes Liebe-und-Hass-Verhältnis zu Joseph entwickelt.
Neben dieser komplizierten und sensibel gespielten Beziehungsgeschichte überzeugt „Die drei Tage des Condor“ besonders durch seinen Stil. Die offensichtlichen Killer tragen noch einen langen Trenchcoat zu ihrem Hut, die Präsenz der politischen Bedrohung ist in jeder Szene spürbar. Davon lebt ein guter Thriller. Und dreißig Jahre nach der Fertigstellung des Films kann man sich vor allem an der Darstellung der damaligen Technik erfreuen. In einer Szene hört der Condor zunächst ein Telefongespräch in der Schaltzentrale ab, um dann die Nummer des Anrufers zu ermitteln. Diesen Prozess mittels ältester Schalttechnik, eines Kassettenrekorders und allerhand Trickserei zu beobachten, lässt das Kennerherz höher schlagen und wird zu einem Schlüsselerlebnis des Films.
„Die drei Tage des Condor“ ist ein sehenswerter, vor allem in seiner Botschaft realistisch gemachter Klassiker, der auch am Genre weniger interessiertes Publikum überzeugen kann und mit großen Charakterdarstellern ausnehmend gut besetzt ist. Eine hervorragende Wahl für jeden Videoabend.