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    Nutcrackers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Nutcrackers

    Ben Stillers erste Kino-Hauptrolle seit 7 Jahren!

    Von Patrick Fey

    Reden wir nicht lang drum herum. David Gordon GreensNutcrackers“ ist ein Film, wie er bereits in vielfacher Form gedreht worden ist. Und wie er auch in Zukunft noch oft produziert werden wird. Was daran liegen mag, dass sein Rezept schlicht zu einfach ist, um ihm nicht wieder und wieder zu folgen – und angenommen wird, dass es uns auch in der x-ten Neuauflage so gut schmeckt wie beim ersten Mal. „Comfort Food“ nennt man so etwas.

    Prädestiniert für ein solches Kino ist erwiesenermaßen Ben Stiller, auf den sich schließlich fast alle einigen können. Nachdem der „Meine Braut, ihr Vater und ich“-Star in den vergangenen sieben Jahren hauptsächlich als Cameo-Darsteller (etwa in „Albert Brooks: Defending My Life“ oder Nicholas Stollers „Bros“) sowie als TV-Produzent und -Regisseur (insbesondere für die Showtime-Serie „Escape At Dannemora“ und die Apple-Serie „Severance“) in Erscheinung getreten ist, kehrt er für David Gordon Greens seichte Familienkomödie auf die große Leinwand zurück.

    Ben Stiller wandelt auf den Spuren von "Big Daddy"

    In „Nutcrackers“ erleben wir Stiller als humorbefreiten, karriererefokussierten Junggesellen Mike Maxwell, dem nach dem Tod seiner Schwester plötzlich die Obhut über deren vier unbändige Neffen überantwortet wird. Es ist eine Konstellation, wie wir sie – auf die eine oder andere Art – schon zuhauf gesehen haben (man denke nur an „Big Daddy“ mit Adam Sandler oder John Hughes' „Allein mit Onkel Buck“):

    In den folgenden 104 Minuten begleiten wir Stiller zunächst dabei, wie er nach Jahren der Abwesenheit in das Leben dieser vier Rabauken tritt, die von ihrem Onkel nichts weiter wissen als die unschmeichelhaften Worte, die ihre Mutter einst über ihn verloren hatte: dass er unfähig sei, zu lieben. Eingangs machen die Jungen ihm das Leben zur Hölle (allerdings ohne dass dabei wirklich etwas oder jemand zu Schaden kommen würde). Doch wie man es sich denken kann, wachsen die Kinder ihm schon bald ans Herz, sodass sein ursprünglicher Plan, Adoptiveltern für sie zu finden, zunehmend in den Hintergrund rückt.

    Bis zu einem gewissen Grad ist das alles durchaus charmant. Doch es dauert nicht lang, bis man sich fragt: ‚Kenne ich diesen Film nicht schon?‘ – bevor uns die Tatsache, dass Stiller merklich älter geworden ist, in Erinnerung ruft, dass wir es hier mit einem aktuellen Film zu tun haben müssen. So geht das hin und her, wenngleich David Gordon Green und Drehbuchschreiber Leland Douglas versuchen, uns mit komödiantischen Evergreens wie elterlicher Überforderung, präpubertärer Sexualkunde, sorgsam ausgeheckten Streichen und sonstigem Slapstick bei der Stange zu halten.

    Mit der plötzlichen Vaterrolle heillos überfordert: Ben Stiller in Rough House Pictures / Red Hour Films
    Mit der plötzlichen Vaterrolle heillos überfordert: Ben Stiller in "Nutcrackers"

    Natürlich spielt sich all dies in der Weihnachtszeit ab, der Zeit der Nächstenliebe, an die es sich für Stillers Maxwell zu erinnern gilt. Beinah fühlt man sich wieder in die 90er-Jahre zurückversetzt, wo es im populären Hollywood-Kino nur allzu oft darum ging, dass der Familienvater über 90 bis 120 Minuten hinweg lernen muss, dass vor allem eine Sache im Leben wichtiger ist als die Karriere: seine Familie und die Liebe.

    Ob er denn Freunde habe, fragen ihn die Jungen an einer Stelle: Ja, klar! Es gäbe da diesen Türken, mit dem er ab und zu Squash spiele. Und auch wenn Stillers Maxwell eigentlich kein Vater ist, verdeutlichen Green und Douglas recht schnell, dass sich genau dadurch eine Leere in sein Leben eingeschlichen hat, die er durch ambitionierte Karriereziele zu füllen versucht. Der Statusgewinn, den er sich davon erhofft, verliert im ländlichen Ohio, wo seine Schwester mit den vier Kindern gewohnt hat, aber schnell seine Bedeutung. Als Maxwell eingangs in einem gelben Porsche vor dem großen Landhaus aufschlägt (nicht ohne beim Aussteigen direkt in einen saftigen Hundehaufen zu treten – haha!), gratuliert ihm ein örtlicher Polizist zu seinem schicken gelben „Ferrari“.

    Erzählerisch und formal simpel gestrickt

    Doch wie verhält es sich denn nun mit den titelgebenden „Nussknackern“? Zum einen ist da Maxwell, der selbst die sinnbildliche harte Nuss darstellt, die es für seine vier Neffen und die Sozialarbeiterin Gretchen (gespielt von Linda Cardellini) zu knacken gilt. Zum anderen ist der Titel offenkundig eine Anlehnung an Tschaikowskis weltberühmtes Ballett-Stück. Nachdem Maxwells Vorhaben, seine vier Neffen bei einem örtlichen Mäzen einzuquartieren, auf grandiose Weise scheitert, fährt er größere Geschütze auf. Im Wissen, dass einer seiner vier Neffen eine Variation des Tschaikowski-Stückes mit dem Titel „The Nutcracker’s Moustache“ geschrieben hat, setzt er sich alsbald daran, dieses mit ihnen einzustudieren. Die Idee: Wenn die örtliche Gemeinschaft erst sieht, wie bezaubernd und diszipliniert diese vier Jungen sind, würden sich nur allzu schnell Adoptionseltern für sie finden lassen.

    So leicht, wie sich das alles umreißen lässt, ist der Film auch erzählerisch und formal gestrickt. Dass derartige Faktoren für David Gordon Green allerdings längst keine Priorität mehr besitzen, sollte spätestens nach seiner „Halloween“-Trilogie und dem 2023 erschienenen „Der Exorzist: Bekenntnis“ klar geworden sein. Denn während sich die Kritik zunehmend weniger begeistert zeigte, spielten die Filme ein ums andere Mal ein Vielfaches ihrer moderaten Budgets ein.

    Auch wenn „Ananas Express“-Schöpfer Green nun nach mehreren Horrorfilmen an seine Komödien-Wurzeln anknüpft, scheint es nicht so, als wolle er diesen Trend durchbrechen. „Nutcrackers“ tut niemandem weh und ist vor allem darauf aus, uns in eine wohlige Vorweihnachtsstimmung zu versetzen – und dafür hat sich in der Vergangenheit schließlich noch meistens ein Publikum gefunden. Wenn der Film uns eine Erkenntnis vor Augen führt, dann ist es wohl unsere uneingestandene Sehnsucht danach, Ben Stiller wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Trotz allem.

    Fazit: Mit „Nutcrackers“ bewegt sich Regisseur David Gordon Green auf allzu bekanntem Terrain und verlässt sich in seiner wohligen Weihnachtsgeschichte ganz auf den zentralen Star – Ben Stiller, der nach Jahren weitgehender Abwesenheit sein Spielfilm-Comeback in einer Hauptrolle feiert.

    Wir haben „Nutcrackers“ beim Filmfest Toronto 2024 gesehen.

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