Eine geniale Idee macht leider noch keinen guten Film
Von Christoph PetersenWas für eine brillante Prämisse für einen (schwarzhumorigen) Weihnachtsfilm: Ein simpler Buchstabendreher sorgt dafür, dass ein Brief mit Weihnachtswünschen statt bei Santa am Nordpol bei Satan in der Hölle landet. Aber wer sich ein wenig mit den Fallstricken des Filmemachens auskennt, der weiß, dass eine gute Idee allein noch längst nicht die halbe Miete für ein gutes Drehbuch (und schon gar nicht für einen guten Film) ist.
„Dear Santa – Teuflische Weihnachten“, der zwar direkt für Paramount+ produziert wurde, aber trotzdem parallel auch als VoD-Angebot etwa bei Amazon erscheint, ist ein perfektes Beispiel dafür. Und das, obwohl die Brüder Peter Farelly und Bobby Farrelly, die immerhin für Komödien-Klassiker wie „Dumm und dümmer“ und „Verrückt nach Mary“ verantwortlich zeichnen, hier zum ersten Mal seit „Dumm und Dümmehr“ (2014) wieder gemeinsam an einem Film gearbeitet haben: Bobby als Regisseur, Peter als Drehbuchautor.
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Liam Turner (Robert Timothy Smith) ist eigentlich schon ein wenig zu alt, um noch an den Weihnachtsmann zu glauben. Aber weil sich seine Eltern Bill (Hayes MacArthur) und Molly (Brianne Howey) seit einem tragischen Schicksalsschlag ständig streiten, sieht er Santa als seine letzte Chance, seine Familie womöglich doch noch zu retten. Allerdings leidet Liam unter Dyslexie – und so schreibt er dummerweise „Satan“ statt „Santa“ in das Adressfeld seines Briefes. Und weil Satan (Jack Black) sich geehrt fühlt, dass ein kleiner Junge zur Abwechslung auch mal ihm schreibt, taucht er schon kurz darauf in Liams Kleiderschrank auf, um dem Sechstklässler drei Wünsche zu erfüllen – und dafür als Gegenleistung seine Seele zu kassieren…
Jack Black („Ein Minecraft Film“) verdankt den Farrelly-Brüdern seinen ersten großen Kinohit als Hauptdarsteller, „Schwer verliebt“ aus dem Jahr 2001 an der Seite von Gwyneth Paltrow. In „Dear Santa“ setzt er jetzt mit leicht verändertem Outfit einfach das Bowser-Cosplay fort, das er bereits bei der Marketing-Tour zum Animations-Abenteuer „Der Super Mario Bros. Film“ ausgiebig zelebriert hat – schmissige Dance Moves aus dem Repertoire seiner Kultband Tenacious D inklusive. Auch Robert Timothy Smith ist gut gecastet, weil er eine für Hollywood-Nachwuchsstars ungewöhnliche Natürlichkeit und Bodenständigkeit mitbringt. An den beiden liegt es also schon mal nicht, dass „Dear Santa“ nach einem erst mal vielversprechenden Auftakt doch recht schnell aus der Spur springt.
Zum einen bleiben richtig gute Gags konsequent Mangelware. Vor allem fällt es aber schwer, sich einfach in den Film fallen zu lassen, wie man es ja manchmal ganz gerne mit mittelmäßigen Streaming-Filmen an einem verregneten oder verschneiten Sonntagnachmittag handhabt. Aber dafür ist „Dear Santa“ viel zu planlos in dem, was er eigentlich sein will. Vor allem die Gaststars wie Keegan-Michael Key („Wonka“) als Karikatur eines Kinderpsychiaters oder P.J. Byrne („The Wolf Of Wall Street“) als Englischlehrer, der Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“ abgrundtief verachtet, scheinen alle in ihren ganz eigenen Filmen mitzuspielen. Da stehen dann tiefschwarze Jokes über ausgedachte Krebserkrankungen neben süßlichen Predigten und arg beliebigen Popkultur-Referenzen: Ob „Einer flog übers Kuckucksnest“ bei den heutigen Kids wohl noch immer hoch im Kurs steht? Stimmig zusammen kommt der chaotische Mix leider nie.
Auch die Regeln des faustischen Paktes, wie und wann genau Liam denn nun seine Seele auf ewig verlieren würde, bleiben frustrierend vage, während die „Tricks“ von Satan enttäuschend wenig clever daherkommen. Der sehr lange Abstecher zu einem Popkonzert wird wohl allenfalls Megafans von Post Malone (der schmusige Bad-Boy-Rapper spielt sich selbst) wirklich bei der Stange halten. Aber richtig schlimm wird’s im letzten Drittel, wenn Regisseur Bobby Farrelly („Champions“) plötzlich doch noch Emotionen aus seinem Publikum herauszupressen versucht. Dazu zaubert auf der Zielgeraden einen toten kleinen Bruder aus der Tasche, der dann auch noch in einem der wohl am stärksten fehlgeleiteten Happy Ends der Weihnachtsfilmgeschichte eine wichtige (weil völlig absurde und unverdiente) Rolle spielt.
Fazit: Die Ausgangsidee ist brillant und Jack Black hat Bock aufs Böse-Sein (sowie aufs Abtanzen). Aber nicht nur, weil das unausgewogenes Drehbuch tonal wie erzählerisch unfokussiert ist, verliert das Geschehen schnell an Reiz. So vermag „Dear Santa – Teuflische Weihnachten“ am Ende weder als bissige Anti-Weihnachtskomödie noch als süßlicher Weihnachtsfilm zu überzeugen.
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