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    Imaginary
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Imaginary

    Lahme Küchenpsychologie mit ein paar mauen Schockmomenten

    Von Oliver Kube

    Imaginary“ ist der neue Horror-Titel aus dem Hause Blumhouse Productions („Get Out“, „Insidious“, „The Purge“ etc.). Im letzten Jahr landete das Indie-Studio mit „M3GAN“ einen Riesenhit. „Imaginary“ von Regisseur Jeff Wadlow („Fantasy Island“) schließt nun insofern an den Puppen-Schocker an, als dass auch hier wieder ein eigentlich harmlos aussehendes Spielzeug ein finsteres Eigenleben zu entwickeln und ein kleines Mädchen samt seiner Familie zu terrorisieren scheint.

    Im Gegensatz zu „M3GAN“ bietet „Imaginary“ allerdings keine augenzwinkernd (schwarz)humorige Komponente, die die ähnlich hanebüchene Story auflockert und für trashigen Spaß sorgt. Im Gegenteil, der Film nimmt sich viel zu ernst, liefert dann aber nicht ab. Von Grusel kann über die gesamte Laufzeit kaum die Rede sein, denn statt Spannung und Schauder kommt schnell Langeweile auf.

    Nach LEONINE
    Nach "M3GAN" wird auch im neuesten Blumhouse-Horrorfilm ein vermeintlich harmloses Spielzeug zur Gefahr

    Nachdem sie ihren dementen Vater (Samuel Salary) in ein Pflegeheim einquartieren musste, zieht Kinderbuch-Autorin und -Illustratorin Jessica (DeWanda Wise) zurück in das Haus ihrer Kindheit. Mit dabei sind ihr neuer Ehemann, der Musiker Max (Tom Payne), und seine Töchter aus erster Ehe – die von dem Umzug wenig begeisterte und Jessica gegenüber ohnehin feindselig gestimmte Teenagerin Taylor (Taegen Burns) sowie die eher verträumte Grundschülerin Alice (Pyper Braun).

    Schon am ersten Tag findet die Kleine im Keller einen alten Plüschbären, den sie Chauncey nennt und der fortan ihr ständiger Begleiter ist. Die Fixierung des Mädchens auf das Stofftier geht bald so weit, dass sie nur noch mit ihm redet und ihn als ihren besten Freund bezeichnet. Schließlich behauptet sie sogar, der Teddy würde ihr im Rahmen einer von ihm erdachten Schnitzeljagd auftragen, bestimmte Dinge zu tun – einige davon durchaus gefährlich. Als Belohnung wolle er dann mit ihr eine große Reise antreten.

    Da Max auf Tournee gegangen und entsprechend abwesend ist, konsultiert die besorgte Jessica eine Kinderpsychologin (Veronica Falcón). Zudem bietet auch noch Nachbarin Gloria (Betty Buckley) der überforderten Stiefmutter ihre Hilfe an. Die Seniorin war damals Jessicas Babysitterin und glaubt deshalb, einen besonderen Einblick in die Situation zu haben. Da ist Alice plötzlich spurlos verschwunden …

    Von Spannung keine Spur

    Nach einem tempoarm inszenierten und geschnittenen Albtraum-Einstieg, in dem Jessica von einer Riesenspinne (offensichtlich ein Mensch in einem billig aussehenden Faschingskostüm) gejagt wird, nimmt Regisseur Wadlow sich erst einmal Zeit, uns in die Familienverhältnisse einzuführen. Sehr viel Zeit, denn geschlagene 30 Minuten lang passiert nichts mehr, was auch nur ansatzweise aufregend sein könnte. Und selbst dann gerät erst einmal nur der nervig-dummdreiste Bengel von nebenan (Matthew Sato) in Gefahr, der sich mit Hilfe von Ecstasy-Pillen an Taylor heranmachen wollte.

    Erstmals echtes Thrill-Potential hat das Auftauchen der offenbar mental gestörten leiblichen Mutter (Alix Angelis) der Mädchen. Die dadurch anwachsende Spannung verpufft allerdings schnell und die Figur verschwindet bis zu einem überflüssigen zweiten Auftritt im Laufe des Finales wieder in der Versenkung. Dieses besteht aus einer überlangen, weil einfach nur mauen Sequenz in einer wie „‚Alice im Wunderland‘ für Arme“ aussehenden Zwischenwelt, in der Chauncey die Form eines Riesenbären (wieder nur ein Typ in einem schlecht sitzenden Tierkostüm mit ein paar scharfen Zähnen) annimmt.

    Jessica (DeWanda Wise, rechts) und Teenie-Stieftochter Taylor (Taegan Burns) geraten in eine unheimliche Zwischenwelt – aufregend wird der Film dadurch trotzdem nicht LEONINE
    Jessica (DeWanda Wise, rechts) und Teenie-Stieftochter Taylor (Taegan Burns) geraten in eine unheimliche Zwischenwelt – aufregend wird der Film dadurch trotzdem nicht

    Sowohl der Weg dorthin (der vielfach bessere „Coraline“ lässt grüßen!) als auch der Aufenthalt von Jessica, Taylor und Gloria, die die kleine Alice hier suchen, kommen komplett unausgegoren daher. Es scheint, als habe der für das Drehbuch (mit)verantwortliche Wadlow keine Ahnung, was er uns dort wirklich zeigen und/oder erzählen will. Die oft steif und hölzern anmutenden Auftritte seiner Schauspieler*innen helfen ebenfalls nicht gerade. Echte Sorgen um die durchgehend platte Dialoge aufsagenden Figuren dürfte sich kaum jemand im Publikum machen. So wird auch der mehrfach plump angekündigte, inhaltlich dadurch ohnehin kaum schockierende Twist das Gros der Zuschauer*innen kaltlassen.

    Im Trailer sieht es aus, als würde „Imaginary“ uns ein Amok laufendes Spielzeug im Stile von „M3GAN“ oder „Chucky - Die Mörderpuppe“ bieten – eine Art Killer-„Ted“ also. Was wir letztlich vorgesetzt bekommen, ist ein nachlässig inszenierter, in allen Belangen halbgar wirkender und schnell langweilender Mix aus ein paar aufgrund mäßigen Timings nur schwach ausgeführten Schockeffekten plus naiver Küchenpsychologie über kindliche Ängste. Das braucht kein Mensch.

    Fazit: Ein behäbiger Einstieg, albern statt gruselig aussehende Monster, ein nervtötendes „Alice im Wunderland“-Tribut und ein unnötig, ewig herausgezögertes Finale mit lahmem Twist – hier passt so gut wie nichts.

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