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    Bagman
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Bagman

    Wer artig ist, wird in den Sack gesteckt

    Von Christoph Petersen

    In der finalen Phase der – durch Wes Cravens „Scream – Schrei“ losgetretenen – Slasher-Welle der Neunzigerjahre gab es mit „Sex oder stirb“ einen besonders interessanten Vertreter des Genres, der die erprobten Konventionen einfach auf den Kopf stellte: In der Regel segnen die sexuell besonders aktiven Teens ja als erste das Zeitliche. Aber hier hat es ein unbekannter Serienmörder speziell auf Jungfrauen abgesehen, weshalb im ganzen Ort spontane Orgien veranstaltet werden, um sich selbst vor dem Killer in Sicherheit zu bringen.

    Auf dem Papier hätte der titelgebende Dämon in „Bagman“ ein ähnlich subversives Potenzial: Schließlich hat er es nicht wie der Anti-Weihnachtsmann Krampus auf die besonders bösen, sondern im Gegenteil auf die besonders guten und artigen Kinder abgesehen. Diese steckt er dann in seinen eigentlich viel zu kleinen Sack, wobei die hingebogenen Gelenke der reingequetschten Gliedmaßen schön knatschen und schmatzen, bevor der wohl lauteste Reißverschluss der Filmgeschichte endgültig geschlossen wird. Aber mehr als ein paar halbgare Jumpscares finden sich in den 93 Minuten trotz der vielversprechenden Prämisse nicht.

    Patrick McKee (Sam Claflin) macht im Garten Jagd auf die bis zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Bedrohung. LEONINE
    Patrick McKee (Sam Claflin) macht im Garten Jagd auf die bis zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Bedrohung.

    Weil ihn seine letzte Erfindung, eine Maschine zum Entasten von Baumstämmen, nichts als Schulden eingebracht hat, musste Patrick McKee (Sam Claflin) mit seiner Frau Karina (Antonia Thomas) und seinem kleinen Sohn Jake (Caréll Vincent Rhoden) in seinen Heimatort in New Jersey zurückziehen. Hier hat er zwar einen sicheren Job im Sägewerk seines Bruders Liam (Steven Cree), doch während er im Selbstmitleid versinkt, bemerkt er zunächst kaum, dass eine übersinnliche Entität es auf seinen Sohn abgesehen hat.

    Offenbar handelt es sich dabei um den sogenannten Bagman (Will Davis), der in einem abgesperrten Minenschacht haust und vor dem schon Patrick selbst als kleiner Junge von seinem Vater Jake Sr. (Peter McDonald) mit größter Nachdrücklichkeit gewarnt wurde…

    Generisch durch und durch

    Der britische Regisseur Colm McCarthy hat sich vor allem mit Serien wie „Doctor Who“, „Peaky Blinders“ und „Sherlock“ einen Namen gemacht. Aber mit am besten in Erinnerung geblieben ist uns sein zweiter Kinofilm, „The Girl With All The Gifts“ von 2016, in dem er sich ein eigentlich ausgelutschtes Zombie-Szenario vorknöpfte und daraus einen ziemlich besonderen und vor allem berührenden Horrorfilm formte (» hier geht’s zur Kritik). Bei „Bagman“ ist genau das Gegenteil der Fall: Das Konzept bietet eigentlich allerlei spannende Möglichkeiten, aber McCarthy hat daraus eine simple Jumpscare-Parade geformt, wie man sie sich generischer kaum vorstellen kann.

    Aber selbst wenn man sich eigentlich nur ein paar Mal gut erschrecken lassen will, ist „Bagman“ über die Distanz einfach viel zu lahm. „Tribute von Panem“-Schwarm Sam Claflin schleift sich in seiner depressiven Rolle über weite Strecken wie ein nasser Sack durch den Film. Die meiste Zeit werden nur schwach ausgearbeitete Traumata in eher banalen Gesprächen verhandelt, während die Grusel-Setpieces enttäuschen. Sie sind rar, kurz und fallen wegen des PG-13-Ratings zudem blutleer aus.

    Die mechanische Puppe mit den weinenden Knopfaugen ist eindeutig das Design-Highlight des Films! LEONINE
    Die mechanische Puppe mit den weinenden Knopfaugen ist eindeutig das Design-Highlight des Films!

    Dabei macht die einige Jahre früher spielende Eröffnungsszene, in der der Bagman am Rande eines nächtlichen Baseball-Platzes ein weiteres Opfer in seinen Sack stopft, nachdem er zuvor stimmungsvoll eine Straßenlaterne nach der anderen durchknallen ließ, vor allem in Sachen Sounddesign noch durchaus Hoffnung. Doch die verpufft dann doch recht schnell, weil McCarthy einfach keinen Druck auf den Kessel bekommt und der Bagman in seinen Regeln und Absichten doch lange eine sehr vage (und deshalb generische) Bedrohung bleibt.

    Erst in den letzten 20 Minuten, wenn sich das Geschehen schließlich in das Versteck des Bagman verlagert, nimmt der Film endlich etwas Fahrt auf. Zwar wirkt die höhlenartige Mine schon arg kulissenhaft, aber hier hatte das Art Department ein paar echt nette Ideen. Vor allem die mechanische Aufziehpuppe mit den tränenden Knopfaugen hätte sicherlich einiges Merchandise-Potenzial besessen, wenn nur der Film drumherum ein wenig besser geworden wäre. Aber selbst das ist dann auch einfach zu wenig zu spät.

    Fazit: Ein besonders dröger Grusel-Horror von der Stange.

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