Im neuen Werk der Regie Legende Martin Scorsese "Silence" widmet er sich nun erneut der Religion.
Japan im 17 Jahrhundert: Die zwei jungen Jesuiten Sebastiao (Andrew Garfield) und Garpe (Adam Driver) machen sich auf dem Weg ins noch unbekannte Japan. Ihr Ziel: Ihren ehemaligen Lehrmeister Ferreira (Liam Neeson) zu finden, denn dieser soll angeblich vom Glauben abgekommen sein. Dort angekommen, müssen die beiden jungen Männer schnell feststellen, dass das Christentum in Japan nicht nur nicht willkommen ist, sondern auch mit aller Härte verfolgt wird...
Silence (Stille) war ein Herzensprojekt des Altmeisters Martin Scorsese- und das sieht man dem Film auch in nahezu jeder Szene an. Scorseses Filme beeindrucken visuell schon immer. Meist präsentiert er dem Zuschauer überwältigende Bilder die nahezu perfekt sind. Auch hier enttäuscht er uns mit den Bildern keineswegs. Das fängt schon zu Beginn an, wenn die zwei in einer sehr lebendigen Stadt (vermutlich irgendwo in China) nach jemanden suchen, der sie nach Japan bringen kann. Die Stadt mit all ihren Menschen sieht sehr aufwendig aus- womit man schon im Bann von "Silence" ist. In Japan angekommen, glänzt Scorsese immer weiter mit fantastischen Bildern. Sei es die Landschaft Japans, die schmutzigen Dörfer, die Tempel oder das majestätische Nagasaki. Meine größte Sorge war, ob der Film nicht zu einseitig wird. Da Scrosese persönlich sehr gläubig ist, bestand da eine große Gefahr. Doch Scrosese schlägt sich auf keine Seite und beleuchtet beide Seiten. Sämtliche Parteien erhalten genügend Zeit, um ihren Standpunkt zu verdeutlichen. Hier punktet die anti Christentum Partei sogar mit Argumenten mehr. Argumentation ist mein nächster Punkt. Obwohl der Film sehr lange geht, erhält man als Zuschauer nie wirklich eine zufriedenstellende Antwort über die Stärke des Glaubens jener zwei Jesuiten. In einer Szene sagt Sebastiao zwar, es können alle Menschen friedlich zusammen leben, wenn sie die Gebote Gottes befolgen, aber mich hat er in den knapp 3 Stunden nicht "bekehrt". Statt seine Hauptfigur näher zu beleuchten, "foltert" Scorsese seinen Zuschauer eher. Foltern, in dem er sehr lange Szenen über Folterung (Verbrennung, ertrinken, Grube, ect.) bringt. Diese Szenen sind sehr lange. Dabei verzichtet er komplett auf Musik (was bei ihm ungewöhnlich ist). Sein Kameramann Rodrigo Prieto (Oscar Nominierung) hält schön lange drauf- womit extrem intensive Bilder entstehen. Scorsese schafft es jedoch das fast unmögliche. Trotz wirklich schlimmer Bilder, stempelt er die Samurai im Land der aufgehenden Sonne nicht als "Monster" ab, sondern er lässt sie so gut argumentieren, dass man als Zuschauer vollkommenes Verständnis für deren Reaktion hat.
Andrew Garfield mausert sich immer mehr zum großen Schauspieler. Hier zeigt er auch, welch Talent in ihm steckt. Seine verletzliche Figur, deren Glauben immer wieder auf die Probe gestellt wird, ist recht interessant zu sehen und wird zunehmend interessanter. (Will hier nichts vorwegnehmen). Trotz 25 Kilo weniger, geht Adam Drivers Figur völlig unter. Was sehr schade ist, denn er ist ein netter Kontrast zu Sebastiao. Liam Neesons Leinwandzeit fällt zwar sehr kurz aus, aber er sorgt für eine spannende Wendung und spielt gewohnt sehr solide. Japanische Schauspieler nehmen ihre Arbeit gewohnt sehr ernst an. Auch hier brillieren sie alle und sämtliche Szenen wirken äußerst realistisch. Was positiv auffällt: die japanischen Figuren wirken nicht wie irgendwelche Karikaturen oder Figuren aus einem Manga. Bei all den Schauspielern, fällt hier Yosuke Kabozuka sehr positiv auf. Sein naiver Kichijiro musste einen sehr schmerzlichen Verlust hinnehmen und sein Leid sowie sein schlechtes Gewissen, kauft man ihn in jeder Szene ab. Trotz allen, steht hier Garfield stets im Mittelpunkt.
Was ebenfalls sehr interessant ist, sind die zahlreichen Parallelen zu Jesus (die Jünger, Judas, Opfer, Essig, ect.)
FAZIT: Um Silence "zu mögen", muss man wirklich sehr viel Geduld mitbringen. Obwohl Scroseses gewohnt mit unglaublich opulenten Bildern brilliert und wir endlich mal wieder eine schön ruhige Kamera erhalten, fällt es einen sehr schwer, durchgehend konzentriert zu bleiben. 30 Minuten weniger und der Film wäre noch besser. Besonders positiv: Scorsese schlägt sich auf keine der beiden Seiten und beide werden genügend beleuchtet.