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    Doggy Style
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Doggy Style

    Süße sprechende Hunde – und trotzdem garantiert nichts für Kinder!

    Von Stefan Geisler

    Als unser Chefredakteur Christoph Petersen neulich im Kino war, um „Die drei ???“ und „Lucy ist jetzt Gangster“ zu schauen, wurde vor beiden Kinderfilmen der Trailer zu „Doggy Style“ gezeigt – macht ja auch Sinn, schließlich geht es um sprechende Hunde. Aber während sich die Kleinen tatsächlich köstlich amüsierten, liefen die Schädel der erwachsenen Begleiter vor Scham schnell hochrot an. Da hatten die Programmplaner*innen einfach mal richtig Mist gebaut. Denn während der Hunde-Ausflug im Original noch ganz harmlos „Strays“ (also „Streuner“) heißt, repräsentiert der deutsche Titel viel treffender den Ton des Films, in dem es eigentlich nur unentwegt ums Kacken, Rammeln oder das Abbeißen von Genitalien geht:

    Der garantiert versauteste Film des Kino-Sommers zielt – süße Vierbeiner hin oder her – so weit unter die Gürtellinie, wie es nur irgendwie geht. Allerdings ist das mitunter schneller ermüdend, als man vielleicht glauben könnte. Die Brachial-Komödie hat aber nichtsdestotrotz einige gelungene Lacher und extrem charmant-niedliche Protagonisten zu bieten: Denn selbst wenn die Münder der sprechenden Vierbeiner animiert wurden, kommen im animalischen Abenteuer von Josh Greenbaum doch echte Tiere zum Einsatz. Hundebesitzer*innen werden einige Verhaltensweisen ihrer Schützlinge sicherlich in der tierischen Rasselbande wiedererkennen – und zugleich eine Erklärung für diese mitgeliefert bekommen, die das Zeug dazu hat, einen Keil zwischen die Mensch-Hund-Beziehung zu treiben.

    Alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, wird begattet.

    Broder Terrier Reggie (Stimme im Original: Will Ferrell / deutsche Stimme: Freshtorge) ist wirklich ein Herz von einem Hund, der für seinen Besitzer einfach alles geben würde. Doug (Will Forte) respektiert seinen vierbeinigen Freund jedoch überhaupt nicht, bezeichnet ihn abfällig als „Kackbratze“ und gibt ihm sogar die Schuld an seinem verkorksten Leben. Der Hund soll weg und so versucht Doug mehrere Male vergeblich, sein ungeliebtes Anhängsel auszusetzen. Doch Reggie findet jedes Mal den Weg zurück nach Hause.

    Eine finale Spritztour in die drei Stunden entfernte Stadt soll ein für alle Mal die Lösung bringen - und tatsächlich ist Reggie, der noch immer an das gute Herz seines Besitzers glaubt, plötzlich ziemlich verloren. In den dunklen Gassen der Metropole trifft er auf den Straßenköter Bug (Jamie Foxx / Eko Fresh), der ihn davon überzeugt, dass sein Herrchen ein ganz schöner Drecksack ist. Gemeinsam mit einigen weiteren neu gewonnen Freund*innen zieht der kleine Rüde los, um seinem fiesen Herrchen das zu nehmen, was er in der Welt am liebsten hat: seinen Penis!

    Je süßer der Hund, desto derber die Sprache

    „Doggy Style“ zieht seinen Witz natürlich vor allem aus der Gegensätzlichkeit seiner süßen Protagonist*innen und der unflätigen Sprache, die aus den Schnauzen der liebenswerten Vierbeiner kommt. Hier wird geflucht, was das Zeug hält. Wenn nicht übers Rammeln, Bumsen, Fäkalien oder die Größe von Geschlechtsteilen gesprochen wird, dann werden die derbsten Beleidigungen rausgehauen. Aber diese Art des Humors erschöpft sich leider nur allzu schnell – was schon ein bisschen überraschend ist, da Regisseur Josh Greenbaum ja mit „Barb And Star Go To Vista Del Mar“ gerade erst eines der absoluten Comedy-Highlights der Pandemiejahre abgeliefert hat.

    Die größtenteils improvisierten Gossensprache-Passagen scheinen sich dabei an ein vornehmlich pubertierendes Publikum zu richten, das auch bei der x-ten Erwähnung des Wortes „Penis“ noch nach Luft schlappend vom Stuhl kippt. Zumal dieser Zoten-Zwang speziell in der deutschen Synchronfassung sehr krampfhaft und unnatürlich wirkt. Weder wird hier tatsächlich existierende Jugendsprache gespiegelt oder persifliert - noch geraten die Sprecher*innen miteinander in einen flotten Schlagabtausch.

    Dem reichhaltigen Pilz-Menü im Wald folgt bald ein böses Erwachen.

    Mitunter drohen die vulgären Einschübe gar, den eigentlich überzeugenden emotionalen Unterbau des Films unter sich zu begraben. Denn die Komödie über Zurückweisung, Vernachlässigung und die psychischen Narben, die eine toxische Beziehung hinterlassen kann, hat ihr Herz eigentlich am rechten Fleck. Nur leider ersticken viele der einfühlsamen Momente sofort an der nächsten zotigen Bemerkung und können so gar nicht wirklich zur Geltung kommen.

    Wirklich lustig ist die Komödie immer dann, wenn die Hunde einmal für fünf Minuten ihre Schnauze halten und den durchaus gut geschriebenen Gags Platz zur Entfaltung lassen. So verwandelt sich ein Jahrmarkt mit dem Einsetzen des Feuerwerks für die Hunde in einen regelrechten Kriegsschauplatz, während einer der besten Cameo-Autritte der letzten Jahre den Kampf mit einem hungrigen Adler kurzzeitig unterbricht. Dazu kommt ein unfreiwilliger Drogentrip im Wald, der zu einem herrlich absurden Rausch-Erlebnis und einem unschönen Erwachen am nächsten Tag führt.

    Eine Abrissbirne zur rechten Zeit

    Selbst die zotigen Einschübe können wunderbar funktionieren, wenn diese über den verbalen Austausch von Vulgärem hinausgehen: Wann hat man schon einmal gesehen, wie sich ein Mensch in einem Schamhaar-Tornado auflöst? Oder welche Rolle eine Hundelatte während eines Gefängnisausbruchs spielen kann? Dazu kommt Will Forte, der den Hundehasser Doug mit einer solchen inbrünstigen Gemeinheit verkörpert, dass es einfach Spaß macht, diese Figur zu hassen. Wenn Doug im Finale zu den Klängen des Miley-Cyrus-Hits „Wrecking Ball“ seiner dem Song angemessenen Strafe zugeführt wird, dann ist das eine zufriedenstelle und auch überraschend radikale Erlösung - fürs Publikum und die Hunde-Protagonisten.

    Fazit: Weniger wäre im Fall von „Doggy Style“ wirklich mehr gewesen. Die Komödie besitzt zwar ein erstaunlich großes Herz, suhlt sich aber allzu selbstverliebt in der eigenen Anstößigkeit, die letztlich aber eher ermüdend als belustigend oder gar schockierend wirkt. Dass sich das Hunde-Abenteuer dennoch für einen feucht-fröhlichen Film-Abend eignen kann, liegt an den herzerwärmend knuffigen Protagonisten, einem wunderbar hassenswerten Will Forte sowie einigen herrlich schrägen Einfällen.

     

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