Oliver Stone ist mit "Platoon" eine wirklicher Anti-Kriegsfilm gelungen, der zu keiner Sekunde heroisierend, patriotisch oder verklärend wirkt. Kriegsromantik und Heldentum haben keinen Platz in dieser Hölle. Der Verlust jeglicher Moralvorstellungen wird schonungslos dargestellt. Das verdient großen Respekt, zumal Stone aus seinen eigenen Einsätzen in Vietnam berichtet.
Leider ist damit aber auch schon alles Positive über "Platoon" berichtet.
Seltsam emotionslos habe ich die zwei Stunden erlebt, kaum eine Figur erhält eine tiefere Zeichnung, schon gar keine Figur vietnamesischer Natur, egal ob südvietnamesische Zivilbevölkerung oder nordvietnamesischer Vietcong. Sie verkümmern zu Statisten, entweder in der Opferrolle ober als Schlächter. Die US-Boys hingegen werden als extrem unsympathischer Haufen von völlig degenerierten Vollpfosten dargestellt. Die einzigen Identifikationsmöglichkeiten beschränken sich auf die Figuren von Charlie Sheen (Chris Tayor) und Willem Dafoe (Sgt. Elias), was bei mir zu einer großen Distanz zu dem Gesehenen führte. Die Bildsprache schwankt zwischen direkt dreckig und völlig belanglos, so dass auch keinerlei erwähnenswerte visuelle Schauwerte generiert werden.
"Platoon" ist für mich persönlich so etwas wie der Gegenpol zu Peter Bergs "Lone Surviver". Auf intellektueller Ebene muss man Stone für seine Arbeit loben. Das ist abstoßend und ekelerregend... nur was nützt das, wenn es so gar nicht berührt, so beliebig emotionslos daherkommt, dass in erster Linie Langeweile entsteht?
Auf den Vietnam-Krieg bezogen, fand ich da Francis Ford Coppola's "Apocalypse Now" (mit Martin Sheen, dem Vater von Charlie Sheen in der Hauptrolle), insbesondere im Dirctor's Cut, deutlich stärker.