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    Heimweg
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Heimweg
    Von René Malgo

    Mit „Heimweg“ lieferte Regie-Poet Zhang Yimou („Rote Laterne“, „Hero“, „House Of Flying Daggers“) 1999 ein feines Melodram über eine große Liebe und scheint damit sein versöhnlichstes und vielleicht persönlichstes Werk geschaffen zu haben.

    Changyu (Hao Zheng) kehrt aus der Stadt in sein Heimatdorf zurück, weil sein Vater Yusheng (Honglei Sun), der hiesige Dorflehrer, unterwegs in einem Schneesturm verstorben ist. Changyus Mutter Zhao Di (Yulian Zhao) besteht darauf, dass der Vater in alter Tradition vom Leichenschauhaus in der Stadt zurück in das Dorf getragen und dort beerdigt wird. Changyu beginnt sich an den Erzählungen seiner Eltern über ihr Kennenlernen zurückzuerinnern, als sein Mutter noch jung (Zhang Ziyi) war...

    Es beginnt in Schwarz-Weiß. Changyu kehrt in sein Heimatdorf zurück. Grau ist die Gegenwart, scheint das Stilmittel der in schwarz-weiß gedrehten Bilder zu suggerieren. Bunt und farbig die Vergangenheit. Die Rückblende in Zhao Dis (Zhang Ziyi) Jugend entfaltet sich gleich in vollster Farbenpracht und erschlägt den Zuschauer geradezu. Zumindest erscheint die optische Trennung zwischen Gegenwart und Vergangenheit damit sogleich deutlich. Obendrein sind die schwarz-weißen Bilder stilvoll anzuschauen und offenbaren interessante visuelle Spielchen mit Licht und Schatten. Die visuelle Brillanz der Filme von Zhang Yimou sollte mittlerweile hinreichend bekannt sein. Auch hier reizt er sein Können in zahlreichen wundervollen Einstellungen aus. Kameraführung und Schnitttechnik sind tadellos und der Film profitiert von seinen edlen Überblendungen und einer anmutigen Fotographie. Unterstrichen wird das gefällige Gesamtbild von einem zwar wenig innovativen, aber schönen und stimmigen Soundtrack.

    Das poetische Liebesmelodram lebt daneben vor allem von seiner Hauptdarstellerin Zhang Ziyi, auf die sich Regisseur und Kameramann auch ganz besonders konzentrieren. Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um festzustellen, dass Yimou seine Muse sehr schätzt. Zu oft und zu lang ruht die Kamera auf ihrem schönen Gesicht. Ein Umstand, der nicht als störend empfunden werden muss, weil sie als gute Darstellerin die Gefühle ihres Charakters überzeugend an den Zuschauer bringt. Besondere Freude scheint dabei entweder Ziyi selbst oder der Regisseur an den ihren wehenden Zöpfchen gefunden zu haben, denn sie dreht, wendet und schüttelt ihr Haupt doch allzu häufig. Das nur als kleiner Vermerk am Rande; muss dem Film aber nicht als Nachteil ausgelegt werden und dürfte schlimmstenfalls ein Schmunzeln provozieren. Der Rest des Ensembles macht seine Sache gut, steht aber deutlich im Schatten von Ziyi.

    „Heimweg“ ist ein asiatischer Film. Eine Feststellung, der es eigentlich nicht bedarf, doch trotzdem soll damit auf gewisse Umstände hingewiesen werden. Eine gute Portion Melodramatik und Pathos muss der Betrachter trotz einer insgesamt ruhigen und subtilen Inszenierung schon in Kauf nehmen, wie es asiatischen Filmen nun einmal oft eigen ist. Ansonsten droht auch zuweilen der Stil über die Substanz zu siegen, wie es Vertretern aus Fernost oft und gerne vorgeworfen wird. Etwas mehr Tiefgründigkeit wäre wünschenswert gewesen. Doch die Gefühle, die „Heimweg“ vermittelt, sind stimmig. Auch wenn durchaus versucht wird, ein großes Melodram zu propagieren, bleibt „Heimweg“, dank seiner auf ein Dorf beschränkten Kulisse, im Endeffekt doch ein kleiner, persönlicher Film. Das macht ihn sympathisch und liebenswert.

    Identifikationspotenzial mit der Protagonistin ist da und chinesische Traditionen werden geschickt vermittelt und mit wenigen Worten in starken Bildern erläutert. Die Liebesgeschichte entwickelt sich behutsam und beruht insbesondere auf der sofortigen, bedingungslosen Liebe Zhao Dis (Zhang Ziyi) einem anfangs unbekannten Mann gegenüber. Das kann auf den einen oder anderen befremdlich wirken, wird aber glaubhaft gezeigt. „Heimweg“ hält insofern einige schöne Details und Anekdoten parat, die zu Herzen gehen können und in Verbindung mit den betörenden Bildern die schwärmerische Atmosphäre forcieren.

    Ein bisschen politische und gesellschaftliche Brisanz steckt auch noch in „Heimweg“, wird aber nicht näher erläutert oder vertieft, was wohl als Zugeständnis an die Zensurbehörden der Volksrepublik gesehen werden kann. Auf jeden Fall verzichtet Yimou hier weitgehend auf scharfe oder bissige Spitzen seinem kommunistischen Heimatland gegenüber und bleibt so in einem versöhnlichen, kleinen Rahmen. Wer also ebenso bedächtige wie bühnengerechte Liebesdramen schätzt, ist mit diesem ästhetischen Werk Yimous bestens bedient.

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