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    Grump
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Grump

    Der alte Miesepeter ist einfach viel zu nett

    Von Thorsten Hanisch

    Angesichts des Filmtitels „Grump“ (heißt auf Deutsch „Muffel“) sowie des herrlich zerknautschten Gesichts des mittlerweile 76-jährigen Hauptdarstellers Heikki Kinunnen („Russisch bitte!“) auf dem Poster steigt erstmal die Vorfreude. Schließlich sind miesepetrige alte Männer oft Garanten für äußerst vergnügliche Unterhaltung. Man denke nur an Clint Eastwoods Walt Kowalski aus „Gran Torino“ (2008) oder an die Legenden Walter Matthau und Jack Lennon als Max Goldman und John Gustafson Jr. in „Ein verrücktes Paar“ (1993). Leider wird in diesem Fall aber viel zu schnell klar, dass der Mann, der in der Inhaltsangabe zwar Grump genannt wird, aber im Film selbst namenlos bleibt, eigentlich kein schlechter und vor allem ein ziemlich harmloser Kerl ist. Und so kommt dann leider auch der Film selbst ganz schön bieder und betulich daher. „Grump“ ist eine Komödie, die den Weg des geringsten Widerstands geht, was sie zwar maximal anschlussfähig, aber kaum erinnernswert macht.

    Erzählt wird von einem alten Mann, der den ganzen Tag macht, was alte Männer halt vermeintlich besonders gerne machen: Schimpfen und vergangenen Zeiten hinterhertrauern. Seine Frau ist tot, seine beiden Söhne, der toughe Pekka (Iikka Forss) und der sanfte Hessu (Ville Tiihonen), besuchen ihn nur selten auf seiner Farm. Der Grump hat im Prinzip mit dem Leben abgeschlossen. Doch dann fährt er sein Auto, einen roten 72’er Ford Escort, zu Schrott – und will als Ersatz keinen neumodischen Wagen, sondern exakt dasselbe Modell. In Deutschland gibt es einen. Also er macht er sich mit seinem Ersparten (natürlich in bar, Plastikgeld kommt bei ihm nicht in die Tüte) auf den Weg in die Bundesrepublik, wo auch sein Bruder Tarno (Kari Väänänen) wohnt, seitdem dieser schon vor Jahrzehnten ohne ein Wort des Abschieds abgedüst ist…

    Das Gesicht von Heikki Kinunnen verspricht mehr Miesepetrigkeit, als es der Film schlussendlich einlösen kann.

    Der Grump (im finnischen Original Mielensäpahoittaja) ist die Hauptfigur einer zwischen 2010 und 2019 erschienenen, im Ursprungsland äußerst erfolgreichen Romanreihe des Autoren und Comiczeichners Tuomas Kyrö. Zwei der Bücher wurden auch schon verfilmt: Die erste Adaption von 2014 wurde hierzulande mit dreijähriger Verspätung sowie gewohnt schiefem Verleihtitel („Kaffee mit Milch und Stress“) ausgewertet. Der zweite Film, in dem dann erstmals Heikki Kinnunen die Titelrolle übernahm, schaffte es hierzulande hingegen nur zu einer Festival-Aufführung.

    Dass der dritte Film nun wieder im Kino zu sehen ist, mutet auch angesichts der Tatsache, dass bis zum heutigen Tage nur einer der sieben Romane ins Deutsche übersetzt wurde, der Erfolg also allgemein überschaubar zu sein scheint, durchaus überraschend an – hat aber sicher auch mit dem Dreh in Deutschland und der damit einhergehenden Filmförderung zu tun.

    Ohne jeden Biss

    Vorwissen ist jedenfalls nicht unbedingt nötig und angesichts des Ergebnisses wird man auch nicht unbedingt neugierig auf die vorangegangenen Filme. Die Komödie von Regisseur Mika Kaurismäki schlägt zwar einen ähnlichen melancholischen, lakonischen Tonfall an wie die Filme seines bekannteren Bruders Aki Kaurismäki („Le Havre“) an, torpediert diesen aber immer wieder mit einem arg einfältigen Humor sowie einem alles überschattenden Bedürfnis nach Harmonie.

    Da gerät der passionierte Fellmützenträger zum Beispiel auf der Suche nach seinem Ford Escort in Hamburg an einen Escort-Service, der sich dann auch noch als Puff herausstellt. Allerdings bemerkt der Alte das Missverständnis nicht bereits im selbst für Sprachunkundige sehr offensichtlich gestalteten Eingangbereich des Etablissements, sondern erst dann, als er ins Zimmer einer der Damen gebracht wird und sich diese sofort auf ihn stürzt. Man fühlt sich da fast schon in eine der Peter-Alexander-Klamotten aus den 70er-Jahren zurückversetzt. Zur Kluft zwischen den Generationen fällt dem Drehbuch unterdessen nicht viel mehr ein, als dass der Alte sich halt unter anderem darüber wundert, dass die Generation nach ihm nicht mehr ins Büro tigert, sondern dank der technischen Möglichkeiten gemütlich auf dem Campingplatz ackert.

    Grump ist ein Mann der Gewohnheit – und so muss es unbedingt wieder ein roter 72’er Ford Escort sein.

    Tatsächlich komisches Potential wird aus dem Aufeinanderprallen der zwei Welten aber nicht gewonnen, dafür wirft der Film einen zu einfallslosen, piefigen Blick auf den Nachwuchs des Nachwuchses: Hessu tut sich schwer damit, bei seinen Kindern Gehör zu finden, denn die - na klar – glotzen ununterbrochen ins Smartphone. Die meiste Laufzeit arbeitet sich Kaurismäkis Film an den Unterschieden zwischen Grump und Tarno ab, was dank der guten Darsteller mild unterhaltsam ist, aber keinerlei Dringlichkeit entwickelt, da es nie zu ernsthaften Konflikten kommt. Selbst eine vermeintlich dramatische Enthüllung löst sich schnell in Wohlgefallen auf und am Ende sitzen drei Generationen gemeinsam in einem idyllischen Garten. Sie haben etwas dazugelernt, sind glücklich und zufrieden. Na dann...

    Fazit: Angesichts einer derzeit regelrecht apokalyptisch anmutenden Realität wollen die meisten nicht auch noch beim Kinobesuch schlechte Laune. Das ist verständlich, aber zuviel Gefälligkeit sorgt letztendlich für Gleichgültigkeit. „Grump“ hätte durchaus Potential für einen großen Spaß gehabt, plätschert aber so butterweich von der Leinwand runter, dass man sich mit zunehmender Laufzeit fast schon ein wenig veralbert vorkommt.

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