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    Red One - Alarmstufe Weihnachten
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Red One - Alarmstufe Weihnachten

    Massig Muskeln, kaum Charisma, noch weniger Lacher

    Von Sidney Schering

    Egal, ob man ihn nun Weihnachtsmann oder Santa Claus nennt: Gemeinhin gehört zu den Pausbacken, dem weißen Rauschebart und dem roten Mantel unbedingt auch ein rundlicher Bauch. Allerdings wird die Verquickung aus Brauchtum-Symbolfigur, Gegenwartsmythos, Werbemaskottchen und Popkulturfigur inzwischen so häufig gegen den Strich gebürstet, dass Gegenentwürfe kaum noch als die Ausnahme durchgehen, die die Regel bestätigt. So skizzierte der Animationsfilm „Die Hüter des Lichts“ Santa etwa als tätowierte Schlägertype mit Herz aus Gold – und in „Fatman“ wurde er wiederum von Mel Gibson so verkörpert, wie man sich das von Mel Gibson eben vorstellt, schroff und rowdyhaft.

    Nachdem er im bezaubernden Netflix-Animationsfilm „Klaus“ bereits einen menschenscheuen Weihnachtsmann sprach, mischt jetzt auch der für „Whiplash“ mit dem Oscar ausgezeichnete und als „Spider-Man“-Verleger weltberühmt gewordene J.K. Simmons mit seinem Auftritt in „Red One – Alarmstufe Weihnachten“ im Santa-Wettrüsten mit: Angesichts seiner Fitness müssen sich selbst die austrainierten und actionerprobten Superstars Dwayne Johnson und Chris Evans mächtig ins Zeug legen, um da im Muskel-Wettstreit nicht den Kürzeren zu ziehen. Die unlängst von Amazon übernommenen MGM Studios wollen mit dem festlich angehauchten 250-Millionen-Dollar-Action-Blockbuster von „Jumanji“-Regisseur Jake Kasdan am liebsten ein neues Franchise starten. Aber nach dem schrecklich unlustigen ersten Teil klingt die Aussicht auf einen „Red Two“ eher nicht nach etwas, das wir auf unsere Wunschliste setzen würden.

    Warner Bros. Entertainment Inc.
    Callum Drift (Dwayne Johnson) würde alles für den Weihnachtsmann (J.K. Simmons) tun – und ausgerechnet am letzten Tag vor seiner Pensionierung ist das plötzlich auch dringend notwendig.

    Am Nordpol nimmt der alljährliche Vorweihnachtstrubel ungeahnte Ausmaße an, als der Weihnachtsmann (J. K. Simmons) alias „Red One“ entführt wird. Also muss der einen Tag vor seinem Ruhestand stehende Nordpolsicherheitschef Callum Drift (Dwayne Johnson) eingreifen! Zähneknirschend tut er sich für die dringliche Rettungsmission mit Jack O'Malley (Chris Evans) zusammen, dem berüchtigtsten Spurensucher der Welt. Während der listige Jack mit gebotener Verwirrung auf die magischen Kreaturen reagiert, die ihm fortan begegnen, muss sich Callum arg zusammenreißen, um bei Jacks ständiger Unartigkeit nicht die Fassung zu verlieren...

    Der Plan, aus „Red One“ gleich ein ganzes Franchise zu machen, liegt durchaus nahe: Der auf einer Idee von Dwayne Johnsons Produktionspartner Hiram Garcia basierende und von „Fast & Furious 7“-Autor Chris Morgan verfasste Film enthält schließlich genügend spannende Ansätze, die regelrecht danach schreien, in anderen Projekten noch weiter vertieft zu werden. Allerdings mangelt es dem Film zugleich auch an einem Alleinstellungsmerkmal: Der am Nordpol verortete Clash aus altmodischem Zauber und modernen High-Tech-Gadgets wurde etwa schon in „Arthur Weihnachtsmann“ ausgiebig verfolgt. Und dass sich in der Welt von „Red One“ noch zahlreiche weitere mythologische Wesen herumtreiben, kennt man unter anderem aus „The Nightmare Before Christmas“ oder dem bereits erwähnten „Die Hüter des Lichts“ – von den üblichen Fantasy-Verdächtigen wie „Percy Jackson“ & Co. mal ganz zu schweigen.

    Viel Budget, wenig Neues

    Gewiss ist die Gattung Weihnachtsfilm nicht gerade berühmt dafür, unentwegt Innovationen zu bieten. Jedoch findet man dort auch selten 250-Millionen-Dollar-Produktionen, die den Anspruch erheben, möglichst viele Fortsetzungen nach sich zu ziehen. Noch dazu tappt „Red One“ in eine frustrierende Franchise-Falle: Morgan und Kasdan schieben die ansprechenderen Aspekte des Films an den Rand (und damit womöglich in zukünftige Filme), während die Essenz ihrer Fantasy-Actionkomödie aus Leerlauf, Leerlauf und noch mehr Leerlauf besteht. Ein Abstecher in ein gotisch anmutendes Schloss, wo der Krampus („Game Of Thrones“-Mime Kristofer Hivju) ausgelassen mit grotesken Fabelwesen feiert, die es lieben, schmerzlich bestraft zu werden, wirkt da glatt wie der Teaser für ein Spin-Off, das sich an ein älteres Publikum richtet.

    In „Red One“ darf das mit einem beeindruckenden Mix aus aufwändiger Effektschminke und nahtlosen CG-Tricks zum Leben erweckte Wesen aber bloß sehr lange und dröge um den heißen Brei herumlabern sowie ein paar quälend lang hinausgezögerte Schellen verteilen. Auch „Chilling Adventures Of Sabrina“-Star Kiernan Shipka weckt als erbarmungslose Weihnachtshexe Grýla Lust auf einen ganz anderen Film: Shipka kostet es sichtbar aus, eine stylisch gekleidete, übermächtige Schurkin zu spielen, die alle Unartigen mit derselben Härte bestrafen will – ganz gleich, ob diese Ungezogenen bloß mal zu einer Verabredung zu spät erschienen sind oder sogar Mord begangen haben.

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    Die Auftritte des Krampus (Kristofer Hivju) gehören zu den seltenen Highlights von „Red One“.

    Doch nicht nur, dass den Drohmonologen und sadistischen Zwiegesprächen, die Shipka als Grýla von sich geben muss, jeglicher Esprit fehlt – sie wiederholen sich auch noch mehrfach. Damit ergeht es ihr immerhin ein wenig besser als „3 Engel für Charlie“-Heldin Lucy Liu, die als Fabelwesen-Agentin nicht einmal ein cooles Kostüm tragen darf, während sie (zumeist überflüssige) Informationen herunterrattert. „Red One“ mutet eh in vielen Passagen nicht unbedingt wie ein weihnachtliches Kino-Großereignis an, sondern erinnert eher an solche Streaming-Serien, bei denen die Verantwortlichen von vorneherein damit rechnen, dass das Publikum eh die Hälfte der Zeit am Handy klebt.

    Dieser zähe Erzählfluss raubt auch dem Kernelement von „Red One“ jeglichen Spaßfaktor: Johnson als stoisch-mürrischer Weihnachtsmann-Leibwächter und Evans als wuselig-betrügerischer Normalsterblicher sind eindeutig nach dem Vorbild „Lethal Weapon“ als ungleiche Buddys angelegt. Allerdings wirkt Johnsons „Ich gucke dich streng an“-Masche schon nach wenigen Filmminuten alt. Und Evans, der sich als verantwortungsloser Lügenbold mit Besserungspotential abmüht, darf Johnson nicht häufig genug Paroli bieten – und wenn doch, dann bleiben seine Pointen so lange in der Luft hängen, bis ihre Wirkung wieder verpufft. Es ist ein Rätsel, wo die leichtfüßige Balance aus Ironie, Abenteuerlust und ehrlicher Emotion geblieben ist, mit der Kasdan seine beiden „Jumanji“-Filme zu Welterfolgen gemacht hat.

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    „Red One“ ist zwar ein Weihnachtsfilm, trotzdem verschlägt es Callum und seinen nicht ganz freiwilligen Begleiter Jack O'Malley (Chris Evans) auch in wärmere Gefilde.

    Auch hinsichtlich der Action ist „Red One“ ein gewaltiger Rückschritt gegenüber den Dschungelabenteuern: Nahkampfscharmützel sind meist völlig verwackelt und unübersichtlich gefilmt (zudem nimmt ausgerechnet hier der Schnitt plötzlich viel zu viel Fahrt auf). Größere Setpieces wie Schlitten- und Drohnenkämpfe leiden wiederum an einem verwaschenen Bild und matschigen Computereffekten. Nicht, dass der Nordpol oder das Äußere der Krampus-Burg in ruhigeren Szenen besser aussähe: Die grottenhässlichen Totalen der Fantasie-Schauplätze unterstreichen überdeutlich, dass ein ordentlicher Batzen des Filmbudgets offensichtlich für die Gagen und nicht unbedingt die Effekte draufging.

    Schade, dass mit Shipka, Hivju und dem routiniert liebenswert-schroffen Simmons drei Cast-Mitglieder, die auf der Gehaltsliste sehr viel weiter hinten stehen, so viel mehr abliefern als die Stars an der Spitze. Bleibt also zu hoffen, dass „Red One“ im inzwischen eher unwahrscheinlich gewordenen Fall einer Fortsetzung seine Kernaussage, dass man sich stets bessern kann, selbst in die Tat umsetzt. Zumindest einen Krampus-Grýla-Ableger würde sich der Verfasser dieses Textes bei aller geäußerten Kritik trotzdem sofort anschauen.

    Fazit: Die weihnachtliche Fantasy-Actionkomödie „Red One“ ist lahm, sieht mies aus und zündet weder in Sachen Dialogwitz noch in den Krawallszenen.

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