Mehr Dinos, mehr Tempo, mehr Action – weniger Sinn. Auf diese einfache Formel lässt sich der dritte Teil von „Jurassic Park“ bringen. Steven Spielberg verzichtete diesmal bedauernswerterweise auf die Regie und beschränkt sich auf die Rolle des Produzenten. So mutiert „JP3“ unter der Führung von Joe Johnston zum soliden, aber wenig inspirierten Action-Reißer.
Etwas hat überlebt. Nicht nur etwas, sondern gleich die gesamte Dino-Population von Insel B, der Isla Sorna, die InGen damals parallel als Erlebnispark ausstatten ließ. Allerdings darf niemand das Eiland vor Costa Rica betreten – militärisches Sperrgebiet. Doch das (Ex)-Ehepaar Kirby (William H. Macy, Téa Leoni) ist dazu gezwungen. Vor acht Wochen verwand ihr Sohn Eric (Trevor Morgan) nach einem Parasail-Ausflug spurlos auf der Insel. Mit einer geschickten Täuschung und (angeblich) viel Geld ködern sie Jurassic-Park-Veteranen Dr. Alan Grant (Sam Neill), einen Erkundungsflug zu leiten. Nach einer Bruchlandung auf Isla Sorna wird schnell klar, wer dort das Sagen hat. Die Suche nach Eric wird sehr bald eine Flucht vor Spinosauriern, einer T-Rex-Bande, Raptoren und weiteren Plagegeistern, die sich über eine Abwechslung auf ihrem Speiseplan freuen…
Welche Notwendigkeit kann es geben, einen dritten Teil von „Jurassic Park“ zu drehen? Die Ur-Version, ein unbestrittenes Meisterwerk des Mainstream-Kinos, war 1993 eine Sensation, die weltweit immer noch zu den zehn erfolgreichsten Produktionen aller Zeiten zählt. Der düstere zweite Teil zeigte schon erste Abnutzungserscheinungen, reichte auch nicht an die Qualität des Vorgängers heran, war aber trotzdem noch starkes Action-Kino. Wenn die Dinos nun zum dritten Mal auf die Leinwand trampeln, hat dies folglich nur noch kommerzielle Gründe. Steven Spielberg weiß das und zog sich sicherheitshalber vom Regiestuhl zurück, damit seine künstlerische Reputation keinen Schaden davonträgt. Ersatzmann Joe Johnston, der bisher eher durch Kindsköpfigkeiten wie „Jumanji“ unangenehm auffiel, macht dann auch aus „Jurassic Park III“ einen reinen, gradlinigen Actioner ohne Schnörkel. Er gibt gar nicht vor, eine ausgefeilte Handlung zu benötigen.
Nach kurzer Einführung rennen alle Beteiligten mehr oder weniger erfolgreich um ihr Leben. Die Rückkehr von Sam Neill („The Dish“) als skeptischer Forscher-Haudegen tut „JP III“ sichtlich gut und kompensiert das Fehlen des Zynikers Dr. Malcolm (Jeff Goldblum) aus Teil I und II. Neill hält den Film zusammen, verleiht ihm Authentizität. Der Gastauftritt von Laura Dern fällt dagegen leider zu kurz aus. Eine zentrale Rolle hätte „JP III“ sicherlich belebt. Denn die Figuren des Ehepaars Kirby sind Schwachstellen. Da steht selbst ein großartiger Charakterdarsteller wie William H. Macy („Magnolia“, „Boogie Night“) auf verlorenem Posten. Und David-Duchovny-Gattin Téa Leoni („Deep Impact“) hält den Nerv- und Kreischfaktor bedrohlich hoch.
Durch das Fehlen der Romanvorlage von Michael Crichton fällt die Hatz der Dinos dann auch sehr konventionell aus. Wer stirbt, kann sich der Zuschauer schnell selbst ausrechnen. Tricktechnisch ist „JP III“ gut gelungen, auch wenn einige Studio- und Blue-Screen-Aufnahmen zu erkennen sind. Leider hält das schwache, wenig originelle Drehbuch eine Reihe von Ungereimtheiten (die Haltbarkeit von Schokoriegeln ist deutlich höher als die von Bauwerken aus Stein und Beton …) parat, doch bei dem Tempo, das Johnston anschlägt, fallen sie nicht allzu sehr ins Gewicht.
Für sich betrachtet ist „Jurassic Park III“ also ein grundsolider, spannender Action-Reißer. Allerdings ragt er keineswegs aus der Masse von Hollywoods aktuellen Big-Budget-Produktionen heraus. Und verglichen mit seinen Vorgängern kann „JP III“ einfach das hohe Niveau nicht halten. Trotzdem wird das niemand davon abhalten, auch noch einen vierten Teil zu produzieren, denn die Geldmaschine läuft wieder wie geschmiert.