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    Jagdsaison
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Jagdsaison

    Die deutsche Antwort auf "Brautalarm" (ist das Remake eines dänischen Films)

    Von Ulf Lepelmeier

    Eine Komödien-Prämisse, die bereits in einem anderen europäischen Land ihre Zugkraft bewiesen hat, für den deutschen Markt umzumodeln, hat sich in den letzten Jahren immer wieder bezahlt gemacht: Sönke Wortmann konnte so große Erfolge mit „Der Vorname“ und „Contra“ (die Originale stammen jeweils aus Frankreich) verzeichnen, während sich Bora Dagtekins „Das perfekte Geheimnis“ basierend auf einem italienischen Vorbild sogar zum absoluten Megahit entwickelte. Nach der hervorragend modernisierten Cyrano-de-Bergerac-Variante „Das schönste Mädchen der Welt“ vertraut nun auch Regisseur Aron Lehmann auf dieses bewährte Konzept und nimmt sich – gemeinsam mit den Autorinnen Lea Schmidbauer und Rosalie Thomass – der erst 2019 in Dänemark gestarteten Komödie „Jagtsæson“ von Tilde Harkamp an.

    In „Jagdsaison“ bringen heftige Zickenkriege und unerbittliches Konkurrenzdenken gepaart mit dem Verlangen nach schneller Liebe und heißem Sex die Gefühle in Wallungen. Genau die richtige Würze für einen turbulenten Wochenendtrip dreier Frauen, die ausgesprochen direkt und ohne jeden Filter miteinander kommunizieren. Auch wenn bei weitem nicht jede Pointe zündet, sorgen die skurril-sympathischen Figuren im Midlife-Crisis-Modus mit ihren deftigen Dialogen zwischen Waxing, Jagdgeschehen und Kindergeburtstag für kurzweilige Unterhaltung in der Tradition des oscarnominierten Hollywood-Hits „Brautalarm“.

    Eva (Rosalie Thomass), Bella (Almila Bagriacik) und Marlene (Marie Burchard) nehmen bei ihren Streitereien kein Blatt vor den Mund…

    Eva (Rosalie Thomass) wurde von ihrem Mann für die erfolgreiche Beauty-Influencerin Bella (Almila Bagriacik) verlassen. Doch auch wenn sie den beiden am liebsten komplett aus dem Weg gehen würde, muss sich Eva ihrer Tochter zuliebe mit der Situation arrangieren. Und dann scheint auch noch ihre beste Freundin Marlene (Marie Burchard) das Lager zu wechseln und ebenfalls in die Fänge der schönen Bella zu geraten. Dabei sucht Marlene bei der neuen Freundin vor allem Unterstützung bei ihrem Vorhaben, einmal aus der Langeweile ihrer Ehe auszubrechen und einen One-Night-Stand mit dem heißen Peter (August Wittgenstein) zu haben.

    Als der heimlich Angehimmelte einen Jagdausflug plant, lädt Bella ihre neue Freundin spontan in ein Wellness-Hotel, um Marlene so zu ermöglichen, sich den Schönling „aus dem Kopf zu vögeln“. Eva erfährt davon und versucht, Marlene das pikante Vorhaben auszureden. Als ihr dies nicht gelingt, schließt sie sich den beiden Frauen zähneknirschend an, um Marlene vielleicht doch noch vor einer großen Dummheit zu bewahren und ihre Freundschaft zu retten. Ein chaotisch-turbulenter Wochenendtrip mit geladenen Geschützen nimmt seinen Lauf…

    Vor Fremdscham im Boden versinken

     Aron Lehmann, der zuletzt die Netflix-Serie „Das letzte Wort“ mit Anke Engelke inszeniert hat, schlägt mit „Jagdsaison“ nun eine sehr viel direktere Art von Humor an. Der öfter mal über die Stränge schlagende, ekstatisch-übertriebene Spaß scheint sich dabei vor allem an den Produktionen von Judd Apatow („Beim ersten Mal“) oder eben Paul Feig („Brautalarm“) zu orientieren. Die drei Protagonistinnen nehmen also kein Blatt vor den Mund, was zu spritzigen, teils aber auch etwas beschämenden Wortschlachten führt – und auch die überkandidelten Slapstick-Momente wollen nicht immer aufgehen. Fremdschamaugenblicke sind halt nicht immer automatisch auch zum Mitlachen geeignet.

    Gerade einige der Running Gags funktionieren hingegen einwandfrei: So sorgen speziell die Ereignisse rund um Hunde und Kaninchen zuverlässig für Lacher und es wird immer sofort skurril-komisch, wenn ein älterer Mann, ob nun ihr Chef oder ein Teilnehmer der Jagdgruppe, Eva mitteilt, dass er ihr perfides Verführungsspiel durchschauen würde und Eva dies doch bitte unterlassen solle. Das wild-überdrehte Beauty-Wochenende mit Männerjagd-Ambitionen wartet zwar nicht mit explosiven Lachsalven, aber durchaus vergnüglichen Episoden auf. Auch springt die Komödie für Frauenermächtigung sowie gegenseitige Unterstützung in die Bresche, stehen sich die drei Damen mit ihrer Missgunst hier doch lange Zeit vor allem gengenseitig im Wege.

    An diesem Zickenkrieg-Wochenende wird scharf geschossen…

    Zu den größten Stärken der Komödie zählt die gute Chemie zwischen den Darsteller*innen sowie Rosalie Thomass („Die Känguru-Verschwörung“) Performance als grundsympathische, in jedes Fettnäpfchen trampelnde Pechmarie Eva, die in ihren kunterbunten Klamotten als eifersüchtige Frohnatur vor allem gegen die überperfekte Bella ankämpft. Diese wird aalglatt, mit angemessen überheblicher Attitüde von Almila Bagriacik („4 Blocks“) verkörpert, wobei aber auch kleine Risse in der Hochglanzfassade der Bloggerin immer wieder durchscheinen. Dabei wird ein Schicksalsschlag für die scheinbar erfolgsverwöhnte Frau kurz angedeutet, der dann aber leider doch nicht weiterverfolgt wird.

    Marie Burchard („Oskars Kleid“) hat hingegen die etwas undankbare Rolle als Ausgleichs- und Verbindungspunkt zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen fungieren zu müssen. Zumindest darf Marlene ihrer überdrehten Freundin Eva aber auch mal an den Kopf werfen, dass sie ausnahmsweise einmal brav sein und sich benehmen soll, was dieser aber nicht mal am Geburtstag ihrer eigenen Tochter so recht gelingen will….

    Fazit: Aron Lehmanns „Jagdsaison“ gibt sich lustig-frivol und endet dann doch auf recht traditionelle Weise. Zumeist schlagfertige Dialoge und die gute Chemie zwischen den drei Hauptdarstellerinnen machen den mit frontalen Gags scharf geladenen Film zu einer derb-vergnüglichen Komödie.

    Wir haben „Jagdsaison“ im Rahmen des Filmfest München 2022 gesehen.

     

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