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    Copshop
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Copshop

    Blut, Ballerei und blöde Sprüche

    Von Oliver Kube

    Ihr mochtet Joe Carnahans spektakulär überdrehten und mit bissigen Jokes gewürzten Auftragskiller-Action-Thriller „Smokin‘ Aces“ mit Ryan Reynolds und Ben Affleck? Dann werdet ihr bestimmt auch an seinem zwar moderater budgetierten, aber trotzdem kaum weniger auf den Putz hauenden Action-Kracher „Copshop“ euren Spaß haben.

    Wer aus Carnahans Filmografie hingegen den intelligenten Neo-Noir-Thriller „Narc“ bevorzugt, sollte seine Erwartungen in Bezug auf die in Deutschland direkt bei Netflix erscheinende Hommage an John Carpenters Klassiker „Assault – Anschlag bei Nacht“ besser nicht allzu hoch ansetzen. „Copshop“ liefert zwar durchgeknallte Figuren in einem clever-konzentrierten Szenario, in dem Spannung und Atmosphäre ganz oben stehen. Subtilität, Realismus und Originalität spielen dabei aber nur eine sehr untergeordnete Rolle.

    Profikiller Bob Viddick (Gerard Butler) besteht explizit darauf, kein Psychopath zu sein.

    Der mit allen Wassern gewaschene Teddy Murretto (Frank Grillo) kennt sämtliche Tricks, um auf illegale Weise an Geld zu kommen. Trotz fast zwei Dutzend Verhaftungen ist er bisher allein aufgrund seiner guten Beziehungen nie vor Gericht, geschweige denn im Knast gelandet. Aber genau da will er nun unbedingt hin. Der gewissenlos-brutale Profikiller Bob Viddick (Gerard Butler) hat sich nämlich an seine Fersen gehaftet – und Teddy glaubt, dass er nur im Gefängnis vor seinem Verfolger sicher sei. Also schlägt er kurzerhand die Streifenpolizistin Valerie Young (Alexis Louder) nieder, die ihn in der Polizeistation des sonst so friedlichen Wüstenkaffs Gun Creek in eine Zelle steckt.

    Aber so schnell gibt Viddick natürlich nicht auf. Stattdessen lässt er sich ebenfalls verhaften. Der Auftragskiller landet in der Zelle gegenüber seines anvisierten Opfers, wo er nun nur darauf warten muss, bis sich eine passende Gelegenheit ergibt. Die scheint gekommen, als wenig später auch noch der schwerbewaffnete Psycho-Killer Anthony Lamb (Toby Huss) einen Ein-Mann-Angriffskrieg auf die Wache startet. Nur in allerletzter Sekunde kann sich Valerie noch in den Zellentrakt genau in den Gang zwischen den beiden eingesperrten Männern flüchten…

    Ein Mix aus Tarantino, Rodriguez & Carpenter

    „Copshop“ ist ein pulpiger Action-Krimi mit Anleihen an Quentin Tarantino und Robert Rodriguez mit einem kräftigen Schuss von John Carpenters Polizeistation-Belagerungs-Klassikers „Assault - Anschlag bei Nacht“. Der funkig-rockige Score von Clinton Shorter („District 9“), die Schriftart im Vorspann sowie der leicht vergilbte Look der Bilder erinnern dann auch direkt an jene 1970er-Jahre-Exploitation-Titel, von denen sich auch die obengenannten Filmemacher gern inspirieren lassen.

    Was die überdrehte, reichlich blutige, oft plakativ brutale, dabei aber auch erstaunlich elegant choreografierte Action sowie die lockeren, schon mal herrlich absurd anmutenden Oneliner angeht, tendiert „Copshop“ in eine ähnliche Richtung. Der hier als Regisseur, Produzent und Co-Autor fungierende Joe Carnahan liefert also nichts wirklich Neues, führt das alles aber stylisch und kompetent aus. Dabei kocht er die Spannung – mal mit Hilfe von Gewaltspitzen, dann mit pointierten Dialogen – langsam, aber stetig hoch, bis es schließlich in der letzten halben Stunde so richtig rund geht.

    Glaubhafter Badass: Alexis Louder als Valerie Young.

    Darüber hinaus ist die knisternde Spannung zwischen den eingesperrten Frank Grillo („Avengers 4: Endgame“) und Gerard Butler („Greenland“) geradezu greifbar. Die sich duellierenden Co-Stars verleihen ihren Figuren nicht nur ein raues, sehr körperliches Charisma, sondern auch eine anregende Ambivalenz. So kann sich das Publikum bis zum Ende nie sicher sein, was die beiden gerade im Schilde führen und wem man hier eigentlich die Daumen drücken sollte.

    Als Identifikationsfigur für die Zuschauer*innen soll aber ohnehin die von Alex Louder („The Tomorrow War“) verkörperte Badass-Polizistin Valerie Young dienen. Da sie vom Drehbuch als einziger halbwegs „normaler“ beziehungsweise moralisch nicht völlig verrotteter Charakter gezeichnet ist, klappt das auch ganz gut. Der Preis für den durchgeknalltesten Auftritt gebührt allerdings Toby Huss („Dickinson“), der zunächst als in einer Tour quasselnder und beleidigender Ballonlieferant die Lacher auf seiner Seite hat. Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge, aber sein Anthony Lamb bleibt selbst dann amüsant, wenn er von der harmlos wirkenden Nervensäge im Handumdrehen zum psychopathischen Massenmörder mutiert.

    “Copshop 2“ darf gerne kommen

    Der ebenso derbe wie meist tiefschwarze Humor ist von Anfang an ein wichtiges Element von „Copshop“. Er entlarvt nicht nur das wahlweise naive, inkompetente oder geradeheraus korrupte Verhalten der Gesetzeshüter*innen – oft gibt es dann auch noch einen passenden ironischen Spruch mit auf den Weg über den Jordan, wen eine der Nebenfiguren eliminiert wird. Das passt zur gelegentlich ins Zynische abgleitenden Gewalt des Films und macht sie so überhaupt erst erträglich.

    Obwohl uns am Ende der dank zahlreicher Wendungen recht zügig voranschreitenden 105 Minuten ein befriedigendes Finale präsentiert wird und auch nicht mehr allzu viele Personen am Leben sind, bietet „Copshop“ reichlich Potenzial für ein Sequel. Bleiben doch einige Fragen scheinbar beabsichtigt unbeantwortet. Was befindet sich beispielsweise in der hellblauen Tasche, die Terry bei sich hatte und auf die Bob so scharf war? Wer genau sind überhaupt dessen Auftraggeber? Und wer zur Hölle hat den durchgeknallten Anthony Lamb engagiert? Warum stehen in der Polizeiwache stapelweise große Benzinkanister herum? Werden wir Valeries Ehepartner*in, von dem/der sie im Laufe der Handlung mehrfach spricht, irgendwann kennenlernen? Erfahren wir mehr über ihren Ur-Opa, der offenbar ein Nazi war? Lassen sich der enorme Bodycount und die unfassbare Anzahl von abgefeuerten Kugeln noch steigern? Antworten auf all dies darf es dann demnächst gern in „Copshop 2“ geben.

    Fazit: Sicherlich wird das Action-Thriller-Genre hier nicht gerade neu erfunden. Mit seinem Mix aus überdrehten Ballereien und kernigen Sprüchen aus den Mündern ebenso unberechenbarer wie unterhaltsamer Figuren macht „Copshop“ aber trotzdem mächtig Laune.

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