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    Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich
    Von Carsten Baumgardt

    Nach dem überraschend starken US-Einspielergebnis von 166 Millionen Dollar (weltweit: 305 Mio Dollar, Besucher Deutschland: 3,25 Mio) im Jahr 2000 war es nur eine Frage der Zeit, bis Jay Roachs satirische Komödie „Meine Braut, ihr Vater und ich“ fortgesetzt wird und somit den Gesetzen des Marktes folgt. Roach orakelte zwar, dass er nur dabei sei, wenn eine erzählenswerte Story vorläge, aber die lieferten die Original-Drebuchautoren James Herzfeld und John Hamburg (Regie: „...Und dann kam Polly“) wohl. Das äußerst erfolgreiche Konzept, Genre-fremde Superstars für den sinnfreien Klamauk zu verpflichten, wurde gar noch auf die Spitze getrieben, funktioniert aber dennoch prima. „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ ist fern jeden Anspruchs, jedoch einfach unglaublich komisch. Roach zündet ein temporeiches Gagfeuerwerk, das jeden Lacher mitnimmt – ohne Rücksicht auf Verluste.

    Krankenpfleger Greg Focker (Ben Stiller) war heilfroh, dass er das Wochenende bei den Eltern seiner zukünftigen Frau Pam Byrnes (Teri Polo) nach einigen kleinen und großen Peinlichkeiten und Katastrophen überstanden hat. Mit Pams Vater, dem Ex-CIA-Agenten Jack Byrnes (Robert DeNiro), ist nicht gut Kirschen essen, wenn es um das Wohl seiner geliebten Tochter geht. Doch die wahre, ultimative Bewährungsprobe für das innerfamiliäre Zusammenleben steht noch bevor. Jack macht sich gemeinsam mit Ehefrau Dina (Blythe Danner), Greg, Pam und seinem Enkel Little Jack (Spencer und Bradley Pickren) auf nach Florida, um Bernie (Dustin Hoffman) und Roz Focker (Barbra Streisand) zu besuchen. Was mögen das für Leute sein, die ihren Sohn Gaylord M. Focker nennen? Die beiden Althippies sind das exakte Gegenteil der Byrnes'. Bernie hat sein Anwaltsleben früh aufgegeben, um Sohn Greg zu erziehen - und seine Frau Roz gibt Sextherapiestunden für alte Menschen. Dazu laufen sie in Gewändern herum, als habe sich die 68er Revolution nicht schon längst überholt. Welten und Werte prallen aufeinander und die ersten Fettnäpfchen werden schon bald mit Füßen getreten...

    Nachdem die Karriere von Schauspiellegende Robert DeNiro stagnierte und er falsche Rollenentscheidungen („Makellos“, „Die Abenteuer von Rocky & Bullwinkle“, „Men Of Honor“, „The Fan“ etc.) in Serie traf, war sein Auftreten in Komödien-Hits wie „Reine Nervensache“ und „Meine Braut, ihr Vater und ich“ ein Glücksgriff. Der New Yorker karikierte sein eigenes Image des Method Actors und überzeugte auch als Komiker. Das clevere Konzept, eine sinnfreie Komödie mit überragenden Schauspielern aufzuwerten, hat sich auch bei der Fortsetzung „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ bewährt. Neben Robert DeNiro („Heat“, „Der Pate II“) holte Regisseur Jay Roach („Austin Powers 1-3“) Dustin Hoffman („Das Urteil“, „Moonlight Mile“) und Barbra Streisand („Liebe hat zwei Gesichter“) als schauspielerische Schwergewichte dazu und lässt sie dem Affen reichlich Zucker geben.

    Während Topkomiker Ben Stiller („...und dann kam Polly“, „Voll auf die Nüsse“) im Original in Interaktion mit DeNiro groß aufdrehen und von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen hecheln durfte, hält er sich im Sequel etwas mehr zurück und überlässt Dustin Hoffman und Barbra Streisand einen Teil des Feldes. Hoffman passt sich als Liebe spendender Althippie-Freigeist Bernie Focker hervorragend in das Ensemble ein und sorgt für zahlreiche Lacher. Barbra Streisand, die auf den ersten Blick bei der Besetzung zumindest ein fragendes Staunen hervorruft, ist charakterlich etwas ausgeglichener als ihr Film-Ehemann, erfüllt die in sie gesetzten Erwartungen aber dennoch. Robert DeNiros Figur des knorrigen Ex-CIA-Mannes wird um neue Episoden erweitert, sein Charakter bleibt aber in der Ausrichtung bestehen. Er harmoniert wieder besonders im Zusammenspiel mit Stiller, mit dem er seinen persönlichen Kleinkrieg fortsetzt, glänzt aber auch als humoristischer Prellbock von Dustin Hoffman.

    Roach und seine Autoren Herzfeld und Hamburg bieten für „Meet The Fockers“ eine einigermaßen tragfähige Storykonstruktion auf, welche die Geschehnisse von Teil eins inhaltlich sinnvoll weiterführt. Der Vorgänger lag jedoch näher an der Satire als es bei Teil zwei der Fall ist. Hier regiert der hemmungslose Klamauk. Die US-Kritiker fanden dies zwar verwerflich, aber im Dienste der Sache, also des gelungenen Lachers, ist dieses Vorgehen sicherlich in Ordnung. Um auch den letzten Gag aus dem Film zu pressen, schreckt Roach vor nichts zurück. Die Gürtellinie hat für ihn jedenfalls kein „oberhalb“ und „unterhalb“ - die Grenzen sind fließend. Selbst wenn seine Charaktere dabei aus dem Gleichgewicht geraten, wird jeder Lacher mitgenommen. Beispiel: De Niros Jack Byrnes erzieht seinen Enkel Little Jack zu Härte und Selbstständigkeit, was für einige Witze sorgt. Damit sich DeNiro eine Brust-Prothese umschnallen kann, an welcher der kleine Jack saugen darf, nehmen die Autoren in Kauf, sich unglaubwürdig zu machen. Das Kind wird schreiend allein gelassen, darf aber nicht von der Muttermilch spendenden Brust entwöhnt werden...

    „Meet The Fockers“ hat zwar durch diese Taktik weniger Rhythmus als „Meet The Parents“, aber die Gagdichte erhöht sich im Gegenzug noch einmal. Jay Roach hetzt sein spielfreudiges Ensemble, das wieder durch Blythe Danner (Gwyneth Paltrows Mutter) und Teri Polo komplettiert wird, in hohem Tempo und mit gutem Timing durch das gagreiche Minenfeld. Die Optik passt sich dabei der verlegten Handlung an. Statt des noblen Vorort-Detroits in herbstlichen Indian-Summer-Farben dominiert nun der knallbunte Florida-Look. Das Haus der Fockers wirkt wie eine amerikanisierte Variante von Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt.

    Den brüllenden, albernen Witz bezieht „Meet The Fockers“, dessen 80-Millionen-Dollar-Budget sicherlich zur Hälfte in die Taschen der Stars geflossen ist, erneut aus der Kollision von zwei Kulturen. Trafen in Teil eins Robert DeNiro und Ben Stiller aufeinander, setzen sie ihre amüsanten Scharmützel mit vielen kleinen Anspielungen auf das Original fort, aber das zentrale Thema ist der Kampf der Kulturen Focker gegen Byrnes. Auch wenn einige US-Kritiker aufjaulten, hat sich das Sequel für alle mehr als gelohnt. Keiner der Beteiligten hatte je einen größeren Box-Office-Hit zu verzeichnen. Das US-Einspiel des Originals wurde bereits nach 13 Tagen überschritten, der Film wird rund 280 Millionen Dollar allein in den USA einspielen. Wer sich der Bedenkenträgerei nicht anschließen will und auch nicht zum Lachen in den Keller geht, sollte sich „Meet The Fockers“ keinesfalls entgehen lassen.

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