„Revenge is never a straight line. It's a forest, And like a forest it's easy to lose your way...“
Quentin Tarantinos Karriere war 2003 noch relativ jung. Seine bisherigen drei Filme waren jedoch alle erfolgreich und besonders „Pulp Fiction“ katapultierte Tarantino an die Front der amerikanischen Regisseure. Sein vierter Film sollte nun eine Geschichte über Rache werden, mit dem Namen „Kill Bill“. Doch das Werk war mit etwa vier Stunden zu lan, weshalb das Ganze geteilt wurde. Teil 1 erschien unter dem Namen „Vol. 1“ im Oktober 2003 und wurde schnell zu einem modernen Klassiker. Der Film geriet unter vielen konservativen Menschen aber auch in die Kritik, aufgrund der exzessiven Gewalt, nicht wissend, dass Tarantino damit unter anderem auch alten Samurai-Filmen Tribut zollte. Generell ist seine Verneigung vor Klassikern aus dem östlichen Raum in diesem Film sehr stark spürbar. Auch der ganze Stil des Films ist dementsprechend herrlich überzogen, sowohl im Ton als auch in der blutigen Gewalt. „Kill Bill Vol. 1“ ist für mich sicherlich der beste Tarantino-Film, vermutlich auch, weil ich dieses Werk in meiner Jugend so oft gesehen habe. Tarantino hat mich mit diesem Film stellenweise sehr geprägt und auch wenn die Story der Braut vielleicht nicht immer die emotionalste Reise ist, so besticht dieser Film doch vor allem durch seinen überragenden Stil!
Die „Braut“ erwacht nach vier Jahren plötzlich aus dem Koma: Sie erinnert sich daran, wie sie kurz vor ihrer Hochzeit von einem alten „Freund“ angegriffen wurde. Bill heißt der sogenannte Freund und zusammen mit seinem Killer-Kommando „Tödliche Viper“ schlachten sie die Hochzeitsgesellschaft grausam ab. Doch die Braut überlebt entgegen aller Erwartungen und sinnt auf Rache. Denn nicht nur ihr Ehemann wurde bei dem Attentat ermordet, sondern auch ihr ungeborenes Kind…
Die Geschichte ist wunderbar simpel und doch voll mit faszinierenden Charakteren. Zudem erzählt Tarantino (wie so oft) seine Geschichte nicht chronologisch. Er springt immer wieder in der Timeline der Handlung vor und zurück, aber nie so, dass man komplett verwirrt zurück bleibt. Zudem erhält der Film durch diese Erzählweise eine ganz eigene Dynamik.
„Kill Bill Vol. 1“ besticht in erster Linie durch seinen wunderschönen, visuellen Stil. Die Farben sind satt, die Sets strotzen vor Persönlichkeit und ich bin immer wieder beeindruckt wie abwechslungsreich die verschiedenen Umgebungen sind. Vom kühlen Krankenhaus, über das warme, gemütliche Restaurant von Hattori Hanzo bis hin zum Showdown in einer sanften Schneelandschaft. Jede Szene hat ihren eigenen visuellen Charakter und bleibt somit im Gedächtnis. Ein Highlight ist vor allem der Anime-Flashback von O-Ren, der an stilistischer Grazie kaum zu überbieten ist. Seitdem bin ich wirklich traurig darüber, dass Tarantino nie einen Anime gedreht hat…
Auch was die Action angeht, ist „Vol. 1“ ein absolutes Meisterwerk. Ja, das Ganze ist überzogen und wirkt nicht selten wie ein kämpferischer Tanz, doch genau das macht den Film so besonders in meinen Augen. Wie schon erwähnt, orientierte sich Tarantino (gerade für diesen Teil) an japanischen Klassikern, was zu jeder Sekunde spürbar und zu sehen ist. Wenn knallrotes Blut auf weißen, unberührten Schnee spritzt, ist das ein eindrucksvolles Bild (etwas Ähnliches nutzte Tarantino zehn Jahre später in „Django Unchained“).
Uma Thurman ist als Protagonistin absolut beeindruckend und liefert hier ihre beste Rolle ab in meinen Augen. Dabei ist es nicht nur ihr schauspielerisches Können, was überzeugt, sondern auch ihre körperliche Kraft. Für viele Einstellungen sprang zwar ein Stunt-Double ein (die talentierte Zoë Bell), aber Thurman musste dennoch viele aufwendige und komplexe Kampfchoreos meistern. Neben ihr überzeugen natürlich auch Lucy Liu, Vivia A. Fox und Sonny Chiba als Hattori Hanzo!
Neben intensiven Dialog-Szenen (großartiges Drehbuch von Tarantino!), sind natürlich auch viele Gore-Momente extrem. Doch wie so oft bei Tarantino, sind diese Gewaltakte alles andere als realistisch dargestellt. Das Blut spritzt in riesigen Fontänen und abgetrennte Gliedmaßen schmücken einen Großteil des Showdowns. Das Ganze macht beim Zusehen einfach unfassbar viel Spaß, denn es ist ein Film und eben keine Realität, was viele Kritiker (vor allem im amerikanischen Raum) einfach nie verstanden haben… Tarantino zelebrierte seine Gewaltszenen schon immer, ganz besonders aber in diesem Werk.
Kommen wir noch zur Musik: Für mich ist „Kill Bill Vol. 1“ auch akustisch Tarantinos beste Arbeit! Die Symbiose von bekannten Stücken und neuem Bildmaterial, erreicht hier absolute Perfektion. Tracks wie „Dońt Let Me be Misunderstood“, „Bang Bang“, „Battle Without Honor of Humanity“ oder das großartige „The Lonely Shepherd“ machen den Film und seine Momente unvergesslich für mich!
Fazit: „Kill Bill Vol. 1“ ist ein stilistisches Meisterwerk, das seinesgleichen sucht. Quentin Tarantino nutzte bekannte Elemente aus Film und Musik und schuf etwas völlig Neues, Beeindruckendes, ja sogar Einzigartiges. Eine simple, aber mitreißende Geschichte, angeführt von starken Figuren und anmutigen Actionszenen. Abgerundet wird das Ganze mit wundervoller Musik und viel Blut. Ein brutales, aber zugleich wunderschönes Meisterwerk der Filmkunst.