Grandios die Beobachterposition bei der Darstellung der Gewalt: Aus einem Fenster beobachtet die Familie (und später auch der Protagonist alleine), wie Gewalt an den Juden getan wird - aus relativer Sicherheit, zunächst, doch nicht weit ist der Augenblick, wenn die Grausamkeit auch die eigene Wohnung erreicht. Zuerst ist es ein Gerücht, welchen man lieber nicht ernst nehmen möchte, dann ist es sozialer Terror, dem man noch mit Sarkasmus gegenüberzutreten versucht - doch irgendwann endet man im Dreck und darf zusehen, wie Menschen sich für einen Krümel Essen nahezu umbringen und von Boden essen, aus Hunger und Verzweiflung. Nichts wird hier beschönigt, vor keinem potenziellen Opfer Halt gemacht, ob nun Kind oder Greis, jedem kann das Schlimmste passieren. Du musst auch nichts falsch machen, man kann dich auch einfach zur Abschreckung erschießen. Selten bin ich so bei Schüssen in einem Film zusammengezuckt.
Doch der Film beschränkt sich nicht nur darauf: Gegen Ende wird die Stimmung nahezu post-apokalyptisch: Trümmer, Staub und Blut sind das, was die Hauptfigur zu sehen bekommt und die einzigen Menschen in der Nähe sind die Deutschen, die durch die Straßen ziehen und ab und zu ein paar Flammen durch die zerbröckelten Wände schießen. Auch wenn hier aufgrund der Länge meine Aufmerksamkeit etwas gelitten hat, so bleiben diese Szenen noch lange im Gedächtnis - eine Art Survival-Horror in echt, die Angst und Gehetztheit, die man gerne in Spielen erlebt, stellt sich hier als eine einst dagewesene Wahrheit heraus, die nichts mit einem Spiel zu tun hatte (abgesehen davon, dass sie auch heute hier und da auftreten kann). Und so bietet Film ein äußerst intensives und wunderbar subjektives Erlebnis der Judenverfolgung, kein Blick auf das Geschehen, sondern ein Blick aus der Mitte des Geschehens heraus, ein wilder, verzweifelter Blick. Zwar stellt der Film im Grunde genommen nur eine Perspektive des Krieges dar - aber diese auf hervorragende Art und Weise. Als hätte ich mich eben selbst in einer Wohung versteckt, mit der blanken Angst davor, ein verräterisches Geräusch zu machen. *erschauder*