Ein Sinnbild für das Versagen von Disney!
Gleich vorweg: Wer hofft, dass ich den Film aufgrund von seinen weiblichen Figuren kritisiere, den muss ich enttäuschen. Ich als Mann habe nämlich kein Problem damit, wenn Frauen die Hauptrolle in einem Film spielen, ganz im Gegenteil. Ich übe nur Kritik an Dingen wie schlechten Drehbüchern, Darstellern etc. In dem Sinne, let´s go...
Die Disney-Animations-Meisterwerke hatten mal einen Status der Qualität und Magie. Die ersten Filme in den 40ern, gefolgt von einer weiteren Phase großartiger Meisterwerke in den 50ern und dem Comeback des Studios in den 90ern, all das macht Disney zu dem, was es ist… oder besser mal war.
Anlässlich des 100 jährigen Jubiläums des Animations-Studios (1923), erschien 2023 der insgesamt 63. abendfüllende Animationsfilm der Disney-Studios: „Wish“. Regie führten dabei Fawn Veerasunthorn und Chris Buck. Letzterer war unter anderem für „Tarzan“ und die beiden Erfolgs-Hits „Die Eiskönigin“ verantwortlich. Und Disney hatte nun die Möglichkeit zurück zu seinen Wurzeln zu gehen und endlich wieder ein klassisches Märchen mit Herz und Charme zu kreieren. Denn obwohl die Verkaufszahlen nach wie vor ok waren, ging es vor allem mit der Qualität stetig bergabwärts. Und das seit fast einem Jahrzehnt, wie ich finde. Ja, „Zootopia“ war gut, aber der Rest? Selbst Pixar konnte noch einige Hits raushauen, aber bei den klassischen Disney-Animations-Filmen sieht es recht düster aus. Und nun haben wir „Wish“, ein Film, der alles wieder zurecht biegen sollte, ein Werk, das uns an gute alte Zeiten erinnern soll… Das alles ist „Wish“ leider nicht geworden. Schlimmer noch: Dies ist in meinen Augen wahrscheinlich der schlechteste Disney-Film aus der „Meisterwerk“-Reihe, den ich bisher gesehen habe!
Der König Magnifico regiert mit seiner Königin über eine Insel. Doch Magnifico ist Zauberer und kann die Wünsche von Menschen materialisieren. Immer wenn jemand 18 Jahre alt wird, übergibt er oder sie seinen Wunsch dem König. Der passt auf diese auf und erfüllt jeden Monat zufällig einen der vielen Wünsche für eine Person des Königreiches. Aber auch der König braucht Assistenten und eines Tages wird eine Stelle an der Seite von Magnifico frei. Und genau auf diese Stelle bewirbt sich die junge Asha. Doch dabei stößt sie auf eine düstere Erkenntnis…
Die Story hat Potential für einen klassischen, süßen Animations-Film mit Märchen-Setting. Soweit, so gut. Doch schnell wird klar, was einem bevorsteht: Ein vorhersehbares und harmloses Kitsch-Fest. Disney ist seit Jahren nicht mehr bereit kreative Risiken einzugehen. Das sieht man nicht nur an den unzähligen, seelenlosen Remakes, sondern auch an den neuen Animations-Klassikern. So viele dieser Filme haben die selben Story-Ideen und nahezu identische Protagonist*innen. Die Hauptfigur (Asha) ist ein mutiger, aber etwas verkorkster, „witziger“ und „cooler“ Charakter. Es gibt einen tierischen Sidekick (die Ziege), den putzigen Gehilfen (der Möchtegern-Luma-Stern), bei dem alle schön „Oh, ist der süß“ rufen können und natürlich einen Bösewicht, der an Eindimensionalität kaum zu überbieten ist und einfach böse ist, weil ers kann und muss (Magnifico). Originell ist hier dran nichts. Der Film will witzig sein, dramatisch, cool und natürlich ein hippes Musical, bei dem alle nach dem Schauen die Songs pfeifen und singen, damit man sich gleich den Soundtrack kaufen kann. Doch am Ende ist „Wish“ gar nichts davon, sondern ein harmloser und manipulativer Einheitsbrei an Disney-Klischees, die schon vor zehn Jahren nervten.
Der Film ist stellenweise so unfassbar typisch für Disney, dass es nicht umsonst die Vermutung gab, dass das Ganze das Produkt einer recht fortgeschrittenen KI wäre. Zumindest das Drehbuch mit seinen Dialogen könnte in meinen Augen aus einem Programm stammen, das alle Disney-Filme vorher zusammengemischt und sich nun einen Einheitsbrei daraus gekocht hat. „Wish“ will mit seinen bunten Farben und den ganz hübschen Hintergründen kompensieren, was es Story-mäßig nicht mehr hinkriegt. Und selbst das ist untertrieben. Die Story ist ein perfektes Produkt seiner Zeit: Alles ist schnell angebunden, die Songs hip und poppig, die Witze typischer moderner Blödsinn und wirklich keine Emotion wirkt echt. Wir hören Schauspieler, die eine Figur sprechen, aber wir hören keine Figur. Alles ist Schein, wir sehen etwas, das wie ein magisches Abenteuer aussieht, aber in Wirklichkeit ist es ein manipulatives Glitzerprodukt aus einer Fabrik. Eine hübsche Süßigkeit, die aber am Ende aus purem Zucker besteht und Diabetes verursacht. Es ist unfassbar, wie leer diese Filme geworden sind, vor allem wenn man sieht, was Disney vor vielen Jahren noch war, wofür es stand. „Wish“ ist das perfekte Beispiel für den Untergang eines Studios, das trotz seiner Popularität kurz vor einer Art Implosion steht. Kaum einer kann noch mit Fug und Recht behaupten, dass das, was uns Disney seit Jahren vorsetzt (egal ob Pixar, „Star Wars“ oder Marvel) wirklich gut ist. Und „Wish“ ist der traurige Höhepunkt dieses Qualitäts-Absturzes.
Alles hat mich hier genervt, die Figuren, die dämliche Handlung und auch die Lieder. Manche Songs hatten Potential und wären im Kontext einer deutlich besseren Geschichte richtig cool geworden, aber jedes Lied ist nur noch eine kitschige Musical-Nummer. Man weiß immer ganz genau, wann der nächste Song kommt und wenn es soweit ist, geht es nicht darum die Handlung voran zu treiben, sondern um den Film zu pausieren und eine Show zu bieten. Alles in der Hoffnung den nächsten „Let It Go“-Hit zu landen. Und die Figuren singen nicht, weil sie dadurch eine Emotion ausdrücken, die sie sprachlich nicht artikulieren können, nein, sie singen, weil sie zeigen wollen, wie schön sie singen können. Da muss ich auch die deutsche Synchro hart kritisieren. Besonders die Sprecherin von Ashas Freundin war unglaublich schlecht. Nur Alexander Doering, die Stimme von Magnifico, konnte seiner Figur Leben einhauchen. Kein Wunder, dass ich die ganze Zeit auf der Seite des Antagonisten war.
Auch visuell sieht „Wish“ nicht gut aus, ja gerade zu billig. Man wollte sich mit dem Animations-Stil an früheren Zeichentrick-Werken orientieren, was ich nicht schlecht finde. Aber das Endergebnis sieht nach typischen Animations-TV-Kram aus, den man im Nachmittagsprogramm findet. Die abgehackte Framerate wirkt einfach billig und unvollendet. Die Hintergründe und die Farben jedoch haben mir ganz gut gefallen, wahrscheinlich auch das Einzige, was mir am Film gefiel.
Fazit: „Wish“ ist die perfekte Versinnbildlichung von allem, was bei Disney gerade falsch läuft. Ein sicheres, uninspiriertes Werk, das mit seinen manipulativen Untertönen versucht seine grauenvollen Dialoge als mitreißend und gefühlvoll zu verkaufen. Es gibt keine Spannung, weil mir alle Figuren egal waren. Es gibt keine Ohrwürmer, weil mich die Musik nur genervt hat. Es gibt keine echten Emotionen, weil das Ego der Darsteller und der Produzenten zu groß ist.
„Wish“ ist eine Katastrophe und viele Fans scheinen das nun auch langsam zu begreifen. Das frühere Disney bedeutet mir viel, aber das aktuelle Disney ist ein Sinnbild für Gier und Falschheit. Und wegen Filmen wie „Wish“ kann ich aufrichtig sagen, dass ich das jetzige Disney hasse! Und ich glaube auch nicht, dass sich das in naher Zukunft ändern wird, solange der Konzern mit Filmen wie „Wish“ Geld verdient. Deswegen überlegt euch, was ihr mit eurem Geld unterstützen wollt!