Was für eine nette Grundidee!: Was würde es wohl mit Menschen machen, wenn sie ihren Herzenswunsch von sich abspalten- und jemand anders übergeben könnten, auf dass dieser (statt sie selbst) für die Erfüllung ihres Wunsches verantwortlich wäre?
-Leider versäumt "Wish", aus dieser tollen Idee allzu viel zu machen. Stattdessen wird die Story so simpel gestrickt, dass sie in einem Satz erzählbar ist und selbst Sechsjährige noch geistig unterfordert: Böser Zauberer bereichert sich persönlich an den Wünschen von Menschen, gutes Mädchen befreit sie und besiegt den Zauberer.
Aber selbst das hätte man ja noch in eine schöne Geschichte verpacken können. Leider ist Disneys neuestes Weihnachtswerk aber selten blutleer geraten: Außer dem Magier Magnifico und unserer Heldin Asha bleiben sämtliche Figuren nämlich so komplett flach, wie ich es selten erlebt habe: Ashas sieben Freunde bspw. sind bloßes Beiwerk, für den Plot vollkommen bedeutungslos und mit lächerlichen zwei, drei Sätzen Text ausstaffiert. (Warum dann gleich sieben? Weil man alle Ethnien, Geschlechter, Behinderungen und Körperformen inkludieren musste?). Die Königin? Belanglos. Ashas Eltern? Unwichtig. Ashas angeblich unzertrennlicher Weggefährte von Ziege? Nur des Niedlichkeitsfaktors halber in die Geschichte geschrieben. Und dann noch dazu schlecht geklaut: Bei Shrek ist der sprechende Esel ja wenigstens noch richtig witzig (und eine Hauptfigur!) und bei der "Eiskönigin" wächst einem der sprechende Schneemann Olaf mit seiner naiven, aber total liebenswürdigen Art sofort ans Herz. Aber "Goat"? Die kann zwar plötzlich -dank Sternenzauber- sprechen, macht dann aber genau Nullkommanix daraus. Schade.
Ach, und dann ist dann ja noch "Star": Ein Stern, der vom Himmel herab fällt, um Asha in ihrem Kampf zu helfen. Nur irgendwie macht er dann.. ..nicht wirklich irgendetwas Erwähnenswertes?
Ich kann mir nicht helfen: Der ganze Film wirkt, als hätte man nur allein diese eine einzige nette Grundidee gehabt und dann einen Lehrling damit beauftragt, irgendwas dazu zu schreiben, was 96 Minuten Film füllt: Ein bisschen Action, ein bisschen "zusammen-sind-wir-stark" und ein bisschen "gut-besiegt-böse".
Da rettet dann auch die wirkliche tolle Optik des Films nicht mehr allzu viel. Und vielleicht ist es sogar gerade umgekehrt und die Macher von "Wish" haben sich allzu sehr auf die Wirkkraft der schönen Bilder verlassen und darüber die Figurenzeichnung und das Story-Telling vergessen!?
Jedenfalls wirkt die Geschichte an vielen Stellen erschreckend unlogisch: Warum noch mal ist der böse Zauberer eigentlich böse geworden, wenn er die Inselwelt von Rosas doch für die Menschen zum Glücklichsein erbaut hatte? Und warum sind die Bürger Rosas eigentlich bisher so zufrieden und glücklich, wenn ihnen doch ihre Herzenswünsche verweigert wurden?
Am ärgerlichsten ist aber meiner Meinung nach das ständige "deus ex machina" Prinzip: Wann immer Asha irgendwie in Bedrängnis kommt, ploppt irgendwie ein komplett unvorhersehbares Wunder auf und voila, alles wird wieder gut. Wie gesagt: Da hat entweder ein Lehrling oder eine frühe Betaversion einer KI die Geschichte zusammenschustern dürfen.
-Von den 100 Jahren Disney-Filmen habe ich über die Jahrzehnte mehr als die Hälfte sehen dürfen: Es ist bei uns einfach Tradition geworden, jedes Jahr dazu ins Kino zu gehen. Immer wieder waren großartige Filme darunter, auch in der neueren Zeit (z.B. die beiden Eisköniginnen-Teile oder Vaiana). Aber "Wish" ist einer der schwächsten Filme der letzten 10 Jahre. Hoffentlich besinnen sich die Disney-Macher bald wieder darauf zurück, dass ein wirklich "guter" Film viel mehr von empathischen Figuren und nachvollziehbarer Handlung lebt als nur von visuellem Augenpulver.