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    Plane
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Plane

    Gerard Butler rettet den Tag – und den Film!

    Von Christoph Petersen

    Der Action-Thriller „Plane“ ist ebenso generisch wie sein Titel. Weder nimmt der Plot irgendwelche überraschenden Wendungen noch gibt es einzelne Setpieces, die der bereits in den Startlöchern lauernden Genre-Konkurrenz wie „John Wick: Kapitel 4“ oder „Fast & Furious 10“ in Sachen Spektakel das Wasser reichen könnten. Und trotzdem: Regisseur Jean-François Richet („Blood Father“) hat mit „Plane“ einen sehr viel besseren Film abgeliefert, als man es bei diesen Zutaten jemals erwarten durfte – und das liegt zu einem beträchtlichen Teil an seinem Star: Gerard Butler erinnert uns hier trotz einer hanebüchenen Prämisse mehr an Tom Hanks im auf wahren Begebenheiten beruhenden „Captain Phillips“ als etwa an einen Liam Neeson in einer seiner vielen heruntergerissenen Rollen in absurden Actionern. Also ja, „Plane“ gehört auf jeden Fall auf die große Leinwand, selbst wenn wir solche geradlinigen „Stirb langsam“-Variationen in den vergangenen Jahren vor allem im VoD-Bereich gesehen haben.

    Am Neujahrstag haben sich gerade einmal 14 Passagier*innen an Bord der Maschine von Singapur nach Tokio verirrt. Weil der Flug so leer ist und eh schon ein Verlustgeschäft für die Airline bedeutet, wird dem Piloten Brodie Torrance (Gerard Butler) verboten, ein Schlechtwettergebiet zu umfliegen – das würde nur einen höheren Spritverbrauch und damit weitere Kosten verursachen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Nach einem Blitzeinschlag fällt die komplette Bordelektronik aus und Brodie bleiben nur noch zehn Minuten, um die Maschine irgendwo im Südpazifischen Ozean notzulanden. Zum Glück erspäht er in letzter Sekunde noch eine kleine Insel. Das Problem ist nur: Das Eiland wird von einer Gruppe separatistischer Terroristen beherrscht, die sich sehr über die frei Haus gelieferten Geiseln freut…

    Brodie (Gerard Butler) strahlt selbst in den schwierigsten Situationen noch ein großes Maß an Autorität und Charisma aus.

    Während Brodie beim Gang durch den Flughafen mit seiner in Hawaii das College besuchenden Tochter Daniela (Haleigh Hekking) telefoniert, achtet Regisseur Jean-François Richet penibel darauf, den professionellen Abläufen – vom Durchqueren der Sicherheitskontrolle bis zum Besprechen der Wetterlage und das Durchgehen der Checklist vor dem Start – zumindest den Anschein von Authentizität zu verleihen. Und das zahlt sich direkt aus: Die mehr als zehn Minuten lange Notlandungssequenz ist auch ohne riesigen Effektaufwand erstaunlich effektiv (und für Leute mit Flugangst vermutlich auch verdammt ungemütlich). Gerade weil hier nicht hemmungslos übertrieben wird, sondern Torrance im Gespräch mit seinem Co-Piloten Dele (Yoson An) ganz klar alle Gefahren und Chancen benennt, fiebert man hier deutlich mehr mit als bei den allermeisten CGI-Feuerwerken der Big-Budget-Konkurrenz.

    Es gilt eben die alte Regel: Es macht einfach Spaß, Menschen im Kino dabei zuzusehen, wie sie ihren Job richtig gut machen! Und das gilt hier nicht nur für Torrance, den Gerard Butler („Greenland“) mit einer zwar raubeinigen, aber zugleich ungemein empathischen Autorität verkörpert, sondern auch für den von der Airline eingeschalteten Fixer Scarsdale (Tony Goldwyn) und den wegen Mordes angeklagten Häftling Louis Gaspare (Mike Colter), der sich mit seiner Historie in der Fremdenlegion als wichtige Waffe im Kampf gegen die terroristischen Geiselnehmer erweist. Natürlich bleibt der Plot von „Plane“ extrem konstruierter Action-Bullshit, aber das Trio verleiht seinen Rollen ein solch unerwartetes Maß an Professionalität und Gravitas, dass dies den ganzen Film noch einmal ein bis zwei Level nach oben hebt.

    Im Gegensatz zu Brodie tötet Louis Gaspare (Mike Colter) längst nicht zum ersten Mal…

    Alles geschieht zielstrebig und auf den Punkt. Ähnliches gilt für die knackig-kurzen Actioneinschübe, die auch ohne abgehobene Choreographien eine erstaunliche Effektivität entwickeln, einfach weil das Töten hier noch etwas bedeutet: Brodie leidet sichtlich darunter, selbst wenn er sich seiner Verantwortung für die Flüggäste sowie die Alternativlosigkeit seines Handelns sichtlich bewusst ist – und auch der Impact der Waffen hat es in sich: Während Louis im Rahmen einer Stealth-Mission buchstäblich mit einem Vorschlaghammer vorgeht, um die Wachen auch wirklich mit dem ersten Schlag zum Schweigen zu bringen, durchschlägt das Sniper-Gewehr der als Rescue-Team geschickten Söldner die Terroristen nicht einfach nur, sondern lässt sie auch noch meterweit nach hinten fliegen.

    Hätte „Plane“ noch besser werden können, wenn man sich nicht einfach das nächstbeste Skript gegriffen hätte, das genauso gut auch für einen austauschbaren Billig-Actioner fürs unterste Videothekenregal getaugt hätte? Vielleicht. Aber so haben sich Jean-François Richet und Gerard Butler nun ihren Platz in den Wörterbüchern gesichert – als Definition für die Floskel „das Beste draus machen“…

    Fazit: Absolut nichts Besonderes, aber dafür das richtig gut – wer mal wieder einen effektiven Old-School-Actioner sehen will, wie man ihn genauso auch schon vor 30 oder wahrscheinlich sogar 50 Jahren hätte drehen können, der ist bei „Plane“ genau richtig. Außerdem liefert Gerard Butler eine sehr, sehr viel bessere Performance, als es in seiner generischen Heldenrolle eigentlich Not getan hätte.

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