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    Devotion
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Devotion

    "Top Gun" in den 1950ern

    Von Oliver Kube

    Der 1924 in Mississippi geborene Jesse Brown war der erste schwarze Pilot in der U.S. Navy. Basierend auf dem gleichnamigen biografischen Roman von Adam Makos erzählt Regisseur J.D. Dillard in „Devotion“ nun dessen Geschichte – mit Fokus auf seine Einsätze im Koreakrieg (1950 – 1953). Es ist das Porträt einer – zumindest für diese Ära – außergewöhnlichen Freundschaft, garniert mit erstklassigen Flugszenen, die speziell „Top Gun 2: Maverick“-Fans erneut ins Schwärmen geraten lassen werden. Gerade aufgrund der filmischen Qualität der Action ist es ein echter Jammer, dass der stolze 90 Millionen Dollar teure „Devotion“ hierzulande nicht wie zuletzt andere Netflix-Blockbuster wie „Glass Onion“ oder „Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ zumindest für kurze Zeit auch auf der großen Kinoleinwand zu sehen ist.

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    Nach langen, zermürbenden Kämpfen hat Jesse L. Brown (Jonathan Majors) es Ende der 1940er endlich geschafft: Sein Traum vom Fliegen ist zum Greifen nahe! Als erster Afroamerikaner wird er in das Luftfahrtprogramm der U.S. Navy aufgenommen, wo er und ein halbes Dutzend weiterer Offiziersanwärter von Commander Cevoli (Thomas Sadoski) ausgebildet werden. Dabei muss Brown allerdings – genau wie im zivilen Leben – weiterhin versteckte Ressentiments und offenen Rassismus ertragen.

    Ebenfalls neu auf dem Stützpunkt in Rhode Island ist Tom Hudner (Glen Powell), der es noch immer bereut, dass er während des Zweiten Weltkriegs zu jung war, um selbst kämpfen zu dürfen. Die beiden Männer werden als Gespanns-Partner eingeteilt. Schon kurze Zeit später wird die Einheit ins Mittelmeer verlegt, wo sie das Landen auf Flugzeugträgern trainiert. Währenddessen bricht in Korea ein Krieg zwischen dem Norden und dem mit den USA verbündeten Süden aus. Die Marine-Kampfflieger müssen sich also fortan nicht nur zu 100 Prozent auf ihr eigenes Können, sondern vor allem auch aufeinander verlassen können…

    In „Devotion“ kommt echtes Wingmen-Feeling auf - Jesse L. Brown (Jonathan Majors) und Tom Hudner (Glen Powell) verbindet schnell eine tiefe Freundschaft.

    Besonders tumb rassistisch geben sich in einigen frühen Szenen von „Devotion“ ein paar Marine-Soldaten – also genau jene Männer, die eigentlich Seite an Seite mit Brown stehen sollten. Dass ausgerechnet er diesen Typen später im Film mit einem heldenhaften Einsatz den Hintern rettet, passt – egal ob es sich im wahren Leben tatsächlich so zugetragen hat oder nicht – zum Modus Operandi des Films: In Sachen Pathos wird hier nämlich nicht nur visuell, sondern auch erzählerisch bewusst dick aufgetragen. Im Großen und Ganzen funktioniert das allerdings ganz gut und dürfte zumindest einen Teil des Publikums vor den Bildschirmen tatsächlich zu Tränen rühren.

    Einen Gegenpol zu den in Sepia getauchten Sonnenuntergängen, den im Wind flatternden Stars-And-Stripes-Fahnen sowie dem gelegentlich arg tief in den Schmalztopf gefallenen Score von Chanda Dancy („I Wanna Dance With Somebody“) bilden dankenswerterweise die beiden Hauptfiguren: Brown und auch Hudner werden als eher stoische Individuen porträtiert, die keine großen Reden schwingen, sondern lieber ihre Handlungen für sich sprechen lassen. Gerade Brown kommt zunächst nur dann aus seinem zwar unsichtbaren, aufgrund des nuancierten Spiels von Jonathan Majors aber immer schmerzhaft-spürbaren Schutzpanzer heraus, wenn er zu Hause bei seiner kleinen Familie ist oder im Cockpit sitzt.

    Zwei echte Wingmen

    Jonathan Majors (der in „Ant-Man 3“ zum nächsten Thanos aufgebaut wird) und Glen Powell („Top Gun 2“) harmonieren in diesen Szenen hervorragend. Die Darsteller vermitteln subtil eine sich auf gegenseitigem Respekt und ehrlicher Sorge um das Wohl des anderen fußende Freundschaft. Weitere Sympathieträger*innen fürs Publikum sind der von Thomas Sadoski („Der große Trip - Wild“) einfühlsam, aber bestimmt auftretend gespielte Kommandant der Fliegereinheit sowie die von Christina Jackson verkörperte, ebenso patente wie liebevolle Ehefrau Browns. Über beide Figuren erfahren wir nicht allzu viel Persönliches, merken aber umgehend, wie sie den Protagonisten auf ihre jeweils eigene, warmherzige Art den Rücken für ihren alles andere als einfachen Job stärken.

    Die erfreuliche Leistung der Schauspieler*innen wird nur noch von den von Kameramann Erik Messerschmidt („Mank“) brillant ins Bild gesetzten Flugszenen übertroffen: „Devotion“ kann aufgrund der Beschränkung, dass ausschließlich mit Maschinen aus den 1940ern und 1950ern gearbeitet werden musste, zwar nicht mit einer solch überwältigenden Geschwindigkeit und Dynamik dienen wie zuletzt „Top Gun 2: Maverick“. Trotzdem fühlen wir uns jederzeit, als wären wir gemeinsam mit Brown und Hudner dort oben über den Wolken.

    Die historischen Flugzeuge sind zwar nicht ganz so dynamisch wie die Jets in „Top Gun 2“ – aber atemberaubend sind die Flugszenen dennoch allemal.

    Neben den Luftkämpfen mit attackierenden nordkoreanischen Jets sowie einem Einsatz, der die Zerstörung einer strategisch wichtigen Brücke zum Gegenstand hat, ist es speziell eine interessant inszenierte Notlandung in rauem Feindgebiet, die mächtig Eindruck hinterlässt. Natürlich wird die Produktion hier kein echtes Flugzeug zum Crash gebracht haben. Aber die Wahl, den Niedergang in einer einzigen Einstellung aus der Perspektive einer auf den Tragflächen angebrachten Kamera zu zeigen, sorgt im Zusammenspiel mit den bemerkenswert guten Spezialeffekten für eine extrem authentische Anmutung, die den Zuschauer*innen den Atem stocken lässt.

    Bevor es mit solchen Szenen so richtig losgehen kann, dauert es allerdings eine ganze Weile. Damit „Devotion“ als Biopic auch auf emotionalem Level funktioniert, braucht es zweifellos eine Einführung in Browns außergewöhnliche Position innerhalb des Militärs sowie die breitere gesellschaftliche Situation im Lande. Dabei wissen Kulissen, Frisuren, Kostüme und Requisiten wie die wunderschönen klassischen Flieger durchaus zu begeistern. Ein Übriges tun das passend altmodische Vokabular und klug ausgewählte, weil nicht allzu offensichtliche Songs der Ära.

    Es hätte ruhig schneller in die Luft gehen dürfen

    Trotz all dieser positiven Aspekte hätte man zur Etablierung der Prämisse jedoch nicht über eine Stunde verwenden müssen. Zumal es am Vorabend eines Einsatzes im Mittelmeer noch zu einer zwar unterhaltsamen, aber nicht wirklich notwendigen und weitere satte 20 Minuten verschlingenden Vignette um eine Begegnung mit Filmstar Elizabeth Taylor (Serinda Swan) kommt. Erst dann geht es mit dem Part in Korea los – und der bis dahin noch immer auf dem Rollfeld Schwung holende „Devotion“ hebt endlich so richtig ab…

    Fazit: Es dauert seine liebe Zeit, bis die „Top Gun in den 1950ern“-Action so richtig startet. Aber sobald es dann in die Luft geht, ist das Flieger-Biopic „Devotion“ ein echter Genuss.

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