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4,0
Veröffentlicht am 4. September 2021
IM LABYRINTH DES ALTERNS
von Michael Grünwald / filmgenuss.com

Da hat der Grand Seigneur der britischen Schauspielkunst wohl große Augen gemacht: Anthony Hopkins hat seinen zweiten Oscar gewonnen, und zwar für eine Rolle, die von einem kannibalischen Akademiker namens Hannibal Lecter kaum weiter entfernt sein kann. In The Father ist er nur das, was das ganz normale Leben aus einem macht, irgendwann, wenn ein gewisses Alter erreicht ist. Irgendwann, da ist die Gegenwart gleich Vergangenheit, und das Vergessen von Dingen, die erst passiert sind, ein treuer, aber lästiger Gefährte. Florian Zeller (u. a. Nur eine Stunde Ruhe!), bislang mehr Schreiberling als Regisseur, hat sein eigenes Theaterstück adaptiert und verfilmt – und damit eine Kehrtwende in der Darstellung dramatischer Umstände eingeleitet.

Dabei beginnt alles so normal, wie man es selbst kennt, wenn man seine Großeltern oder Eltern besucht, und diese schon, hochbetagt und in der eigenen fernen Vergangenheit verweilend, über die Pflegekraft wettern und am Liebsten in Ruhe gelassen werden wollen, weil sie sowieso alles besser wissen oder durchaus alles alleine machen können. Der Nachwuchs, voller Sorgen, sieht das natürlich anders. So wie Tochter Anne, gespielt von „Queen Anne“ Olivia Colman. Sie ist einziger Bezugspunkt des alten Mannes, der damit klarkommen muss, dass seine Tochter nach Paris ziehen wird. Oder doch nicht? Am nächsten Tag behauptet sie nämlich etwas ganz anderes. Und plötzlich ist da ein fremder Mann, der meint, dass er hier wohne und Annes Gatte sei, ist sie doch schon seit fünf Jahren geschieden. Und dann die verflixte Sache mit der Uhr. Die Heimhilfe scheint sie gestohlen zu haben, deshalb habe er sie rausgeekelt. Eine neue soll kommen, die so aussieht wie seine andere Tochter, die sich aber seltsamerweise nie blicken lässt. Was genau geht hier vor, denkt sich Anthony Hopkins zwischen resoluter Gesinnung und verlorenen Blicken, während er am Bettrand sitzt und die Welt nicht mehr versteht.

Es ist, als tauche man in ein Mysterydrama, in dem nichts so ist, wie es scheint – und umgekehrt. Das ist höchst irritierend, hochgradig verwirrend, und man versucht als Zuseher selbst, diese obskure Wahrnehmung zu entwirren und eine Ordnung hineinzubringen in ein zeitweiliges Durcheinander aus permanent wechselnden Gestalten und Gesichtern. Was Florian Zeller aber tut, ist, uns zu ermöglichen, genau das wahrzunehmen, was ein alternder Mensch wahrnimmt, wenn er anfängt, dement zu werden. Filme darüber gibt es viele, stets aus der Sicht der betroffenen Restfamilie, die sich sorgenvoll berät. Dieses Werk hier ist anders. Es lässt zwar die nahen Verwandten und Beteiligten ebenfalls zu Wort kommen, doch das wahre Kunststück dieser Odyssee durch den Geist ist jenes, dass man selbst, genau wie Hopkins, die Kontrolle verliert. Um dann, aus dieser Konfusion heraus, einen Geisteszustand wie diesen besser verstehen zu können. The Father ist ein Labyrinth, dessen Muster im Laufe des Films klarer werden und den eigenen Horizont erweitern. Wie Zeller seine sich stets wiederholenden, kurzen Szenen, die immer wieder in anderem Kontext erscheinen, koordiniert, zeugt von dramaturgischer Raffinesse. Dabei stellt er sich diesem akkurat entworfenen Chaos mit gewissenhafter Neugier und zeichnet mit einem nuanciert aufspielenden und niemals in pathetischen Manierismen abdriftenden Hopkins den Prozess eines zerbröckelnden Geistes, dem die Gegenwart abhanden kommt und dem inmitten all des Verlustes nur die eigene Erinnerung ans Jungsein bleibt.
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5,0
Veröffentlicht am 3. September 2021
„The Father“ versetzt die Zuschauer unvermittelt in das Leben mit Demenz und erklärt auf berührende Weise, was es mit Demenz auf sich hat und wie schnell man handeln muss. Großartige Leistungen von Anthony Hopkins, die sicherlich jeden einzelnen zu Tränen rühren.
Es geht um Familie und das man seine Eltern, auch wenn man nicht mehr in derselben Stadt lebt, noch genauso liebt wie vorher. Das Einzige, was sich zwischen der Beziehung verändert, dass man sich nicht mehr jeden Tag sehen kann.
„The Father“ ist zugleich ein Drama und eine unterhaltsame Komödie.
Ein wenig verwirrend dargestellt, die sich aber im Laufe des Films aufklären. Der Film überrascht mit einer gelungenen Botschaft zur Demenzerkrankung.
Die Schauspieler, allen voran Hopkins, präsentieren das sehr gut, wie schnell es geht, dass man an Demenz erkrankt und von einem Tag auf den nächsten auf Hilfe angewiesen ist. Der Film thematisiert auf berührende Weise wie schnell so eine Demenzerkrankung fortschreiben kann, wenn man keine Hilfe annimmt.
Berührende Musik hilft immer, aber wegzaubern kann man eine Demenz noch lange nicht. Der Film thematisiert nicht zuletzt auf beeindruckende Weise, dass man sich irgendwann Gedanken ums älter werden machen muss.
Eine ergreifende Geschichte, die zum Nachdenken und Mitfühlen anregt, und nicht zuletzt ein Film, der zu Tränen rührt!
Kino:
Anonymer User
5,0
Veröffentlicht am 27. August 2021
Wow. Es gibt nicht viel zu sagen.
Unglaublich gut. Einfach einsame Spitze.

Anthony Hopkins in seiner Rolle. Wow. Noch nie hab ich so eine Performance gesehen. Dieser Film geht tief.
5,0
Veröffentlicht am 20. August 2021
In welcher Brillanz Anthony Hopkins auftritt und Stück für Stück Informationen gegen Erlebnisse von Jodie Fosters Privatleben eintauscht, ist einfach mitreißend. Immer wenn man glaubt, endlich einen Gedankengang zu finden, an dem man sich zur Wahrheit entlang hangeln kann und welcher uns zeigt, wie Hopkins‘ Lebensumstände tatsächlich sind, taucht plötzlich die elfjährige Tilda auf und wirft alle Bücher im Regal wieder um und jeglicher Halt geht verloren. Doch das ist nicht das Einzige, was diesen Film so besonders macht. Tatsächlich lebt The Father von seiner unglaublich ruhigen Stimmung, langen Kameraeinstellungen, die scheinbar schnittlos den Protagonisten auf seinem Weg vom großen Blockbuster Star zum abgehalfterten Theaterschauspieler zeigen, sowie sehr dezenten Musikuntermalungen, die eigentlich nur dann auftreten, wenn Patel zu seiner Gitarre greift und die Glanzwerke der Beatles aufleben lässt. Ich selbst fühlte mich tatsächlich als Teil dieser Oper und es war, als ob ich O Sole Mio nicht nur fühlen, sondern sogar selbst den GT40 ins Ziel fahren und dann um meinen Sieg von Mitsubishi betrogen würde. Im Angesicht der grandiosen Leistung von Dennis Hopper, ist es fast schade, dass Olivia Colman ein wenig untergeht und als Hotelmanagerin zwar eine großartige Arbeit leistet, aber eben nicht in 45 Tagen einen Partner findet und schließlich andere in ein Tier verwandeln muss.
Selbst wenn ich nun den Trailer dieser Comedyshow auch nur für eine Sekunde anmache, kommen mir schon erste Tränen und ich würde am liebsten die Leinwand anbrüllen, dass doch genug Platz auf der Tür für Rose und Jack ist.
Ich sag es kurz und bündig: Es ist einfach der genialste Film des Jahres!

Die gesamte Kritik gibt es auf https://riecks-filmkritiken.de/the-father
Kino:
Anonymer User
4,5
Veröffentlicht am 24. April 2021
Olivia Colman und Anthony Hopkins spielen grandios. Hopkins beweist dass er auch in hohem Alter zur Königsklasse der Schauspieler gehört.
Die Geschichte greift, lässt einen nachdenken und mitfühlen... empfehlenswert!
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