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    They Want Me Dead
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    They Want Me Dead

    Angelina Jolie im Kampf gegen Flammen und Killer

    Von Michael Meyns

    Sicario“, „Hell Or High Water“ und „Wind River“ – drei ambitionierte Action-Thriller aus den letzten sechs Jahren, die für sich stehen, aber gemeinsam schon auch eine lose Trilogie formen; drei Filme, die archaische Geschichten vor beeindruckenden Naturkulissen erzählen, dabei aber zugleich auch altbekannte Genremuster aufbrechen und modernisieren. Das verbindende Element? Der Drehbuchautor Taylor Sheridan, der für „Hell Or High Water“ eine Oscarnominierung abgestaubt und bei „Wind River“ schließlich auch selbst Regie geführt hat.

    Für seinen neuen Film „They Want Me Dead“ hat sich Taylor Sheridan diesmal aber keine eigene Geschichte ausgedacht – stattdessen basiert sein Action-Thriller auf einem Pulp-Roman von Michael Koryta aus dem Jahr 2014. Das könnte eine mögliche Erklärung sein, warum dieser Sheridan-Film deutlich zerfaserter wirkt, als man es von ihm gewohnt ist. Die Story einer Feuerwehrfrau, die sich mitten in einem Waldbrand mit Killern auseinandersetzen muss, schwankt zwischen Melodram und B-Picture, zwischen brutalen Morden und aufkeimenden Muttergefühlen – und auch der Macher selbst scheint sich nicht so recht entscheiden zu können, ob es hier nun einen realistischen oder überzogenen Actionfilm abliefern will.

    Angelina Jolie macht als Feuerwehrfrau eine (zu) gute Figur.

    Der 12-jährige Connor (Finn Little) findet sich allein in der Wildnis von Montana wieder, nachdem die Blackwell Brüder Jack (Aiden Gillen) und Patrick (Nicholas Hoult) seinen Vater getötet haben. Das Mordopfer war im Besitz von kompromittierenden Informationen, die er vor seinem Tod an seinen Sohn weitergereicht hat.

    Der Rettende Engel in dieser Situation ist Hannah (Angelina Jolie), eine heißblütige Feuerwehrfrau, die vor einigen Jahren bei einem Einsatz mitansehen musste, wie drei Kinder ums Leben gekommen sind. Gemeinsam trotzt das Duo nun gleich zwei tödlichen Gefahren: den Kugeln der Killer und einem lodernden Waldbrand. Allein vom Sheriff Ethan (Jon Bernthal) und seiner hochschwangeren Frau Allison (Medina Senghore) können die beiden jetzt noch Hilfe erwarten…

    Taylor Sheridan ist oben angekommen

    In einer Welt, die zunehmend von Computerbildern geprägt ist und in der die Action inzwischen überwiegend in exzessive, jegliche Gesetze der Physik ignorierende Absurditäten a la „Fast & Furious 9“ abdriftet, wirken die Filme von Taylor Sheridan wohltuend bodenständig. Sicherlich hatte Sheridan auch einfach großes Glück, dass gleich sein erstes Drehbuch zu „Sicario“ von einem herausragenden Regisseur wie Denis Villeneuve („Dune“) verfilmt wurde.

    An die Qualität von „Sicario“, der in drei Kategorien für den Oscar nominiert wurde, konnte Regisseur David Mackenzie bei „Hell Or High Water“ zwar nicht ganz anknüpfen, aber der Neo-Western über zwei bankraubende Brüder überzeugt dennoch mit seinen archaischen Charakteren und seinem zeitgemäßen Blick auf die ethnischen Strukturen an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Sheridans nächstes Skript zu „Wind River“ variierte diese Themen – und hier führte der Autor dann auch gleich selbst Regie und wurde dafür in Cannes mit dem Regiepreis in der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet.

    Die Killer fackeln den halben Bundesstaat ab, nur um ihre Spuren zu verwischen...

    Kein Wunder, dass Taylor Sheridan nach diesen Erfolgen zu einem der gefragtesten Autoren und Regisseure von Hollywood aufstieg – zuletzt betreute er etwa die Kevin-Costner-Western-Serie „Yellowstone“ als Showrunner und steuerte das Drehbuch für die Tom-Clancy-Adaption „Gnadenlos“ bei. Ebenfalls kein Originalstoff ist nun auch „They Want Me Dead“, bei dem sich Michael Koryta, auf dessen Pulp-Roman der Film basiert, zunächst auch noch selbst an einer ersten Drehbuchfassung versuchte. Nach ihm kam auch noch Charles Leavitt („Blood Diamond“) als Schreiber an Bord, bevor schließlich Sheridan das Projekt komplett übernahm. Diese Vielfalt an Autoren mag erklären, warum sich „The Want Me Dead“ nur selten wie aus einem Guss anfühlt.

    Das beginnt schon mit der Präsenz von Angelina Jolie („Eternals“), die als Feuerwehrfrau komplett fehlbesetzt wirkt: Zwischen all den rauen Männer mit ungepflegten Bärten wirkt Jolie selbst dann makellos und ätherisch schön, wenn sie inmitten der Feuersbrunst völlig verschwitzt und mit Ruß verschmiert gegen die Brände kämpft. Der unpassende Look der Heldin stört jedoch nur solange man den Eindruck hat, dass „The Want Me Dead“ ein ernsthaftes Action-Drama sein soll. Diese Einschätzung ist jedoch hinfällig, sobald die Frau des Sheriffs von den Killern mit glühenden Eisenhaken zum Reden gebracht werden soll. Oder spätestens in dem Moment, in dem die Hochschwangere bemerkenswert kaltblütig zurückschlägt und auf einem Schimmel, das Jagdgewehr geschultert, in die Wildnis entflieht. Da macht es dann auch fast schon wieder Sinn, dass die Killer zum Verwischen ihrer Spuren mal eben halb Montana abfackeln.

    Mehr Pulp = mehr Spaß!

    Je deutlicher die exaltierten Pulp-Elemente der Vorlage zum Tragen kommen, desto mehr Spaß macht „They Want Me Dead“ als schnörkellos-feuriges B-Picture. In dieser Phase definieren sich die Figuren ausschließlich über ihre Funktion: Die Killer meucheln munter dahin, Jolie hat endlich ihre Mutterrolle eingenommen und der kleine Connor flennt ganz rührend. Von der moralischen Komplexität der besseren Sheridan-Filme ist das zwar weit entfernt, aber manchmal tut es ja auch ein stringenter Action-Thriller.

    Nach dem etwas zerfahrenen Auftakt, in dem es lange dauert, bis die Figuren etabliert sind und die Handlungsstränge zusammenkommen, entwickelt sich somit doch noch ein unterhaltsames Spektakel, das gerade im Mittelteil mit einigen hübsch absurden Pulp-Momenten aufwarten kann. Für Fans von Taylor Sheridan ist diese Studioarbeit wohl trotzdem eher was zur Überbrückung bis zu seinem nächsten Projekt „Fast“. Da geht es dann wieder um Drogen, die CIA und Konflikte zwischen rivalisierenden Behörden, die Regie wird dann Gavin O’Connor („The Accountant“) übernehmen.

    Fazit: Nach etwas zähem Beginn entwickelt Taylor Sheridans „The Want Me Dead“ im weiteren Verlauf doch noch rohe, schnörkellose B-Picture-Qualitäten!

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