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    Der Herr der Ringe - Die Gefährten
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    5,0
    Meisterwerk
    Der Herr der Ringe - Die Gefährten
    Von Carsten Baumgardt

    Vier Wochen nach dem vermeintlichen Film des Jahres („Harry Potter und der Stein der Weisen") kommt das wahre, definitive Ereignis der Saison in die Kinos. Peter Jacksons atemberaubend-überwältigendes Fantasy-Abenteuer „Der Herr der Ringe - Die Gefährten" toppt alles, was bisher in diesem Genre zu sehen war. Das Überraschendste an Teil eins der epischen Tolkien-Triologie ist aber die Tatsache, dass die wohl ambitionierteste Filmproduktion aller Zeiten kein glattgebügeltes Hollywood-Kino ist. Die beschwerliche Reise des jungen Hobbits Frodo, der sich auf den Weg zum Schicksalsberg macht, um dort den Einen Ring zu vernichten, ist erstaunlich düster und kompromisslos. Auch wenn nicht alle Episoden des Buches umgesetzt werden konnten, bleibt die Verfilmung dem Geist der Vorlage in jeder Sekunde treu. Ein Ring, sie zu knechten – sie alle zu finden. Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.

    Durch Zufall gerät der Hobbit Bilbo Beutlin (Ian Holm) an den „Einen“, den machtvollen Ring, der es dem finsteren Herrscher Sauron einst erlaubt hatte, die Welt zu versklaven. Er schien über Jahrhunderte verloren, bis Bilbo ihn an sich nahm und seinen „Schatz“ 60 Jahre lang bewahrte. An seinem 111. Geburtstag gibt er ihn schweren Herzens an seinen Neffen Frodo (Elijah Wood) weiter und verlässt seine Heimat Mittelerde mit einem Paukenschlag. Er löst sich in Luft auf. Denn das ermöglicht der geheimnisvolle Ring seinem Träger, sich einfach unsichtbar zu machen. Für den jungen Hobbit Frodo wird der Ring jedoch zur schweren Bürde. Der böse Geist Saurons, der in dem „Einen“ gefangen ist, wird immer stärker. Frodo bleibt nur eine Möglichkeit: Er muss ihn vernichten. Allerdings ist das nicht gerade einfach. Nur in den ewigen Feuern des Schicksalsberges im Lande Mordor, wo der Ring geschmiedet wurde, kann er auch vernichtet werden. Doch bis dahin muss Frodo an der Seite des Zauberers Gandalf (Ian McKellen) und seiner Gefährten durch Feindesland ziehen. Zudem sind ihnen schon die schwarzen Reiter, jene Ringgeister in einer Existenz zwischen Leben und Tod, auf den Fersen, um den Ring für Sauron zurückzuholen ...

    Jahrzehntelang galt J.R.R. Tolkiens visionäre Fantasy-Triologie „Der Herr der Ringe“ als unverfilmbar. Nachdem eine Zeichentrick-Adaption 1978 kläglich scheiterte, wagte sich fortan niemand mehr an den Stoff. Doch vor sieben Jahren setzte der neuseeländische Independent-Regisseur Peter Jackson („Heavenly Creatures“, „The Frighteners“) alles auf eine Karte. Er überzeugte die Produktionsfirma New Line, dass mit den heutigen technischen Möglichkeiten eine Umsetzung möglich sei. Der Regisseur, ein glühender Verehrer der Vorlage, die erstmals in den 50ern erschien und den späten 60ern zu einem Inbegriff der Gegenkultur wurde, steckte sein ganzes Herzblut in das insgesamt mit 330 Millionen Dollar budgetierte Projekt. Um Kosten zu sparen, drehte der Neuseeländer alle drei Teile auf einen Schlag. Ein gigantischer logistischer Aufwand, an dem er nicht gescheitert ist. Allein drei Jahre benötigte Jackson, um die Drehbücher gemeinsam mit Frances Walsh, Stephen Sinclair und Philippa Boyens zu schreiben. „Ich hatte nur ein Ziel vor Augen: Ich wollte das Publikum auf eine glaubhafte und überzeugende Weise in die phantastische Welt von Mittelerde befördern. Ich wollte die großen Momente des Buches nehmen und die modernsten Technologien einsetzen, um den Zuschauern Abende im Kino zu schenken, die sie niemals wieder vergessen werden“, erläutert der Filmemacher. Und genau dieses Ziel hat er voll erreicht: „Der Herr der Ringe - Die Gefährten“ entfaltet in seinen wie im Flug vergehenden drei Stunden Laufzeit eine derartige epische Wucht, wie sie bisher noch nie auf der Leinwand zu sehen war. Gigantische, vor allem realistisch wirkende Sets und atemberaubend schöne Landschaftsaufnahmen - allesamt in Neuseeland gedreht - lassen die Welten von Hobbingen, Bruchtal, Lothlorien oder die Minen von Moria entstehen. Dem Zuschauer bleibt beim monolithischen Kampf von Gut gegen Böse nur Staunen und Mitfiebern. Mit einem höllischen Tempo jagt der Film durch die ersten Episoden. Ein wahres Sperrfeuer an Action und Informationen prasselt auf den Betrachter nieder.

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    Das größte Problem von „Die Gefährten“ hat Jackson bravourös gelöst. Teil eins der Mär um Macht, Neid, Freundschaft, Verrat und Tod dient im Grunde nur als Einführung der zahllosen Charaktere. Die Handlung des Buches ist sinnvoll gestrafft worden, Jackson filterte daraus eine packende, hochspannende Essenz, die in seinem Geist der Vorlage stets treu bleibt. Vielleicht werden einige bedauern, dass der komplette Handlungsstrang um den kauzigen Waldgeist Tom Bombadil nicht dabei ist oder dass die sangesfreudigen Hobbits im Film kein einziges Lied anstimmen, doch Jacksons große Leistung besteht gerade darin, Tolkins Werk kongenial zu adaptieren ohne sich sklavisch an die Vorlage zu halten - im Gegensatz zu „Harry Potter“, wo Auftrags-Regisseur Chris Columbus allzu brav das Buch abfilmt, dadurch aber jede Magie flöten geht.

    Besonders bemerkenswert ist der Mut zur Eigenständigkeit. „Der Herr der Ringe“ will sich nicht am Massengeschmack anbiedern. Der Film ist düster, verarbeitet sogar Horrorelemente und sorgt in vielen Szenen für pure Gänsehaut - verstärkt durch Howard Shores mächtigen Soundtrack. Die Kämpfe sind hart und blutig, die Armeen der Orks sehen furchterregend aus und Rücksicht auf zarte Seelen wird nicht genommen.

    Die sensationelle, bildgewaltige Optik und die Maßstäbe setzenden Spezialeffekte aus dem Haus der neuseeländischen Software-Schmiede WETA allein machen aus Jacksons Interpretation noch kein Glanzstück, erst die stark spielende Darstellerriege bildet das letzte Mosaiksteinchen zum zeitlosen Meisterwerk. Der 20-jährige Ex-Kinderstar Elijah Wood („Forever Young“, "Der Eissturm") trägt die Bürde des Hauptdarstellers mit Bravour. Mit großen, glasklaren Augen ist sein Frodo jederzeit glaubhaft. Doch die wahre Größe des Films ist Ian McKellens Darstellung des Zauberers Gandalf, dem er eine überragende Präsenz verleiht. Auch alle anderen Schlüsselfiguren sind bestens besetzt: Sean Bean („Ronin“) glänzt als zwielichtiger, innerlich zerrissener Boromir, Cate Blanchett („Elisabeth“, „Banditen“) ist als Elben-Königin Galadriel ebenso betörend wie Liv Tyler ("Eine Nacht bei McCool´s") als mutige Elbin Arwen. Ian Holm („Das fünfte Element“) verleiht Bilbo Beutlin Rückgrat, Christopher Lee dem finsteren Zauberer Saruman Boshaftigkeit und Hugo Weaving („Priscilla - Königin der Wüste“) dem Elbenführer Elrond Würde. Nur Viggo Mortensen bleibt als Aragorn etwas blass, was aber eher an der Figur liegt, die auch im Buch zwar sehr bestimmend, aber halt auch zurückhaltend gezeichnet ist.

    Was gibt es abschließend zu meckern? Abgesehen davon, dass man ein ganzes Jahr auf den nächsten Teil („Der Herr der Ringe - Die zwei Türme“) warten muss? Nichts. Unvergessliche Bilder, atemberaubende Spannung und große Emotionalität: „Der Herr der Ringe“ wird die Zuschauer von den Eindrücken erschlagen mit offen stehenden Mündern aus den Kinosaal gehen lassen - garantiert!

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