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    Tatort: Der Pakt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Tatort: Der Pakt

    Abschied von Devid Striesow

    Von Lars-Christian Daniels

    Eine echte Erfolgsgeschichte ist aus dem Saarbrücker „Tatort“ mit Hauptkommissar Jens Stellbrink nicht geworden: Zwar veranlasste der Saarländische Rundfunk nach dem misslungenen „Tatort: Melinda“ von 2012, dem katastrophalen „Tatort: Eine Handvoll Paradies“ von 2013 und dem vernichtenden Echo von Filmkritik und Zuschauern eine Kurskorrektur und drehte in den vergangenen Jahren etwas am Personalkarussell, doch ein wirkliches Krimi-Highlight wollte den Filmemachern trotzdem nicht gelingen. Im Juli 2017 warf Devid Striesow schließlich das Handtuch: „Es war eine spannende Zeit mit dem Saarbrücker Tatort und der Figur Jens Stellbrink, die eine starke Entwicklung erfahren hat. Und die Zuschauer dürfen sich ja auch noch auf zwei spannende Fälle mit einem gereiften Hauptkommissar Stellbrink freuen, bevor ich diese Figur schweren Herzens gehen lasse“, gab der Schauspieler in seinem Abschiedsstatement bekannt – und der SR steht nun vor der Aufgabe, einen Nachfolger zu finden. Striesows letzter „Tatort: Der Pakt“ zählt unterm Strich zu seinen besseren – der große Wurf ist aber auch sein achter Fall nicht geworden.

    Als im Wohnheim eines Saarbrücker Krankenhauses die Schwesternschülerin Vanessa (Aylin Werner) erdrosselt aufgefunden wird, fällt der Verdacht auf ihren Liebhaber: Dr. Sharifi (Jaschar Sarabtchian) engagiert sich wie Vanessa in der Initiative „Mediziner für Asyl e.V.“, die von der Ärztin Annemarie Bindra (Franziska Schubert) ins Leben gerufen wurde und sich um die Versorgung von Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung kümmert. In der Nacht ihres Todes hatten die beiden Sex im Zimmer von Vanessas Schwesternkollegin Anika (Lucie Hollmann), während im Wohnheim eine Party gefeiert wurde. Gegenüber Hauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) und seinen Kolleginnen Mia Emmrich (Sandra Maren Schneider) und Lisa Marx (Elisabeth Brück) gibt Sharifi an, dass Vanessa noch gelebt hat, als er das Wohnheim verließ. Aber wollte der Täter überhaupt sie töten oder handelt es sich um eine Verwechslung mit Annika, die der Toten ähnlich sah? Die Ermittler finden heraus, dass Annika den ägyptischen Flüchtling Kamal (Mehdi Meskar), der ebenfalls für die Initiative arbeitete und als Informant für Dr. Hesse (Christian Intorp) von der Ausländerbehörde tätig war, enttarnt hatte. Offenbar wollte jemand verhindern, dass das an die Öffentlichkeit kommt…

    Es hatte sich in den vergangenen „Tatort“-Folgen bereits angedeutet und wird nun auch ganz offiziell vollzogen: Pünktlich zu ihrem voraussichtlich letzten Einsatz in Saarbrücken (über die Nachfolger hüllt sich der Saarländische Rundfunk noch in Schweigen) wird Mia Emmrich im „Tatort: Der Pakt“ zur Kommissarin befördert und ist ihrer Kollegin Lisa Marx, die im ursprünglichen Konzept des Senders als gleichgestellte Partnerin von Jens Stellbrink vorgesehen war, nun auch in Sachen Dienstgrad ebenbürtig. Dass es zwischen den Hauptdarstellern Striesow und Brück nicht funktioniert hat, ist ein offenes Geheimnis – und so kam diese schleichende Wachablösung in den vergangenen Jahren wohl nicht von ungefähr. Während sich Marx‘ gemeinsame Minuten mit Stellbrink einmal mehr an einer Hand abzählen lassen, gestehen die Filmemacher auch Staatsanwältin Nicole Dubois (Sandra Steinbach), die nach zwei vielkritisierten Auftritten vom SR und Stammregisseur Zoltan Spirandelli komplett aufs Abstellgleis geschoben wurde, bei ihrem letzten Auftritt nur drei Sätze zu. Angesichts der verkorksten Personalpolitik und dem oft steifen Zusammenspiel aller Beteiligten ist die Entscheidung, beim Saar-„Tatort“ die Reset-Taste zu drücken, eine sinnvolle – denn wirklich überzeugen konnte das disharmonische Figurenkonstrukt bis zum Schluss nicht.

    Auch im 1082. „Tatort“ wirkt im Präsidium wieder vieles hölzern, wenngleich die Hauptdarsteller rein schauspielerisch überzeugen – und auch die Nebendarsteller Franziska Schubert als aufopfernd schuftende Ärztin und Lucie Hollmann als Lernschwester mit großem Herz liefern eine solide Performance ab. Beim Blick auf einige Kleindarsteller, die hier absolut nicht Primetime-tauglich agieren, tun sich hingegen Abgründe auf. Am stärksten gefordert wird Mehdi Meskar mit seiner anspruchsvollen Rolle als ägyptischer Flüchtling, falsch spielender Spitzel und großer Bruder, doch eine echte Beziehung können wir zu dieser Schlüsselfigur des Films nur schwer aufbauen: Über Kamals Vorgeschichte erfahren wir nur das Nötigste, über sein Schicksal als Flüchtling in Deutschland wenig – stattdessen verschwenden die Filmemacher wertvolle Minuten dafür, das Familienleben des undurchsichtigen Dr. Hesse zu beleuchten. Immerhin: Statt sich in ermüdendem Kompetenzgerangel zwischen Kripo und Ausländerbehörde zu verlieren, setzt Spirandelli, der das Drehbuch zum Film gemeinsam mit Michael Vershinin („Der Usedom-Krimi“) schrieb, auf einen klassischen Whodunit und hält die Täterfrage dabei erfreulich lange offen: Bis in die Schlussviertelstunde kommen mehrere Verdächtige als Mörder infrage.

    Unterm Strich ist der „Tatort: Der Pakt“ damit solide Krimikost, bei dem vor allem das Stammpublikum auf seine Kosten kommt – was diesen Gesamteindruck schmälert, ist aber der kitschige Soundtrack, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn sich die Dramatik nicht so recht von selbst entwickeln will. Auch im Hinblick auf das einstige Enfant Terrible Stellbrink, der in seinem ersten „Tatort“ noch in Wickelhosen durchs Präsidium lief und auf seinem knallroten Motorroller mit Fliegerbrille an den Crazy Frog aus den schlimmsten Zeiten der Klingeltonwerbung erinnerte, hat der SR zwei Gänge zurückgeschaltet: Am Ende geht Stellbrink als geerdeter einsamer Wolf, der über den Dächern der Stadt ein schickes Penthouse bewohnt und bei der Damenwelt wenig Glück hat. Denn war es im „Tatort: Totenstille“ noch eine gehörlose Bikerin, die bei Stellbrink auf Tuchfühlung ging, datete der Kommissar im „Tatort: Söhne und Väter“ versehentlich Kollegin Marx und muss sich diesmal der Avancen der aufdringlichen Schwesternausbilderin Maria Krafft (Nina Vorbrodt) erwehren. Wer den alleinstehenden Kommissar beerbt, ist wie gesagt nach wie vor offen: Bisher hat der SR nur bekannt gegeben, dass zukünftig fünf Ermittler auf einmal die Mörder im Saarland zur Strecke bringen sollen.

    Fazit: Mit Zoltan Spirandellis solidem „Tatort: Der Pakt“ verabschiedet sich das vielgescholtene Team aus dem Saarland mit Anstand aus der Krimireihe – aber mehr auch nicht.

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