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    You Might Be The Killer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    You Might Be The Killer

    Meta-Slasher im Sommercamp

    Von Oliver Kube

    Kaum ein anderes Genre wird so sehr von Klischees dominiert wie der Slasher-Horrorfilm. Das fängt schon bei den Settings an. Einer der von den Drehbuchautoren meistgenutzten Schauplätze ist dabei das Ferienlager. Wobei der bekannteste Vertreter dieser Art natürlich „Freitag, der 13.“ mit seinem Camp Crystal Lake ist. In dessen Windschatten folgten etliche weitere Sommercamp-Streifen von „Blutiger Sommer - Das Camp des Grauens“ über „Brennende Rache“ und „Camp Hell“ bis hin zur cleveren Horror-Komödie „The Final Girls“.

    Ist ja auch klar, das Wort allein suggeriert schließlich schon eine Art von Freiheit – keine Schule, keine Eltern und so weiter. Dazu ist es Sommer und bei den vielleicht erstmals mehr oder weniger unbeaufsichtigt auf das andere Geschlecht losgelassenen Teenagern rasen die Hormone. Was wäre da grausiger als ein durchgeknallter Typ, der sie ausgerechnet an diesem so unbeschwerten Ort scheinbar sinnlos einen nach dem anderen abschlachtet? Aufgrund der vielen Vorgänger wird es allerdings zunehmend schwerer, in diesem Szenario mit neuen Ideen zu punkten. Regisseur Brett Simmons („Husk - Join The Harvest“) hat sich dennoch getraut und legt nun mit dem schwarzhumorigen „You Might Be The Killer“ einen ebenso doppelbödigen wie spannenden Meta-Horrorfilm vor.

    “How I Met Your Mother“-Star als Horror-Nerd

    Panisch flüchtet Camp-Leiter Sam (Fran Kranz) in einen leerstehenden Schuppen. Kurz bevor die Kinder eintreffen sollten, hat ein maskierter Killer sämtliche seiner Betreuer ermordet und ist nun hinter ihm her. Weil er den örtlichen Sheriff nicht erreicht und zudem unter unerklärlichen Blackouts leidet, ruft Sam in seiner Verzweiflung eine Freundin an. Chuck (Alyson Hannigan) ist großer Horrorfilm-Freak und soll ihm deshalb sagen, wie er sich aus dieser aussichtslos erscheinenden Situation noch retten kann. Nach Analyse von Sams Schilderungen und seinem Geständnis, dass er zwar unverletzt, aber komplett blutüberströmt sowie seltsamerweise in Besitz einer Machete plus einer hölzernen Maske sei, kommt Chuck zu dem naheliegenden Schluss, dass ihr Kumpel selbst der Mörder sein muss...

    Ist Sam womöglich selbst der Killer hinter der Maske?`

    Brett Simmons spielt in seiner Horrorkomödie ganz offen mit den Klischees und Stereotypen des Genres – ganz in der Tradition von solchen Meta-Meisterwerken wie „The Cabin In The Woods“ und Wes Cravens „Scream - Schrei“. Dabei spielt der Film zwar definitiv in der Gegenwart – Smartphones, die Kleidung der Charaktere sowie die Einrichtung des Comic-Ladens, in dem Chuck arbeitet, sind dafür sichere Indizien. Trotzdem hat der Regisseur seinem Werk, was Kamera, Schnitt und Spezialeffekte angeht, einen Retrolook verliehen.

    Das ist einerseits wohl als Verneigung vor den vielen Vorgängern, speziell aus den 1980er Jahren, zu verstehen, dürfte aber gleichfalls auch den Budget-Restriktionen geschuldet sein. Ähnlich verhält es sich bei den Nebendarstellern. Denn bei einigen der etwas zu dick auftragenden oder hölzern ihre Zeilen aufsagenden Akteuren kann man sich nicht durchgehend sicher sein, ob das Ganze nun augenzwinkernd interpretiert ist oder er/sie es einfach nicht besser kann. Aber egal, auch dieses Element funktioniert, wenn man es als Hommage an die vielen B- oder C-Film-Klassiker des Sujets annimmt.

    Der Film zählt seine Toten selbst

    Die auf einer launig-ironischen Twitter-Unterhaltung der Produzenten Sam Sykes und Chuck Wendig basierende Handlung läuft nach dem üblichen Eliminations-Muster ab. Wobei wegen der Gedächtnislücken des Protagonisten und der Konversationen mit Chuck immer wieder Flashbacks eingeschoben werden. Sehr zuschauerfreundlich ist an diesen Stellen übrigens die knallrote Einblendung des gerade aktuellen Bodycounts auf dem Bildschirm. So kommt man bei den Zeitsprüngen nicht durcheinander, wenn der eine oder andere Totgeglaubte dann doch gerade (noch!) nicht hinüber ist.

    Die „Kills“ werden allesamt relativ gradlinig mit einem Buschmesser, einer Schaufel oder ähnlichen Alltagsgerätschaften durchgeführt. Es gibt keine aufwändigen, komplexen Todes-Szenarien. Das muss aber auch gar nicht sein. Die Originalität entsteht sowieso vielmehr aus der einfallsreichen, mit offensichtlicher Liebe zum Genre durchzogenen Weise, die Geschichte zu erzählen.

    Alyson Hannigan in ihrer Paraderolle als Popkultur-Nerd.

    Die Figur von Alyson Hannigan („American Pie“) fungiert dabei – gerade weil sie nicht am Ort des Geschehens weilt, sondern sich, wie wir, weit entfernt und in Sicherheit befindet – als eine Art Stellvertreterin für das Publikum. Chuck wirkt dabei wie eine Melange aus Hannigans Rollen in den immens populären TV-Serien „Buffy - Im Bann der Dämonen“ und „How I Met Your Mother“: liebenswürdig, clever und mit einem Anflug von schräger Sexyness. So fällt dem Zuschauer die Identifikation mit ihr leicht, weil er sie bereits zu kennen glaubt. Spätestens wenn sie dem völlig überforderten, von Fran Kranz (der kiffende Szenendieb aus „The Cabin In The Woods“) gespielten Sam dann noch ihre aus Klassikern wie „Halloween - Die Nacht des Grauens“ oder „Nightmare - Mörderische Träume“ gewonnenen Lebensweisheiten vermittelt, wissen wir endgültig: Chuck ist eine von uns!

    Fazit: Mit vergleichsweise kleinem Budget ist hier eine unterhaltsame, mit spürbarer Liebe zur Materie gewürzte Meta-Horror-Komödie gelungen, die zudem nicht nur als Parodie auf das Genre, sondern zugleich auch als Slasher erfreulich gut funktioniert.

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